Sanierung:Baden auf der Baustelle

Die Olympia-Schwimmhalle soll in den nächsten Jahren von Grund auf saniert werden, der Betrieb geht aber trotzdem weiter. Auf der einen Seite wird geschwommen, auf der anderen gearbeitet

Von Inga Rahmsdorf

Badewasser dringt durch den Beton, die Technik ist veraltet, der Brandschutz überholt, die Fensterfassaden sind beschlagen. Die Olympia-Schwimmhalle, die vor mehr als 40 Jahren eröffnet wurde, bedarf einer umfassenden Grundsanierung. Doch das ist eine logistische Herausforderung, denn Badegäste sollen auch während der Bauarbeiten dort schwimmen können. Schließlich ist es das einzige Hallenbad in München, das 50-Meter-Schwimmbecken hat und in dem daher Leistungsschwimmer regelmäßig trainieren und die Technische Universität (TU) Lehrer ausbildet. Die Sanierung wird deshalb in den kommenden zwei Jahren in zwei großen Abschnitten vorgenommen, so dass jeweils eines der beiden 50-Meter-Becken geöffnet ist.

In der Halle riecht es nach Schweißarbeiten, in allen vier Schwimmbecken ist das Wasser abgelassen, Baulärm dringt durch das Gebäude. Einige Umkleidebereiche sind bereits komplett ausgebaut worden. Die Stadtwerke München (SWM) haben vor einer Woche mit den Bauarbeiten begonnen, doch das Fitnesscenter wird bereits kommende Woche wieder öffnen und am 30. Mai dann auch die eine Hälfte der Halle zum Schwimmen. Derzeit wird sie in der Mitte mit einer Trennwand unterteilt, so dass man künftig auf der einen Seite baden kann, während auf der anderen Seite Fußböden und Kacheln herausgerissen, die Schwimmbecken mit Edelstahl ausgekleidet, die Lüftungs- und Lichtanlagen ausgewechselt und die Umkleiden- und Sanitärbereiche erneuert werden.

Bis April 2017 soll der gesamte Bereich unter der Tribüne komplett saniert sein. Dort sind das Lehrschwimmbecken und das Trainingsbecken des Zentralen Hochschulsports. Um die Baugeräte und die Materialien dorthin zu transportieren, wird quer durch die Halle ein geschlossener Gang errichtet, ein Versorgungstunnel, durch den Elektrofahrzeuge zwischen der Baustelle und dem Bauplatz vor der Halle pendeln, während wenige Meter daneben die Schwimmer ungestört im Wasser planschen. "Wir hoffen, dass unsere Badegäste nichts oder möglichst wenig vom Baulärm mitbekommen", sagt SWM-Bäderchefin Christine Kugler. Gearbeitet wird rund um die Uhr, besonders laute und staubige Arbeiten sollen nachts stattfinden. Die SWM planen, im Mai 2017 dann die beiden sanierten Becken wieder zu öffnen, während der andere Teil der Halle mit Wettkampfbecken und Sprungturm umgebaut wird.

Bei der Sanierung geht es nicht nur darum, die Technik auf den neusten Stand zu bringen und die Schwimmhalle für die nächsten 40 Jahre instand zu setzen. 3000 Quadratmeter Glasfläche werden ausgewechselt, damit man künftig beim Schwimmen einen freien Blick nach draußen hat und nicht mehr auf beschlagene und trübe Scheiben. Bei allen Arbeiten werde man sich möglichst genau am Originalzustand des Gebäudes orientieren, sagt Architekt Thomas Hezel vom Büro Planplus GmbH, das den Auftrag für den Umbau erhalten hat und bereits seit fünf Jahren daran plant. Dem Team sei es wichtig, am historischen Erbe festzuhalten, so der Architekt.

Errichtet wurde die Halle für die Olympischen Spiele 1972, doch im Laufe der Jahrzehnte gab es immer wieder einzelne Baumaßnahmen. Die abgehängte Holzdecke unter der Tribüne wurde ausgewechselt, Duschrondelle neu errichtet, Wände in anderen Farben gestrichen. Aber am Denkmalschutz und den historischen Plänen habe man sich dabei meist nicht orientiert. Das soll dieses Mal anders werden. Daher haben Hezel und seine Kollegen in Archiven geforscht, alte Baupläne untersucht, sich mit Fritz Auer ausgetauscht (einem der Architekten des Büros Behnisch und Partner, die die Halle entworfen haben) und versucht, wieder Originalfarben und -formen aufzugreifen.

Neben der Sanierung der bestehenden Becken, Umkleide- und Sanitäranlagen wird auch ein ganz neues Kinderplanschbecken mit Rutschen und Schiffkanal unter der Tribüne errichtet. Die einzigen Bereiche, die in den nächsten zwei Jahren Bauzeit unverändert bleiben, sind das Zeltdach und die Zuschauertribüne.

Am 30. Mai öffnet die Olympia-Schwimmhalle wieder: Das 50-Meter-Wettkampfbecken und die Sauna sind für die Öffentlichkeit täglich von 10 bis 22 Uhr zugänglich. Auch die Aquakurse finden weiterhin dort statt. Das Sprungbecken ist samstags und sonntags geöffnet, das Fitnesscenter Montag bis Freitag 7 bis 22, Samstag und Sonntag 9 bis 22 Uhr.

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