Schläger von Solln:Mordanklage wahrscheinlich

In Stadelheim warten die Schläger von Solln auf ihren Prozess. Vermutlich werden sie wegen Mordes an Dominik Brunner angeklagt.

Florian Fuchs

Die Staatsanwaltschaft wird erst im neuen Jahr Anklage gegen die beiden Jugendlichen erheben, die im September Dominik Brunner am S-Bahnhof Solln zu Tode geprügelt haben sollen. "Wir hoffen, in den nächsten Wochen so weit zu sein", sagt Oberstaatsanwältin Barbara Stockinger.

Schläger von Solln: Hier in Stadelheim warten die beiden Schläger von Solln, die Dominik Brunner zu Tode geprügelt haben, auf ihr Urteil.

Hier in Stadelheim warten die beiden Schläger von Solln, die Dominik Brunner zu Tode geprügelt haben, auf ihr Urteil.

(Foto: Foto: Catherina Hess)

Noch fehlt ein psychiatrisches Gutachten der mutmaßlichen Täter, auch ein Mitschnitt der Tat auf einem Handy muss erst ausgewertet werden. Nach dem Stand der Ermittlungen werden sich Sebastian L. und Markus Sch. wegen Mordes und gefährlicher Körperverletzung in Tateinheit mit räuberischer Erpressung verantworten müssen.

Der Mord von Solln ist nach Vorfällen unter anderem am U-Bahnhof Arabellapark und am Sendlinger Tor das jüngste Beispiel von Gewaltexzessen in München, das bundesweit Aufsehen erregte: Dominik Brunner stellte sich schützend vor eine Gruppe Teenager, die von Sebastian L. und Markus Sch. belästigt wurden - die beiden Jugendlichen prügelten ihn deshalb zu Tode.

Die Schläger sind in Stadelheim nicht unbekannt

Für Staatsanwältin Stockinger steht fest, dass der 50-Jährige an den Verletzungen starb, die ihm seine Angreifer mit Fußtritten und Faustschlägen zugefügt hatten - und nicht an den Folgen eines Sturzes während der Auseinandersetzung, bei der er mit dem Kopf auf ein Geländer geprallt war.

Die mutmaßlichen Täter sitzen mommentan in der Justizvollzugsanstalt Stadelheim. Laut Stockinger muss Sebastian L. mit bis zu zehn Jahren Gefängnis rechnen. Er war zum Tatzeitpunkt 17 Jahre alt, bei ihm gilt deshalb das Jugendstrafrecht. Markus Sch. war bei der Tat am 12. September schon 18 Jahre alt - die Richter könnten ihn deshalb lebenslang ins Gefängnis schicken.

Es ist nicht das erste Mal, dass Markus Sch. eine Zelle in Stadelheim belegt. Er hat Vorstrafen wegen Diebstahls und Körperverletzung und musste wegen räuberischer Erpressung einen Monat Dauerarrest absitzen. Sein älterer Bruder befindet sich wegen eines Drogendelikts ebenfalls im Gefängnis. Markus Sch., der auf Fotos auch gerne mal mit Pistole posierte, wohnte zum Tatzeitpunkt noch bei seinen Eltern in Johanneskirchen. Eine gut bürgerliche Gegend zwar, doch soll es eine schwierige Familie sein, um die sich seit längerem Behörden kümmern.

Sebastian L. hatte schon seit längerem keine Familie mehr. Seine Mutter verlor er mit 14 Jahren, seinen Vater mit 16. Die Eltern trennten sich, als L. sechs Jahre alt war. Als Teenager nimmt er an einem Antiaggressionstraining teil, bricht es aber ab. Mit 14 Jahren greift Sebastian L. zum ersten Mal zu Drogen: Marihuana, Ecstasy, Haschisch, Kokain, LSD. Betreuer werden ihn später als "dauerstoned" beschreiben.

Auch er sammelt mehrere Anzeigen, unter anderem wegen Diebstahls und räuberischer Erpressung. Von November 2008 an ist er ganz in der Obhut von Einrichtungen und Pädagogen. Doch die Verantwortlichen können ihn nicht halten, immer wieder reißt er aus. Auch in einem betreuten Wohnheim für drogenabhängige Jugendliche soll er sich nicht an die Regeln gehalten haben, weshalb er Hausarrest erhielt. Sebastian L. widersetzte sich der Ausgangssperre. Es war der 12. September, der Tag, an dem Dominik Brunner starb.

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