Süddeutsche Zeitung

Schädling:Das Ende rückt näher

Laubholzbock-Quarantäne könnte 2020 aufgehoben werden

Von Angela Boschert, Neubiberg/München

Der Asiatische Laubholzbockkäfer (Alb) hält Verwaltungen und Bürger noch immer auf Trab. Im Oktober 2012 wurden Alb-Spuren in Feldkirchen entdeckt, im Herbst 2014 dann auf einem Spielplatz in Neubiberg. Im Sommer 2016 trat der Käfer auch in München auf - im Gewerbegebiet am De-Gasperi-Bogen in der Messestadt Riem und im Riemer Wäldchen. Nach Baumfällungen und der Einrichtung von Quarantänezonen ist es allerdings jetzt ruhiger geworden. In Neubiberg wurden die letzten Spuren des Schädlings am 13. Juli 2015 gefunden. Sollte den Behörden kein weiterer Käfer ins Netz gehen, wird die Quarantäne dort zum 1. Januar 2020 aufgehoben.

Die Aufregung nach dem ersten Fund war groß. Um zu verhindern, dass sich der gefürchtete Baumschädling ausbreitet, wurden in Neubiberg und Feldkirchen Allgemeinverfügungen erlassen, die vorschreiben, alle potenziellen Wirtsbäume zu fällen, die im Umkreis von 100 Metern um befallene Bäume stehen. Das kostete Feldkirchen mehrere tausend und Neubiberg etwa 1250 Laubbäume, oder anders gerechnet, Waldflächen von gut zehn Hektar in Feldkirchen und 2,3 Hektar in Neubiberg wurden abgeholzt. Dieses Vorgehen kritisierten Bürger und auch Fachleute als unnötigen "Kahlschlag".

Wie sieht die Bilanz nach vier Jahren für Neubiberg aus? Die Allgemeinverfügung hat noch Bestand. Sie markiert die etwa 2200 Quadratmeter große Quarantänezone, die außer Neubiberg noch Ottobrunn, Riemerling, die Waldkolonie von Putzbrunn sowie Waldperlach umfasst. Baumeigentümer müssen dort noch immer ihre Laubbäume regelmäßig auf Spuren des Anoplophora Glabripennis, so die Fachbezeichnung, kontrollieren. Holzschnitt darf nur nach besonderen Vorschriften entsorgt werden. Außerdem erfolgt ein Monitoring durch die zuständigen Behörden, die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) für Wohngebiete und das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) für Waldgebiete. Beide lassen die 26 potenziellen Wirtsbaumarten durch Sichtkontrolle vom Boden aus und mit Baumkletterern kontrollieren sowie gefälltes Holz durch speziell ausgebildete Alb-Spürhunde beschnüffeln. Die Hunde nehmen Alb-Larven auch da wahr, wo Menschen keinerlei Anzeichen von Besiedlung erkennen. Zusätzlich wurden im Sommer Pheromonfallen aufgestellt, die frisch geschlüpfte Käfer anlocken sollen.

Aus dem Ei geschlüpft, frisst sich die Alb-Larve über zwei Jahre lang durch den Stamm eines Baumes, verpuppt sich und verlässt dann als Käfer die Herberge durch ein kreisrundes Loch, um in nächster Nähe Eier abzulegen. Durch die Fressgänge werden die Bäume geschwächt und können unverhofft zusammenbrechen, obwohl ihre Kronen noch grün und frisch erscheinen. Diese Gefahr soll gebannt und der Käfer ausgerottet werden.

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Quelle:
SZ vom 30.10.2018
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