Süddeutsche Zeitung

Sanierungspläne:Großmarkthalle soll kleiner werden

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Abreißen, sanieren, neubauen: Ein Gutachten rechnet mit Investitionskosten von bis zu 180 Millionen Euro für die Umgestaltung des Marktgeländes. Die Stadträte wollen deshalb die Fläche reduzieren - an eine Verlagerung denkt jedoch niemand.

Michael Tibudd

Die marode Großmarkthalle soll in Zukunft kleiner werden, als zuletzt geplant. Diesen Schluss ziehen Politiker mehrerer Stadtratsfraktionen aus den jüngsten Erkenntnissen zur Sanierung und teilweisem Neubau von Hallen auf dem Großmarktgelände in Sendling. "Das wird zu teuer", sagt SPD-Fraktionschef Alexander Reissl.

Ein Gutachten, das der Stadtrat vor anderthalb Jahren in Auftrag gegeben hat, ist mittlerweile fertig, es rechnet mit Gesamt-Investitionskosten von bis zu 180 Millionen Euro - bei einer Hallenfläche von bis zu 72.000 Quadratmetern. "Das ist zu groß geplant", sagt dazu CSU-Stadtrat Georg Schlagbauer, der das Gutachten deswegen allenfalls als "Diskussiongrundlage" einschätzt.

Von den Händlern sei zu hören, dass eine Halle mit 30.000 Quadratmetern reichen würde. Am 22. November will sich der Stadtrat im Kommunalausschuss mit der Zukunft der Großmarkthalle befassen. Bis dahin wollen die Fraktionen ihre Strategien festlegen.

600 Seiten voller Mängel und Wünsche

Das 600 Seiten starke Gutachten beschreibt detailliert die Lage auf dem Großmarkt-Areal. Neben den bekannten baulichen Mängeln - viele Stahlträger sind vom Rost durchzogen, Versorgungsleitungen sind marode, Gebäude haben erhebliche Statikmängel - haben die Gutachter auch die Ansprüche und Wünsche der Händler zusammengetragen.

Nicht jeder ist überzeugt, dass dafür dieses aufwendige Gutachten notwendig gewesen wäre. "Es sieht so aus, als ob wir viel Zeit verloren hätten", sagt CSU-Mann Schlagbauer. Grünen-Stadträtin Gülseren Demirel dagegen verteidigt die Erstellung des Gutachtens. In der Sitzung am 22. November soll es nun jedenfalls auf dieser Basis um den künftigen Platzbedarf an der Großmarkthalle gehen, außerdem um Kosten, Details der Finanzierung und der Umsetzung.

Eidechsen und Händler beachten

Aus der Sicht von Kommunalreferent Axel Markwardt reicht zunächst ohnehin der Bau einer kleineren Halle, die man bei Bedarf in Zukunft erweitern können soll. "Wir wollen keinen Leerraum produzieren", sagt Markwardt. Die neue Halle soll parallel zum noch laufenden Betrieb in den bestehenden Hallen gebaut werden, die marodesten Teile erst dann abgerissen. Details sind aber noch offen. Die Probleme sind vielfältig; auch der Tierschutz will berücksichtigt werden: Denn streng geschützte Eidechsen, die vermutlich als blinde Passagiere in Obstkisten auf das Gelände kamen, brauchen Lebensraum.

Ob man bei all den Schwierigkeiten nicht besser einen anderen Standort für den Großhandelsbetrieb sucht, womöglich verkehrsgünstig am Stadtrand? Man werde in der Fraktion darüber noch einmal reden, sagt Alexander Reissl - er glaubt aber nicht, dass die Fraktion den Stadtratsbeschluss von 2009 infrage stellt.

Wie die anderen Mitglieder des Kommunalausschusses auch hat er im Frühjahr bei einer Reise nach Frankfurt die Konsequenzen einer solchen Verlagerung an den Stadtrand beobachtet. "Für viele Händler haben sich die Wege verlängert, die neue Großmarkthalle hat dadurch auch Kunden verloren." Georg Schlagbauer glaubt, dass eine solche Verlagerung auch die Struktur der Händler verändern würde: "Das macht kleine Händler kaputt; sie brauchen eine Einkaufsmöglichkeit in der Innenstadt."

Hier sind sich die beiden großen Fraktionen auch einig mit Linken-Stadträtin Dagmar Henn, die freilich eine andere Wortwahl hat. "Ohne die städtische Großmarkthalle wäre München abhängig von den Verteilzentren der Lebensmittelkonzerne", sagt sie. "Damit wären wir erpressbar."

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Quelle:
SZ vom 10.11.2012
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