Süddeutsche Zeitung

Schmiererei:"Dreckiger Anschlag"

Hakenkreuze am Haus der Kunst - Polizei hat keine Hinweise

Unbekannte haben am Donnerstagabend während der Eröffnung der neuen Ausstellungen das Haus der Kunst mit Hakenkreuzen beschmiert. Der Staatsschutz ermittelt wegen des Verwendens verfassungsfeindlicher Kennzeichen. Sachschaden entstand keiner, denn der oder die Täter hatten Kreide verwendet. Die Symbole wurden von einer Restauratorin entfernt.

Ganz in der Nähe der Schmierereien befinden sich die Installationen "Résistance" von Christian Boltanski aus dem Jahr 1993/94 und "Travertin/Judenpech" von Gustav Metzger von 1999. An der Boltanski-Installation links vom Haupteingang wurden Hakenkreuze gezeichnet. Das Werk zeigt in einer Plakatinstallation an der Südfassade die Augenpaare ehemaliger Mitglieder der antifaschistischen Widerstandsgruppe "Rote Kapelle". Auf Metzgers Bodeninstallation wurde ein Davidstern geschmiert. Die Arbeit besteht im Säulengang rechts vom Eingang aus einer Schicht Teer - einem Baustoff, der lange Zeit mit dem antisemitisch geprägten Begriff "Judenpech" bezeichnet worden war. Die Installationen gehören zu einer Ausstellung, die die Geschichte des Hauses der Kunst reflektiert. Der einstige NS-Kunsttempel wurde 1937 von Adolf Hitler mit einer großen Parade eröffnet.

Bayerns Kunstminister Ludwig Spaenle (CSU) verurteilte die Hakenkreuz-Schmierereien scharf. Sie seien ein "dreckiger Anschlag auf die künstlerische Freiheit" und ein "deutlich sichtbares Zeichen für Antisemitismus", sagte er, als er sich am Freitagnachmittag im Museum ein Bild von der Lage machte. Die Museumsleitung will sich nicht äußern.

Die Staatsschützer der Münchner Polizei ermitteln zudem wegen Volksverhetzung gegen den oder die Täter, die am Donnerstag am Jüdischen Museum Blätter mit Davidstern und dem Wort "Jude" in altdeutscher Schrift angeklebt hatten. Auch am Marienplatz fanden sich derartige DIN-A-4-Blätter. Blätter und Kleber ließen sich entfernen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.2654325
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 19.09.2015 / lyn, wim
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.