Könnte Thomas de Maizière jetzt noch Bundeskanzler werden? Gewiss, die Frage ist hypothetisch, weil Angela Merkel keinerlei Anzeichen von Amtsmüdigkeit erkennen lässt und es auch sehr unwahrscheinlich ist, dass sie aus dem Nichts einen so schweren Fehler begeht, dass sie darüber stürzen würde.
Eine klare Antwort ist trotzdem möglich: Nein, de Maizière scheidet als Reservekanzler aus. Das Drohnendebakel wird an ihm kleben bleiben, er muss froh sein, wenn er die Affäre im Amt übersteht, weitere Karriereambitionen kann er sich abschminken.
Münchens Polizeipräsident Wilhelm Schmidbauer wird deshalb heilfroh sein, dass er kein Politiker ist, sondern Beamter. Als Politiker wäre Schmidbauer nach seinem katastrophalen Krisenmanagement in der Affäre um den Faustschlag eines seiner Beamten gegen eine gefesselte Frau irreparabel beschädigt gewesen. Zuvor hatte er schon im Fall Gaddafi eine äußerst unglückliche Figur abgegeben und sich vom rüpelhaften Sohn des libyschen Diktators zum Essen einladen lassen, statt den Mann in sein Büro vorzuladen.
Instinktloser Polizeichef
Doch als Beamter darf Schmidbauer weiter aufsteigen, als ob nichts gewesen wäre. Deshalb wird er jetzt Landespolizeipräsident. Wer als Beamter einmal auf die Karriereschiene gesetzt wurde, muss offenbar die berühmten silbernen Löffel stehlen, um auf dem Weg nach oben noch zu scheitern.
Schmidbauers Beförderung ist in mehrfacher Hinsicht ein fatales Signal. Nicht nur, weil hier jemand belohnt wird, der sich als unfähig gezeigt hat, einen Übergriff, der in seinem Bereich begangen wurde, einzugestehen und zu bereinigen. Sondern auch, weil der Ruf der bayerischen Polizei insgesamt durch rabiates Verhalten einzelner Beamter gelitten hat. Um das Vertrauen der Bürger wiederherzustellen, müsste das Land jetzt einen instinktsicheren Polizeichef bekommen. Und keinen instinktlosen.