Sanierung beim Deutschen Theater verzögert sich:Schwere Vorwürfe gegen die Stadt

Die Betriebs-Geschäftsführer des Deutschen Theaters befürchten Millionenverluste, weil sich die Sanierung ständig weiter verzögert. Sie fordern personelle Konsequenzen aus dem Debakel - Aufsichtsratschef und Dritter Bürgermeister Hep Monatzeder weist dagegen jede Schuld von sich.

Katja Riedel

Angesichts der ständig neuen Verzögerungen bei der Sanierung des Deutschen Theaters erheben die beiden Betriebs-Geschäftsführer des Theaters schwere Vorwürfe gegen die Verantwortlichen der Sanierung, zu denen auch Aufsichtsratschef und Dritter Bürgermeister Hep Monatzeder (Grüne) gehört. "Irgendwas müsste jetzt passieren, ein Signal. Irgendeiner müsste den Hut nehmen, und nicht der Pförtner, einer von denen, die Verantwortung tragen", sagte Werner Steer im Interview mit der Süddeutschen Zeitung und forderte damit personelle Konsequenzen aus dem Debakel. Das Interview soll nach SZ-Informationen bereits vor Drucklegung erheblichen Wirbel bei der Stadt ausgelöst und intern zu heftigen Reaktionen geführt haben.

Baustellenbesichtigung Deutsches Theater München

Baustellenbesichtigung in der Schwanthalerstraße: Erst vergangene Woche wurde bekannt, dass die Pläne für die um bereits zwei Jahre verschobene Wiedereröffnung des Deutschen Theaters in Gefahr seien.

(Foto: Robert Haas)

In der vergangenen Woche hatte Monatzeder den Aufsichtsräten und der Öffentlichkeit mitgeteilt, dass die Pläne für die um bereits zwei Jahre verschobene Wiedereröffnung des Hauses an der Schwanthalerstraße in Gefahr seien, der Termin der Übergabe am 17. Juni 2013 sei "wahrscheinlich" nicht zu halten. Eine Garantie für die Wiedereröffnung könne die Stadt derzeit nicht übernehmen, da sie für einen Ausfall haften würde.

Die beiden Theaterleiter Carmen Bayer und Werner Steer mussten daraufhin unterschriftsreife Verträge mit einer großen Musicalproduktion absagen und rechnen mit Einbußen in Millionenhöhe. Diese Summe müsste auf die ohnehin schon rund 100 Millionen Euro teure sogenannte Mindestsanierung aufgeschlagen werden, fordern sie. Der Theaterbetrieb in der Interimsspielstätte in Fröttmaning ende definitiv zum 22. März, der Vertrag für das Zelt sei gekündigt.

Monatzeder zog diese Forderung auf Anfrage der SZ in Zweifel. Zwar müsse die Stadt auch aus seiner Sicht Konsequenzen ziehen - diese müssten aber juristischer Art sein und sich gegen die Projektverantwortlichen richten. Zu Details wollte er sich nicht äußern. An der Projektleitung hatte der von Monatzeder geführte Aufsichtsrat trotz der immer neuen Verzögerungen festgehalten, um keinen weiteren Zeitverzug zu riskieren.

"Das ist ja fast Kabarett"

Monatzeder zeigte sich zuversichtlich, dass die Betreiber doch zum Oktober 2013 ihre Spielzeit eröffnen könnten - allerdings nicht mit einer Groß-Produktion. Es müsse sich um ein kleineres Projekt mit geringerer Vorlaufzeit handeln. Dass er die beiden Geschäftsführer zu spät, nämlich erst am vergangenen Dienstag, darüber informierte, dass es derzeit keinen verbindlichen Übergabetermin gebe, ist in Monatzeders Augen nicht seine Schuld. Auch ihn hätten Projektsteuerer und Architekt erst so spät informiert.

Bayer und Steer beklagen zudem, dass entgegen den Beteuerungen keineswegs mit Hochdruck an der Baustelle gearbeitet wird. Man habe statt der versprochenen 120 bis 140 Mann bei Besuchen deutlich weniger, manchmal nur 30 Arbeiter angetroffen. Samstags- und Nachtarbeit finde nicht statt und insgesamt sei kein ausreichender Druck bei den beauftragten Firmen spürbar. Sie bemängeln, dass kein Generalunternehmer beauftragt worden sei, der für eine pünktliche Fertigstellung haften müsse. "Wenn man fragt, welche Konsequenzen gibt es jetzt, heißt es: Für Konsequenzen ist es zu spät. Da muss ich sagen: Das ist ja fast Kabarett", sagte Bayer.

Am Donnerstag soll der Geschäftsführer des Bauherrn, der Deutsches Theater Grund und Haus GmbH, Rainer Gebhart, im Kulturausschuss eine Stellungnahme zu dem Krisenprojekt abgeben. Aufsichtsratschef Monatzeder wird an der Sitzung nicht teilnehmen, er befinde sich im Ausland, sagte er.

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