Sanierung:Streit über Brandschutz im Gasteig

Reparaturarbeiten im Kulturzentrum Gasteig in München, 2015

Saniert wird im Gasteig immer wieder, über den großen Umbau aber gibt es weiter Streit.

(Foto: Robert Haas)
  • Der Gasteig muss saniert werden - wie schnell und wie umfangreich das passieren muss, könnte auch vom Brandschutz abhängen.
  • Geschäftsführerin Brigitte von Welser macht Druck, damit die Sanierung möglichst bald beginnt.
  • Das Kulturreferat der Stadt hingegen zweifelt an der großen Dringlichkeit einer kompletten Sanierung und will lieber häppchenweise arbeiten.

Von Christian Krügel und Dominik Hutter

Kulturpolitik gehört gewiss nicht zu den Kernaufgaben der Münchner Branddirektion. Und doch könnten die Feuerwehr-Experten eine ganz wichtige Rolle bei der Entscheidung über das größte Investitionsprojekt Münchens spielen, bei der Frage nämlich, wann und wie umfangreich das Kulturzentrum Gasteig saniert werden muss.

Diese Sanierung eile und müsse spätestens 2020 beginnen, weil es sonst bald schon gewaltigen Ärger unter anderem mit dem Brandschutz geben könnte, hatte Gasteig-Geschäftsführerin Brigitte von Welser immer gewarnt.

Die Antwort von Branddirektor Peter Bachmeier auf eine entsprechende Anfrage der SZ klingt nüchtern und für Gasteig-Besucher vorübergehend beruhigend: "Im Rahmen der letzten Feuerbeschau haben wir keine Defizite am Brandschutz des Gasteig festgestellt, die aus rechtlichen Gründen eine Schließung begründen würden", heißt es. Aus feuerpolizeilichen Gründen liege "keine zeitliche Befristung der Nutzbarkeit bis 2020" vor.

Das dürfte Wasser auf die Mühlen von Hans-Georg Küppers (SPD) und seines Kulturreferats sein. Denn dort wird plötzlich der große Zeitdruck, den Gasteig-Chefin Brigitte von Welser immer schilderte, in Zweifel gezogen. Natürlich müssten unaufschiebbare Sanierungsarbeiten erledigt werden. Aber das Szenario einer Schließung des gesamten Kulturzentrums von 2020 an sei für ihn unvorstellbar, so Küppers. Deshalb müsse man eben prüfen, zeitlich versetzt und in Etappen umzubauen, erst recht bei der Philharmonie.

Diese Vision entsetzt Brigitte von Welser - und auch sie wird sich auf die Branddirektion berufen können. Denn Branddirektor Bachmeier macht bei seinem Befund eine wichtige Einschränkung: "Grundlage der Überprüfung ist die Berücksichtigung des Bestandsschutzes des Gasteigs." Unter Bestandsschutz versteht man, dass Gebäude, die einmal rechtmäßig gebaut und abgenommen wurden, nach der damals geltenden Norm geprüft werden - es sei denn, die Brandschutzvorschriften ändern sich gravierend oder die Gebäude wurden umgebaut.

"Die Arbeiten lassen sich nicht ewig aufschieben"

Am Gasteig dürften in den kommenden Jahren immer mehr Gebäudeteile aus dem Bestandsschutz fallen. Weshalb Brigitte von Welser weiter zur Eile drängt: "Natürlich fällt der Gasteig nicht 2020 auseinander. Aber die Sanierungsarbeiten lassen sich auch nicht ewig aufschieben." Und das häppchenweise anzugehen, sei schwierig bei einer zentralen Haustechnik und Heizungsanlage, bei Rohr- und Leitungssystemen, die das ganze Gebäude durchzögen. "Es ist meine Pflicht als Geschäftsführerin, die Stadt auf dieses Problem hinzuweisen", so Welser. Jetzt erneut einen Generalplan für den Gasteig zu verzögern, mache die Sache noch schwieriger und teurer.

Grünen-Fraktionschef Florian Roth zeigt sich grundsätzlich offen für den Vorschlag des Kulturreferenten. Offenbar sei eine Prüfung möglicher Interimsstandorte wenig ermutigend ausgefallen - allerdings wurde der Gasteig-Aufsichtsrat bisher nicht offiziell informiert. Roth erinnert an den Vorschlag seiner Partei, den Konzertbetrieb der Philharmoniker dauerhaft in die Paketposthalle an der Arnulfstraße zu verlegen. Dann bräuchte es gar kein Interimsquartier - so oder so.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: