Sanierung in der Pilotystraße:Leerstand unter Denkmalschutz

Sanierung in der Pilotystraße: Die Aktivisten von "Goldgrund" haben im Oktober 2013 das Haus in der Pilotystraße 8 besetzt.

Die Aktivisten von "Goldgrund" haben im Oktober 2013 das Haus in der Pilotystraße 8 besetzt.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Dass im Münchner Wahlkampf so viel über Leerstand geredet wurde, lag auch an dem Wohnhaus an der Pilotystraße 8. Doch die Sanierung des leerstehenden Wohnhauses könnte sich weiter verzögern - denn seit Februar ist es offiziell ein Denkmal.

Von Karoline Meta Beisel

Das Haus ist ein Schmuckstück, das weiß jeder, der mal drin war. Große, lichtdurchflutete Zimmer, fast schon Säle. Portalartige Türen zwischen den Räumen in den oberen Etagen. Rundbogenfenster im Erdgeschoss. Viele Münchner hätten das Anwesen in der Pilotystraße 8 gerne als Adresse im Ausweis stehen.

Darum empörten sich viele, als im vergangenen Oktober bekannt wurde, dass es schon seit Jahren leer steht - erst die Aktivisten der fiktiven Immobilienfirma Goldgrund, bald die ganze Stadt. Nur eine Wohnung im Erdgeschoss war damals vermietet. Der Rest stand leer, verfiel langsam - immer mit Verweis auf eine anstehende Sanierung. Aber die kam nie. Dass im Münchner Wahlkampf so viel über den Leerstand in der Stadt geredet wurde, das lag auch an der Pilotystraße.

Das Hinterhaus wird in den nächsten Tagen wieder bezogen, im Vorderhaus hat sich bislang nichts getan. Gut möglich, dass das auch noch eine ganze Weile so bleibt - und zwar gerade darum, weil das Haus so besonders ist. Wie erst jetzt bekannt wurde, hat das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege das Haus bereits am 24. Februar unter der Nummer D-1-62-000-9208 in die Liste der Baudenkmäler aufgenommen: "Mietshaus, viergeschossiger Traufseitbau mit Rundbogenfenstern und Putzquaderung im Erdgeschoss, 1840er-Jahre, Fassade in den Obergeschossen später vereinfacht."

Teuerste Sanierungsvariante beschlossen

Eine Überraschung ist das nicht. "Nach telefonischer Auskunft des Landesamtes für Denkmalschutz ist davon auszugehen, dass das Vordergebäude des Anwesens in die Denkmalschutzliste aufgenommen wird", so stand es schon Anfang Februar in einer Sitzungsvorlage des Sozialreferats.

Das Anwesen in der Pilotystraße gehört zum Vermögen einer Stiftung, darum ist das Referat für die Verwaltung zuständig. Und weiter: "Die Modernisierungsmaßnahme ist daher in enger Abstimmung mit der unteren Denkmalschutzbehörde durchzuführen. Der Zeit- und Kostenrahmen ist neu zu definieren."

Genau um diesen Zeit- und Kostenrahmen gab es allerdings schon vor der Aufnahme in die Denkmalschutzliste Ärger. Der Sozialausschuss hatte im Januar von drei möglichen Sanierungsvarianten die teuerste beschlossen: Modernisierung, Ausbau des Dachgeschosses, Fassadensanierung, neue Bäder und so weiter. Zusätzlich aber, und das löste Diskussionen aus, Balkone, ein neuer Aufzug an der Außenseite, Dachterrasse. 2,8 Millionen Euro sollte das Ganze kosten, die CSU im Stadtrat geißelte die Pläne als "Luxussanierung". Im kommenden Mai hätten die Arbeiten beginnen sollen.

Schutzwürdige Fassade muss erhalten werden

Jetzt ist alles wieder offen. Die Planungen für die Sanierung müssen an die Vorgaben des Denkmalschutzes angepasst werden. Ein Beispiel: Die "Putzquaderung" etwa ist dort als ein Grund für die Aufnahme in die Liste genannt. Damit ist gemeint, dass die Fassade des Erdgeschosses so aussieht, als sei sie aus Quadern gemauert. Bei einer Sanierung muss darauf geachtet werden, diese schutzwürdige Fassade zu erhalten. Balkone, ein Fahrstuhl an der Außenseite, all das könnte jetzt schwieriger werden.

Gut möglich, dass sich das auch auf die Kosten auswirkt. "Der Sozialausschuss wird auf der Grundlage einer Entwurfsplanung mit der Kostenrechnung erneut befasst, sobald die denkmalschutzrechtlichen Belange abgeklärt sind", so heißt es auch in dem Leerstandsbericht, der am Dienstag im Stadtrat vorgelegt wurde.

Im Sozialreferat mag man keine Aussagen darüber treffen, was genau diese jüngste Entwicklung für die Pilotystraße bedeutet. Auf Erfahrungswerte will man sich nicht verlassen, sagt Sprecher Andreas Danassy: "Das wäre Spekulation." Man will die neuen Pläne abwarten.

Für die Mieter, die vom Amt für Wohnen und Migration von Juli an im Hinterhaus einquartiert werden sollen, ist die Sache mit dem Denkmalschutz eine gute Nachricht: Wenn sich der Sanierungsbeginn deswegen verzögert, können sie vielleicht länger bleiben als ursprünglich vorgesehen.

Bei den Wohnungen im Vorderhaus aber würde allein eine vorläufige Instandsetzung schon 750 000 Euro kosten, so steht es im Leerstandsbericht. Die Zwischennutzung sei "unwirtschaftlich" und darum ausgeschlossen. Das heißt aber auch: Wenn sich die Sanierung weiter verzögert, stehen diese Wohnungen noch länger leer.

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