Süddeutsche Zeitung

Schießerei auf offener Straße:Hinrichtung aus Eifersucht

Lesezeit: 2 min

Im Münchner Westend ist eine Frau auf offener Straße von einem Mann erschossen worden - offenbar aus Eifersucht. Nach der Tat richtete sich der Täter selbst. Auch die fünfjährige Tochter wurde bei der Schießerei schwer verletzt.

Beate Wild

Auf offener Straße hat am Dienstagmorgen in München ein 45-jähriger Türke zuerst eine 24-jährige Frau und dann sich selbst erschossen. Auf die fünfjährige Tochter der Frau hatte der mutmaßliche Täter ebenfalls geschossen. "Das Mädchen ist verletzt, aber außer Lebensgefahr", sagte Kriminaloberrat Josef Wilfing. Sie werde zur Stunde in einer Kinderklinik operiert.

Als Tatmotiv vermutet die Polizei verschmähte Liebe oder Eifersucht. "Da sich der Täter selbst erschossen hat, ist nicht von einem Ehrenmord auszugehen", sagte Oberstaatsanwalt Peter Boie.

Kurz vor acht Uhr morgens habe der Mann das Opfer in der Schwanthalerstraße im Westend offenbar in der Nähe ihrer Wohnung abgepasst und mindestens vier Mal auf sie geschossen. Selbst als die Frau schon am Boden lag, feuerte der Mann laut Augenzeugenberichten weiter auf sie.

Die Frau habe, so die ersten Ermittlungen der Mordkommission, ihre Tochter in den Kindergarten bringen wollen. An der Kreuzung Ganghoferstraße habe der Täter Mutter und Kind aufgelauert und ohne vorherigen Wortwechsel sofort auf sie geschossen. Die Frau starb noch am Tatort. Laut einer Zeugenaussage soll der Täter auch gezielt mindestens zweimal auf die Fünfjährige geschossen haben. Sie erlitt einen Durchschuss des Brustkorbs. Die Polizei fand sie später weinend neben ihrer blutüberströmten Mutter.

Nach der Tat habe sich der 45-jährige Türke die Waffe, einen Revolver der Marke Smith & Wesson, an das Kinn gehalten und sich in den Kopf geschossen. Er starb wenig später im Krankenhaus. Bei dem Mann handelt es sich nach Aussagen der Polizei um den Onkel des geschiedenen Ehemannes der Frau. Die Frau ist mit dem Neffen des Täters, einem 27-jährigen Türken, von 2001 bis 2005 in Wuppertal verheiratet gewesen. Von dort stammt auch der mutmaßliche Mörder, der offenbar extra wegen der Tat nach München gekommen ist. Den Angaben zufolge lebt er bereits seit 1976 in Deutschland.

Tatmotiv vermutlich verschmähte Liebe oder Eifersucht

Der 45-Jährige habe der Frau schon seit langem nachgestellt und um sie geworben. Da seine Avancen jedoch, so die Polizei, zurückgewiesen worden seien, könnte als Tatmotiv verschmähte Liebe oder Eifersucht in Frage kommen. Er habe sogar behauptet, bereits eine fünfjährige Affäre mit der Ermordeten gehabt zu haben, was diese jedoch abstritt. Die junge Frau habe außerdem seit kurzem eine neue Beziehung mit einem Landsmann in München gehabt. Da sich der Täter nach dem Mord selbst richtete, sei ein sogenannter Ehrenmord auszuschließen, so Oberstaatsanwalt Boie.

Mehrere Passanten und Anwohner wurden Zeugen der Tat, unter ihnen auch ein neunjähriger Junge, der auf dem Weg zur Schule war. Er erlitt einen Schock und befindet sich in ärztlicher Behandlung.

Was mit der kleinen Tochter der ermordeten Frau passiert, war zunächst noch unklar. Polizeiangaben zufolge gibt es Angehörige, darunter auch die Großeltern des Mädchens, die sich um sie kümmern können.

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