Schädlinge:Gefährliche Gegner für Bäume

Sie sind klein, gefräßig und gefürchtet: Immer wieder verbreiten verschiedene Käfer Angst und Schrecken unter Baumbesitzern. Ein Überblick.

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Gefährliche Baumschädlinge: Gefürchteter Gegner

Der Borkenkäfer

Quelle: Hans-Jürgen Wege/dpa

Ob Buchdrucker, Kupferstecher oder Waldgärtner: Borkenkäferarten sind die in der heimischen Forstwirtschaft gefürchtetsten Gegner überhaupt. Nach den Stürmen Vivian und Wiebke 1990 oder im Rekordsommer 2003 raffte der Buchdrucker im Münchner Umland reihenweise Fichtenbestände dahin. Auch für das flächenweise Absterben der Wälder in den Hochlagen des Bayerischen Walds Mitte und Ende der 1980er Jahre ist vor allem diese Käferart verantwortlich: Bis heute sind die erbitterten Debatten darüber, ob der Buchdrucker im Nationalpark bekämpft hätte werden sollen, nicht verstummt. Während er und der Kupferstecher vor allem Fichten befallen, gefährdet der Waldgärtner in erster Linie Kiefern. Weil warme und trockene Sommer die Massenvermehrung all dieser rindenbrütende Käfer fördern, rechnen Experten damit, dass Borkenkäferkalamitäten künftig immer häufiger auftreten werden: Die Schädlinge könnten vom Klimawandel profitieren.

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Eingeschleppte Schönheit

Citrusbockkäfer in Hessen entdeckt

Quelle: dpa

Zu den neuerdings aus Ostasien eingeschleppten Baumschädlingen zählt der Zitrusbockkäfer, von dem jetzt auch wieder ein Exemplar in Anzing aufgetaucht ist. Bereits 2008 wurden 10 000 von ihm befallene Fächerahorne für eine Supermarktkette nach Deutschland importiert. Denn der hübsch gezeichnete und bis zu 35 Millimeter große Käfer lebt als Larve zwei Jahre versteckt unter der Wurzelrinde seiner Wirtspflanzen. Anders als heimische Bockkäfer kann er auch gesunde Bäume befallen und zum Absterben bringen; der Larvenfraß zerstört die Gefäße in Rinde und Holz und unterbricht damit die Wasserversorgung der Krone. Obwohl der Zitrusbockkäfer alle Laubbäume angreift, hat er bislang weder in China noch anderswo Wälder gefährdet. In Siedlungsräumen aber kann er ernsthafte Probleme bereiten: In der Region Mailand hat sich ein Befallsgebiet inzwischen auf 400 Quadratkilometer ausgedehnt, die Schäden werden auf 20 Millionen Euro geschätzt.

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Geröstete Suppeneinlage

Maikäfer

Quelle: Holger Hollemann/dpa

Der wohl populärste heimische Krabbler war als gefräßiger Schädling schon in Vergessenheit geraten, der vielbesungene Maikäfer galt nach den DDT-Einsätzen der 1950er und 1960er Jahre fast als bedrohte Art. Doch vor zehn Jahren hat in Deutschland eine Massenvermehrung eingesetzt, 2008 setzten Forstämter erstmals wieder Insektizide gegen Waldmaikäfer ein. Auch in seinem Fall sind weniger die an den Blättern nagenden Käfer, als die Larven das Problem: Die Engerlinge fressen drei Jahre lang an den Wurzeln von Sträuchern und Bäumen. Ab einer gewissen Dichte im Boden bedroht der Befall Forst-, Obst- und Weinkulturen. Früher wurden die Käfer unter Einsatz der gesamten Bevölkerung eingesammelt: 1950 kamen so allein in der Umgebung Wiens eine Milliarde Tiere zusammen. Einen Teil seiner Popularität verdankt der Käfer seinem Nährwert: Als einziges Insekt wurde er hierzulande noch im 20. Jahrhundert etwa als geröstete Suppeneinlage verspeist.

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Dekoratives Insekt

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Quelle: oh

Sein metallisch schillernder Panzer lässt vermuten, dass es sich auch um einen attraktiven Exoten handelt - aber der Eichenprachtkäfer ist in Mitteleuropa zu Hause. Das dekorative Insekt wird bis einen Zentimeter lang, es liebt warme Sommer und sonnige Wälder. Weil die Art dort überhand nehmen kann, steht sie als einzige in ihrer Verwandtschaft nicht unter Naturschutz. Prachtkäfer gelten als Schwächeparasiten, die nur durch Dürre, Pilze oder andere Schädlinge mitgenommene Buchen, Kiefern oder Eichen heimsuchen. Wie beim Borkenkäfer fressen sich die Larven durch das Kambium zwischen Holz und Rinde und bringen so Bäume zum Absterben. Seit 2003 beunruhigen Massenvermehrungen des Eichenprachtkäfers die bayerischen Waldbesitzer. Die Bekämpfung ist knifflig: Befallene Bäume muss man fällen und entfernen - mit den aufgelichteten Beständen aber schafft man ideale Lebensbedingungen für die übrigen sonnenhungrigen Käfer.

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Unliebsamer Einwanderer

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Quelle: privat

2001 wurde der Asiatische Laubholzbockkäfer erstmals in Deutschland gefunden, seit 2012 tauchen immer wieder neue Befallsherde im Münchner Osten auf. Die Behörden reagierten mit Quarantänezonen und vorbeugenden Baumfällungen. Bislang haben die großen Käfer Ahorne, Baumhaseln, Birken, Eschen, Pappeln, Rosskastanien, Weiden und Vogelbeeren befallen. Der Laubholzbock zählt weltweit zu den gefährlichsten Baumschädlingen, die bis zu fingerlangen Larven fressen sich am Stamm durch Holz und Rinde. Die anpassungsfähige Art ist dabei, von Ostasien aus den Globus zu erobern, dabei reist sie gerne in Euro-Paletten und Holzkisten, mit denen Steine aus China verschifft werden. In den USA mussten wegen dem Käfer schon zehntausende Stadt- und Parkbäume gefällt werden, der Schaden übertrifft 500 Millionen Dollar. Dort sind auch in Wäldern erste Befallsherde entdeckt worden, was in Europa noch nicht der Fall war. Texte: Armin Greune/Fotos: dpa (3), oh, privat

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