Schädlinge:Warum die Kastanien jetzt schon braun werden

Schädlinge: Für viele Biergartenbesucher leider schon fast ein vertrauter Anblick: Die schönen Kastanien, wie im hier im Augustiner-Biergarten, verfärben sich schon mitten im Sommer und verlieren ihre Blätter - wegen einer Motte.

Für viele Biergartenbesucher leider schon fast ein vertrauter Anblick: Die schönen Kastanien, wie im hier im Augustiner-Biergarten, verfärben sich schon mitten im Sommer und verlieren ihre Blätter - wegen einer Motte.

(Foto: Robert Haas)
  • Das Laub von Kastanienbäumen wird häufig früher braun als bei anderen Bäumen.
  • Schuld ist die Miniermotte beziehungsweise deren Raupen. Die fressen Gänge durch die Blätter, die dadurch absterben.
  • Die Puppen der Raupe überwintern im Laub. Um eine Verbreitung zu verhindern, kann man das Laub bei hoher Temperatur kompostieren.

Von Günther Knoll

Manche Biergartenbesucher haben sich über die Jahre daran gewöhnt, andere aber erschreckt der Anblick immer wieder aufs Neue: "Ihr" Baum, die Kastanie, wird schneller braun und wirft sein Laub früher ab als andere Laubbäume. Ursache dafür ist ein ungebetener Gast, der sich eingeschlichen hat, um seinen großen Durst und Hunger zu stillen. Dafür braucht er keine Schweinshaxn und kein Bier, nein, ihm genügen die saftig grünen Blätter. Es sind die Kastanienminiermotten, genauer gesagt deren Raupen und Puppen, die dem Baum zusetzen.

Vor allem nach Schönwetterperioden im Sommer werden viele Kastanien schon Ende Juli braun und kahl. Bei feuchtem Wetter nämlich fliegen die nur etwa fünf Millimeter großen Kleinschmetterlinge nicht. Sobald es aber warm und trocken ist, suchen sich die Weibchen mit Vorliebe die weißblühende Rosskastanie als Wirt, um in deren Blättern Eier abzulegen. Wenn die Raupen schlüpfen, saugen und fressen sie sofort Gänge durch die Blätter, sie minieren sie.

In Bayern wurde die Kastanienminiermotte 1993 erstmals nachgewiesen, seitdem macht sie sich hier breit. München und die Region mit ihren vielen Biergärten sind für sie ein Paradies. Woher sie kommt, ist immer noch ein Rätsel. Ursprünglich glaubte man, Asien sei ihr Ursprungsgebiet, dann der Balkan, wo die Rosskastanie ein großes natürliches Vorkommen hat, jetzt favorisiert man den Fernen Osten.

Erstaunlicherweise erholen sich die Bäume vom Mottenbefall aber oft wieder. Deshalb sehen Fachleute darin eher ein "ästhetisches Problem". Allerdings kann wiederholter Befall zu einer Schwächung führen, die einen weiteren Parasiten anlockt, ein Bakterium namens Pseudomonas syringae. Und das setzt dem Baum dann so zu, dass er in kurzer Zeit ganz abstirbt.

Weil die Puppen der Motte im Laub überwintern, hilft es, das Laub im Spätherbst zu sammeln und dann bei hoher Hitze, wie sie zum Beispiel in Großkompostieranlagen herrscht, zu kompostieren. Die Stadt München hat, um ihre Kastanien zu retten, in der Vergangenheit sogar schon große Sammelaktionen auch mit Schulen ins Leben gerufen. Sie hat es auch mit sogenannten effektiven Mikroorganismen (EM) versucht, welche die Widerstandskraft der Bäume stärken sollen. Und an der Technischen Universität erforscht man Pheromonfallen, die die Motten an der Eiablage hindern sollen.

Gleichzeitig verzichten München und auch andere Kommunen darauf, Kastanien weiterhin großflächig anzupflanzen. Langfristig könnte das womöglich die Chance für andere Laubbäume bieten, die Biergärten zu erobern. Wenn sie nicht dem Laubholzbockkäfer zum Opfer fallen.

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