Süddeutsche Zeitung

Schnelle Liebe:Wilde Nächte im Glockenbach

Schnelle Liebe und flüssiges Kokain? Keine Sorge, hier ist nicht die Rede vom Rotlichtmillieu, sondern von einer der besten Bars Münchens.

Beate Wild

Es ist fast Mitternacht. Man ist im Glockenbachviertel unterwegs, kommt gerade aus einer Kneipe und will nun in einen der umliegenden Klubs zum Tanzen. Davor braucht man aber dringend noch eine gute Grundlage - sprich, etwas zu essen. Und dazu bitte einen Cuba libre, und das Ganze in einer coolen Bar mit netten Leuten. Gibt's nicht? Gibt's doch! Die Schnelle Liebe ist die derzeit angesagte Anlaufstation für szenige Nachtschwärmer in München. Gleich beim Sendlinger Tor in der Thalkirchner Straße 12 ist die kleine Bar die perfekte Location, um nachts noch seinen Hunger zu stillen und sich fit zu machen fürs Clubbing.

Bis nachts um drei Uhr werden in der Kneipe von Markus Frankl Burger, Pasta und Focaccia gebrutzelt. Der Gastronom, der vor vielen Jahren auch das "Nage & Sauge" im Lehel etablierte, hat sein Handwerk von der Pike auf gelernt. Seine Erkenntnisse aus dem Leben eines Küchenchefs und Kneipenbetreibers kann man übrigens in seinem witzigen Buch "Wer nichts wird, wird Wirt" nachlesen. Aber das nur am Rande.

Die Stimmung ist ausgelassen, die Musik meist laut

Die Schnelle Liebe zieht alle möglichen Gäste an: Eine Gruppe Mittdreißiger, die gutgelaunt den Sieg ihrer Hobby-Fußballmannschaft feiert. Ein Liebespaar, das wild knutschend vom Rest der Kneipe gar nichts mitkriegt. Aufgebrezelte Freundinnen, die sich mit einem Prosecco auf Eis zuprosten. Spanische Erasmus-Studenten, die gerade das Münchner Nachtleben für sich entdecken. Die bunte Mischung macht's. Die Stimmung ist ausgelassen, die Musik meist laut.

Dabei ist die Schnelle Liebe eigentlich immer überfüllt bis fast unter die Decke. Die L-förmige Bar ist winzig, die Gäste müssen zusammenrücken. Aber vielleicht ist gerade das der Grund für die lockere Atmosphäre. Für Leute mit Klaustrophobie ist der Laden jedenfalls nicht geeignet.

Dem Szenevolk des Viertels ist die Schnelle Liebe auch als Bestandteil des sogenannten Bermuda-Dreiecks bekannt, das sich aus eben besagter Bar und den beiden Klubs "Erste Liga" und "Pimpernel" zusammensetzt. Gemeint ist das Eck, wo Müllerstraße und Thalkirchner Straße zusammentreffen.

Mit Bermudadreieck ist ursprünglich ein Seegebiet gemeint, das sich im westlichen Atlantik nördlich der Karibik befindet und durch geheimnisvolle Vorfälle bekannt wurde: Schiffe, Flugzeuge und ihre Besatzungen sollen hier spurlos verschwunden sein. So ähnlich ist es auch mit dem Bermudadreieck im Glockenbachviertel. Sucht der Münchner Nachtschwärmer diese drei Lokalitäten in dieser Reihenfolge auf, ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass er irgendwo verschwindet beziehungsweise versumpft - sogar noch größer als beim legendären Original.

Schuld daran ist möglicherweise "Liquide Cocaine". Nein, keine Sorge, in der Schnellen Liebe gibt es keine Drogen zu kaufen. Es handelt sich hierbei um ein neues alkoholhaltiges Getränk - meist ein Stamperl -, das man in einschlägigen Szene-Bars des Viertels bekommt. Er besteht zur einen Hälfte aus kaltem, gezuckerten Espresso, zur anderen aus Wodka. Und: Es macht schlagartig sehr, sehr fit.

Wer dann gegen drei Uhr morgens satt, glücklich und beschwingt wieder auf die Thalkirchner Straße hinausstolpert, will meistens noch nicht heim. Muss er auch nicht. Im schlimmsten Fall verschwindet er im Bermudadreieck.

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