Sanierung:Nachbarn in Alarmstimmung

Sanierung: Soll saniert werden: die einstige Bäckerei Popp an der Kurzbauerstraße.

Soll saniert werden: die einstige Bäckerei Popp an der Kurzbauerstraße.

(Foto: Catrherina Hess)

Sollner Handwerkerhäuschen an der Kurzbauerstraße wird saniert - nicht plattgemacht, versprechen die Architekten

Von Jürgen Wolfram, Solln

Seit an der Oberen Grasstraße in Obergiesing ein denkmalgeschütztes, um 1840 erbautes Handwerkerhäuschen plattgemacht worden ist, herrscht Alarmstimmung auch in anderen Vierteln mit historischem Kern. Beispiel Solln: Weil Anwohner ein gullygroßes Loch in der Fassade der ehemaligen Bäckerei Popp, Kurzbauerstraße 9, entdeckt haben, argwöhnt die Nachbarschaft, hier könnte der nächste illegale Abriss bevorstehen. Das Gebäude gehört zum Alt-Sollner Ensemble zwischen Herterichstraße und Wilhelm-Leibl-Platz/Bertelestraße und steht von daher unter Schutz.

Die kritische Wachsamkeit geschichtsbewusster Sollner hat durchaus gute Gründe. Zweimal schon haben Bauträgergesellschaften versucht, die uralte Bäckerei zu schleifen und durch ein wesentlich größeres Wohnhaus zu ersetzen. Nur dank energischer Intervention des Bezirksausschusses und kritischer Stellungnahmen des Landesamtes für Denkmalpflege verwehrte die Lokalbaukommission die Baugenehmigung.

Nach längerem Stillstand, der dem Bauwerk erkennbar nicht gut bekommen ist, erwarb ein Privatmann die ehemalige Bäckerei. Er will sie sanieren, zwei Wohnungen einbauen, eine davon selbst beziehen und - den Ensembleschutz achten. Dies jedenfalls beteuert das Münchner Architekturbüro (Tream Architekten), das mit der stilgetreuen Erneuerung des alten Anwesens beauftragt worden ist. "Wir haben mit solchen Projekten Erfahrung", versichert Philip Truelsen, der das Bauvorhaben federführend betreut. Aus seiner Sicht ist das Gebäude durchaus "sanierbar". Nach einer Realteilung des Grundstücks komme eine andere Lösung ohnehin nicht mehr in Betracht.

Zurzeit sei man mit der Entrümpelung beschäftigt, berichtet Truelsen, den eigentlichen Baubeginn sieht er "in vier bis acht Wochen". Am Ende werde der Bäckereibau "schöner dastehen, als er vorher war", verspricht der Architekt, "wir werden ihn nicht zusammenfallen lassen". Wegen des Lochs in der Fassade sollte niemand falsche Schlussfolgerungen ziehen. Es handle sich lediglich um die Entlüftungsöffnung eines unlängst demontierten Ofens. Wie die ehemalige Bäckerei Max Popp gehören noch eine Reihe anderer Objekte zum Alt-Sollner Ensemble, darunter eine Dorfschmiede, Landhausvillen oder auch die einstige Kunstglaserei Pütz.

Geschichtsträchtig ist nicht zuletzt der Wilhelm-Leibl-Platz. Hier soll schon im zwölften Jahrhundert eine Taverne gestanden haben, 1580 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Die Gegend hat sich durch zahlreiche Neubauten längst gravierend verändert. Zu gravierend, wie nicht wenige Sollner finden.

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