Schleichender Abschied von Telefonzellen:Schlechte Verbindung

Immer mehr Telefonzellen werden abgebaut. Vor allem in Wohngebieten und auf dem Land verschwinden die Häuschen. So manche Gemeinde wird da selbst zum Telefonzellenbetreiber.

Christian Vooren

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Wetterextreme 2006 - Strenger Winter, heißer Sommer, zu warmer Herbst

Quelle: picture-alliance/ dpa

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Zwölf Euro, das ist der Ertrag eines Monats. Andreas Mascher von der Gemeinde Bad Heilbrunn hat sie vergangene Woche aus dem Münzspeicher der Telefonzelle geholt. Die Betriebskosten deckt das nicht, doch dem Geschäftsführer der kleinen Gemeinde im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen ist das egal. "Wir machen das ja nicht, um Geld zu verdienen."

Das Foto zeigt eine Telefonzelle im oberbayerischen Ruhpolding.

Abtransport gelbe Telefonzelle

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Die Telefonzelle ist die einzig verbliebene, bis April gab es zwei, doch dann hatte die Telekom die Gemeinde informiert, dass sie die Geräte abbauen werde. Sie seien nicht lukrativ genug. In Bad Heilbrunn wollte man den Fernsprecher behalten, also kaufte die Gemeinde kurzerhand der Telekom ein Telefon ab.

Auf dem Bild ist der Abbau einer Telefonzelle in Schwerin zu sehen.

Die Telefonzelle ist noch nicht tot

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Seit dem Siegeszug der Handys hat die Telekom - die als Betreiber praktisch das Monopol inne hat - in ganz Deutschland zahllose Telefonzellen abgebaut, allein seit 2010 waren es bundesweit rund 10.000 Fernsprecher. Etwa 10.000 existieren aktuell noch in Bayern. "Letztlich bestimmt der Nutzer das Angebot", sagt Telekom-Sprecherin Cordelia Hiller.

Hier ist eine Telefonzelle in Dresden zu sehen.

Die Telefonzelle ist noch nicht tot

Quelle: Arno Burgi/dpa

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In stark frequentierten Gebieten blieben die Telefonzellen stehen, etwa in Fußgängerzonen, in der Innenstadt oder an Bahnhöfen. Im gesamten Stadtgebiet München gibt es derzeit noch rund 1400 öffentliche Telefone, davon 400 in Glashäuschen. Am Hauptbahnhof macht die Telekom in München den höchsten Umsatz, dort gehen die meisten Anrufe ab.

Dieses Foto wurde in Leipzig aufgenommen.

DDR-Plattenbauviertel vor Komplett-Abriss

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In Wohngebieten und ländlichen Regionen spielen öffentliche Telefone dagegen kaum mehr eine Rolle, sagt Niels Hafenrichter von der Telekom. Deshalb wird abgebaut. Das geschehe aber immer nur nach Rücksprache mit den Gemeinden, betont das Unternehmen. Andreas Mascher, Geschäftsführer in Bad Heilbrunn, hat das anders in Erinnerung: "Wir haben ein Schreiben erhalten, worin uns mitgeteilt wurde, dass die Telefonzelle in einigen Tagen abgebaut wird. Das war alles."

Auf dem Bild: Eine Telefonzelle im Plattenbaugebiet Suhl-Nord.

Gelbe Fossilien

Quelle: ddp

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Wo die Telefonzellen bleiben, werden sie den veränderten Bedürfnissen angepasst. So ist es in vielen Telefonzellen mittlerweile möglich, SMS zu schreiben oder über einen integrierten Internetzugang mit dem Smartphone oder Notebook E-Mails zu verschicken.

Telekom Telefonzelle zu Call-by-Call

Quelle: picture-alliance / dpa/dpaweb

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In München stehen insgesamt 80 solcher Fernsprecher, an 48 Standorten kann man über das Telefon die Fahrplanauskunft abrufen. Auch in ländlichen Regionen können diese Stationen attraktiv sein. In Feldafing beispielsweise betreibt die Telekom am Bahnhof eine Multimedia-Station. Dort wurde ein eigenes Portal eingerichtet, an dem sich die Besucher über Veranstaltungen oder Neuigkeiten aus dem Rathaus informieren können.

Telefonzelle

Quelle: ddp

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Seit 2005 kann man in den Münzfernsprechern übrigens wieder mit D-Mark bezahlen - zum glatten Kurs von zwei zu eins. In Bad Heilbrunn waren diesmal aber trotzdem nur Euromünzen in der Kasse.

Das Foto zeigt eine Telefonzelle in Okertal.

© SZ vom 25.08.2011/tob
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