In seinen Augen lag oft eine Scheu, eine Skepsis, eine Schüchternheit, wenn er den Sergente Alvise spielte. Dieser etwas unterwürfige, übereifrige, bisweilen doch spitzbübisch wirkende Ordnungshüter an der Seite von Commissario Brunetti in der ARD-Reihe „Donna Leon“ wurde Dietmar Mössmers bedeutendste Fernsehrolle. In 26 Folgen entwickelte er sie zu einer Kultfigur, die zum Erfolg der Serie beitrug. 19 Jahre lang gehörte Mössmer zu der Schauspielercrew, die wochenlang in den Gassen von Venedig arbeiten durfte. Um sich von der Enge der Lagunenstadt und den Dreharbeiten zu entspannen, floh er zwischendurch zum Lido. Zeitlebens suchte Mössmer den Wechsel zwischen Häusern und Natur, öffentlichen Auftritten und Rückzug ins Private.
Geboren wurde Mössmer am 10. August 1955 in Zams in Tirol, aufgewachsen ist er in Landeck. Als Kind soll er an einer schweren Herzerkrankung gelitten haben, die behandelnden Ärzte hätten ihm deshalb keine hohe Lebenserwartung prognostiziert, erzählt seine Tochter. Das machte ihn zu einem Kämpfer, der sich durchzusetzen, vor allem aber seine Lebensträume zu realisieren wusste. Er wollte Schauspieler werden.
Dem Schauspielstudium in Tirol folgten erste kleinere Engagements. Als ihn 1983 Ruth Drexel ans neu gegründete Volkstheater rief, nahm er diese Chance wahr und zog nach München. Als festes Ensemblemitglied konnte er hier seinen süddeutschen Dialekt ebenso einbringen wie sein geschliffenes Hochdeutsch. Drei Jahre blieb er am Volkstheater, engagierte sich aber auch an anderen Kulturstätten der Stadt wie dem kleinen Off-Theater „Viel Lärm um Nichts“ in Pasing. Ende der Achtzigerjahre kehrte er dann nochmal ans Volkstheater zurück. Mössmer hatte in München, vor allem im Stadtteil Schwabing, einen neuen Lebensmittelpunkt gefunden. Dennoch spielte er am Künstlerhaus Wien, in Telfs bei den Tiroler Volksschauspielen, in Wunsiedel bei den Luisenburg-Festspielen und wurde zunehmend für Filmproduktionen angefragt. So wurde aus dem Theatermenschen ein beliebter Seriendarsteller, dessen Gesicht bekannter war als sein Name.
Es waren meist nicht die ganz großen Auftritte und oft auch die Bösewichte, für die man ihn verpflichtete. Er konnte mit reduzierten Gesten und mit seinen hellen Augen bemerkenswert viel ausdrücken. Wie wandelbar Mössmer war, zeigt, dass man ihn immer wieder in beliebten Fernsehserien in verschiedenen Rollen sehen konnte. Etwa in „Soko München“, in „Der Fahnder“, „Polizeiruf 110“ oder „Ein Fall für zwei“. Er spielte im „Tatort“, bei „Hubert und Staller“, den „Rosenheim-Cops“, mit Ottfried Fischer in „Der Bulle von Tölz“ und vielen anderen Filmen. Von 2000 an wählte er seine Engagements so, dass sie nicht in die Zeit der Dreharbeiten in Venedig fielen. Er hatte die Figur des Sergente Alvise lieb gewonnen und hätte sie für nichts aufgegeben. Mit dem schrulligen Polizisten hatte er die Seiten gewechselt - von der Position des Halunken zum Uniformträger.
Kollegen und Freunde bezeichnen Dietmar Mössmer als nicht ganz einfache Person, wohl weil er sehr direkt sein konnte. Er sei ein lieber Mensch gewesen, aber mit Kanten und Ecken. Mössmer liebte seinen Beruf, aber auf der Bühne zu stehen bereitete ihm aufgrund einer Lungenkrankheit zunehmend Schwierigkeiten. Nur in seinem engsten Kreis erzählte er davon. Seinen Sinn für Komödie bewies der gebürtige Tiroler zuletzt in der ORF-Serie „Aus die Maus“ des deutsch-österreichischen Regisseurs Uli Brée mit Nina Proll und Maria Furtwängler.
Wohl auch weil ihm das Atmen in der Nähe von Wasser leichter gefallen sein mag, vor allem aber, weil er ein begeisterter Segler war, lebte Mössmer zuletzt in Starnberg. Wie jetzt erst bekannt wurde, starb er bereits am 2. Mai. Er hinterlässt eine Tochter, die Schauspielerin Daria Trenkwalder, und seine Lebensgefährtin, die Autorin Petra Lange. Am 6. Juni ist eine Trauerfeier in Starnberg geplant.