Überhaupt war Jeroen Willems der Star der Hollandia-Truppe, der er seit der Gründung 1985 angehörte. Johan Simons, der schon während des Schauspielstudiums Willems' Mentor war - in Holland heißt das "Bühnenvater" -, hatte ihn von der Schauspielschule dazugeholt. Seine erste Rolle spielte er in Franz Xaver Kroetz' "Bauern sterben"; von 1997 an führte er auch selbst immer wieder mal Regie.
Seit 2004 war Willems frei unterwegs. Für "Brel, de zoete Oorlog", seine Hommage an den Chansonnier Jacques Brel, erhielt er 2004 den niederländischen Theaterpreis Louis d'Or; 2006 brachte er das Nachfolge-Stück "Brel 2" heraus und ging damit international auf Tournee.
Auch in der deutschsprachigen Theaterlandschaft war Willems regelmäßiger Gast, so zum Beispiel bei den Wiener Festwochen, wo er mit Luc Bondy und Christoph Marthaler arbeitete. In Heiner Müllers "Quartett", das Barbara Frey 2007 für die Salzburger Festspiele inszenierte, spielte er an der Seite von Barbara Sukowa. An den Münchner Kammerspielen, wo Simons inzwischen Intendant ist, war Willems in der Kieslowski-Adaption "Drei Farben: Blau, Weiß, Rot" im Schlussteil als Richter zu sehen. Und er hatte keine Skrupel, als Holländer in München den Kini zu geben: In "Ludwig II", inszeniert von Ivo van Hove nach dem Film von Visconti, war er ein in seiner künstlerisch-visionären Einsamkeit sehr einnehmender, melancholischer Märchenkönig von großem Ernst, ein scheuer Sonderling, dessen holländischer Akzent ihn im Kreis der Staats- und Hofschranzen noch fremder wirken ließ.
Dass Jeroen Willems, geboren am 15. November 1962 im niederländischen Heerlen, am Montag im Alter von nur 50 Jahren gestorben ist, kommt für alle, die ihn kannten, völlig unerwartet. Der in Holland auch als Filmstar beliebte Schauspieler war bei einer Liedprobe für die Gala zur 125-Jahr-Feier des Amsterdamer Theaters Carré zusammengebrochen und starb - nach den Angaben von Johan Simons noch im Krankenwagen - an Herzversagen. Die Abendveranstaltung, die auch Königin Beatrix besuchen wollte, wurde abgesagt.
Der Tod von Jeroen Willems ist ein Schock. "Er war eine Erscheinung. Wenn er auf die Bühne kam, ging ein Strom von ihm aus." So sagt es sein Bühnenvater Johan Simons. "Er spielte nah an der Seele."