Windkraft im Hofoldinger Forst:Bausteine für die Energiewende

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Im Stangerlwald: Sauerlachs Bürgermeisterin Barbara Bogner fotografiert das Fundament des Windrads auf Otterfinger Flur im Hofoldinger Forst. (Foto: Sebastian Gabriel)

Im Hofoldinger Forst warten tonnenschwere Betonteile darauf, dass sie aufeinandergestapelt werden. Schon in wenigen Tagen sollen die Türme der drei geplanten Windräder nach und nach eine Höhe von 87 Metern erreichen – danach wird mit Stahl weitergebaut.

Von Martin Mühlfenzl, Sauerlach

Es muss ein sehr begabter und auch gewissenhafter Kranfahrer gewesen sein, der mitten im Hofoldinger Forst in den vergangenen Tagen sein Werk vollbracht hat. Nahezu auf den Zentimeter genau hat er die riesigen, mehr als zehn Tonnen schweren Betonteile auf der gerodeten Fläche ausgerichtet – wie gigantische abgerundete Legosteine stehen sie in Reih und Glied und warten nur darauf, endlich zusammengebaut zu werden. „Aus drei Teilen wird jeweils ein Ring gemacht – und die Ringe werden aufeinandergesetzt“, sagt Martin Sterflinger, Geschäftsführer der Windenergie Hofoldinger Forst, die hier südlich der Landeshauptstadt die ersten drei Windräder im Landkreis München errichtet. Die Bauteile des ersten Windrads auf dem Gebiet der Gemeinde Sauerlach im Forst sind gerade angeliefert worden und werden in den kommenden Tagen aufgetürmt.

Gemeinsam mit den Bürgermeistern der drei beteiligten Gemeinden Sauerlach, Aying und Otterfing im Landkreis Miesbach begutachtet Sterflinger am Montagnachmittag im Licht der bald untergehenden Sonne die drei Baustellen. Drei Gemeinden, drei Baustellen, drei Windräder – und Strom für etwa 9000 Haushalte. Das ist das Versprechen, das sich die Kommunen gegenseitig vor mehr als zehn Jahren gegeben haben. Beim Gang über die Baustellen ist der Sauerlacher Bürgermeisterin Barbara Bogner (Unabhängige Bürgervereinigung) und ihren Amtskollegen Michael Falkenhahn (SPD) aus Otterfing und Peter Wagner (CSU) aus Aying gleichermaßen Erleichterung als auch Euphorie darüber anzumerken, dass es nun in die Höhe geht.

Von Donnerstag an wird auf Sauerlacher Flur im Forst der erste Turm aus den tonnenschweren Betonteilen bis auf eine Höhe von 87 Meter wachsen. Immer drei Teile, ein Ring, dann die nächsten drei Teile und der nächste Ring. Der Kran, der die mächtigen Puzzleteile nach oben hieven wird, liegt am Montag noch auf der Baustelle des Otterfinger Windrads ein paar Hundert Meter weiter. Steht der Sauerlacher Turm, werden die etwa 15 Mitarbeiter der Firma Bögl die Windkraftanlage auf Otterfinger Gemeindegebiet in Angriff nehmen – bereits Anfang Dezember soll dann östlich der Salzburger Autobahn der Ayinger Betonturm weit über die Baumwipfel ragen.

Drei Meter hoch und mehr als zehn Tonnen schwer ist jedes Betonteil. (Foto: Sebastian Gabriel/ )

Während Sauerlachs Bürgermeisterin Barbara Bogner auf dem Fundament des Otterfinger Windrads stehend ein paar Fotos macht, blickt sich ihr Bürgermeisterkollege Falkenhahn um und gerät ins Schwärmen – insbesondere über die Technik. Die kreisrunden Betonringe müssten nicht verschraubt werden, erläutert er, vielmehr würden die Bauteile lediglich durch Spannseile und ihr eigenes Gewicht zusammengehalten. „Das liegt an der konischen Bauweise. Da lastet so viel Gewicht drauf, dass die Türme Wind und Wetter standhalten“, sagt Falkenhahn. Und das Fundament, das nur 80 Zentimeter in den Boden reicht und etwa 2,80 Meter hoch ist, könne den etwa 2000 Tonnen schweren Turm problemlos tragen. „Das Komplizierteste war die Ausrichtung für den Standort der Tür – eine absolute Wissenschaft“, sagt der Otterfinger Bürgermeister und lacht.

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Im Hofoldinger Forst sind die Flächen für drei Windräder gerodet. Auch wenn von den 35 000 Quadratmetern ein Großteil wieder aufgeforstet wird, vermittelt ein Ausflug in den Wald einen Eindruck davon, welche Spuren die Energiewende hinterlässt.

Von Martin Mühlfenzl

Und obwohl die Windräder erst in den kommenden Tagen und Wochen errichtet werden, ziehen sie bereits einiges an Aufmerksamkeit auf sich. So sehr, dass Falkenhahn sich bemüßigt fühlt, eine Warnung auszusprechen. „Es werden vermehrt Bürger im Forst aufschlagen, aber es geht nicht, dass man einfach auf die Baustelle rennt oder Drohnenaufnahmen macht“, sagt er. Die Baufirma werde die drei Baustellen während der Arbeiten auch mit Kameras überwachen. Alle drei Gemeinden wollen Interessierten bald Führungen über die Baustellen anbieten. „Dann kann sich jeder ein Bild machen“, sagt Bogner.

Denn mit dem Aufbau der Betontürme bis auf eine Höhe von jeweils 87 Meter wird es nicht getan sein. Wenn der erste in Sauerlach steht, erfolgen dort noch im November die Inneneinbauten und die sogenannte Spanngliedmontage, also das Einsetzen der Drähte. Immer zeitversetzt etwa zwei Wochen später ziehen die Bauarbeiter dieselben Maßnahmen in Otterfing und in Aying nach. Von Februar kommenden Jahres an werden dann nach und nach auf die Betonkonstruktionen die Stahlelemente aufgesetzt, sodass die Hybridtürme eine Höhe von etwas mehr als 160 Meter erreichen werden. Dann erfolgt bis Ende Februar nacheinander die Montage der Gondeln, die Maschinengehäuse an der Nabe, und Rotoren, ehe sich die Windräder im März mit einer Gesamthöhe von mehr als 250 Meter drehen und grünen Strom liefern werden.

Der Baukran besteht aus mehreren Teilen. Mit ihm werden die Betontürme auf eine Höhe von jeweils 87 Meter wachsen. (Foto: Sebastian Gabriel)

In den kommenden Tagen werden wieder unzählige Lastwagen über die Salzburger Autobahn anrollen und die nächsten etwa drei Meter hohen Betonteile über die Behelfsausfahrt im Hofoldinger Forst anliefern. Jeweils 90 Einzelteile für das Otterfinger und das Ayinger Windrad. Steht der Sauerlacher Betonturm wie geplant am 4. November, wird der Kran abgebaut und die Bauarbeiter ziehen mit ihm und ihrem gelben Baucontainer weiter auf die nicht weit entfernte nächste Baustelle. Dann geht das Spiel von vorn los: Drei Bauteile, ein Ring, drei Bauteile, ein Ring – und mit jedem Puzzleteil wachsen die Türme in den Himmel.

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