Sammlung Mode im Stadtmuseum:König Ludwigs Mäntelchen

Das gehört ins Museum: Wir haben die Leiterin der Sammlung Mode und Textil des Stadtmuseums nach ihren schönsten Schätzen gefragt. Eine Auswahl.

Sarina Pfauth

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Das gehört ins Museum: Wir haben die Leiterin der Sammlung Mode und Textil des Münchner Stadtmuseums nach ihren schönsten Schätzen gefragt. Eine Auswahl.

Isabella Belting hat vor kurzem die Leitung der Sammlung Mode und Textil des Münchner Stadtmuseums übernommen. Wir haben Sie nach ihren Lieblingsstücken gefragt. "Lieblingsstücke habe ich einfach viel zu viele", sagt sie - weil eigentlich jedes Kleidungsstück für sich ein Stück Kulturgeschichte sei, und weil jeder einzelne Rock und jede Bluse etwas zu erzählen habe. "Jedes Stück ist auf die ein oder andere Art spannend", findet Belting. Weil 60.000 Lieblingsstücke aber nun doch ein bisschen viel sind, hat die Historikerin eine kleine Auswahl getroffen.

Im Bild: Würde heute wohl Tierschützer zur Weißglut bringen: Ein Damenhut, entworfen um 1895.

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Das ist der Hausmantel des bayerischen Königs Ludwig I. "Der widerlegt die Meinung, dass Könige immer gut gekleidet sind", findet Belting.

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Besonders stolz ist Belting auf den Bikini aus der Raritätensammlung: "Es ist der erste seiner Art!" Das Exemplar wurde 1946 geschneidert und war Teil der allerersten Bikini-Kollektion. Auf dem knappen Stückchen Stoff des französischen Designers Louis Réard steht in roten Buchstaben: "Bikini". Die Stoffdreiecke wurden nach dem gleichnamigen Atoll benannt.

Der Münchner Bikini gehörte einer Dame, die ihn sich selbst gekauft hatte. "Sie war wohl hochmodern und hat gleich zugegriffen", tippt Belting. "Oft haben Damen ein schönes Stück. Aber dann werden sie älter - und tragen es nicht mehr." Davon profitiert das Stadtmuseum: "Wir leben von Schenkungen", sagt die Leiterin der Sammlung Mode und Textil.

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Isabella Belting wurde in Frankfurt am Main geboren. Sie studierte in München Geschichte und Literatur. Das Thema ihrer Promotion lautete: "Mode und Revolution. Deutschland 1948/49". Ob dieses Tanzkleid von 1925 auch etwas Revolutionäres an sich hat? "Nicht im politischen Sinne", sagt Belting, "aber revolutionär war es schon, weil die Frauen in diesen Kleidern erstmals Bein zeigten."

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In der Geschichte war Kleidung aber häufig auch Ausdruck für politische Umbrüche. "Der Ausgangspunkt war meist ein konservatives System, zum Teil Diktaturen oder Monarchien, in denen es feste Kleidungsgebote gab. Mit der Revolution wurden diese Kleidungscodes geknackt. Die Revolution findet auch statt, indem man sich gegen die Kleidung wehrt und mit der konträren Kleidung die Revolution optisch präsentiert", erklärt Belting.

In Frankreich trugen die Adeligen vor der Revolution Kniebundhose - die Revolutionäre hatten dann nur noch lange Matrosenhosen an. Sie wurden sogar "Sansculottes" genannt - auf deutsch: "ohne Kniebundhose".

Im Bild: Vielleicht nicht revolutionär, aber zumindest ziemlich extravagant ist diese Sandalette in Schlangenform aus dem Jahr 1989.

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Blümchen für den Herrn: Dieses Rokokostickerei gehört zu einem Herrenfrack von 1790. Der Seidenanzug dürfte damals auch den Damen gefallen haben, die um diese Zeit ...

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... sowieso Wert auf pompöse Kleidung legten. Wobei man an einer Hochzeit natürlich dick auftragen darf, keine Frage. Dieses Brautkleid aus lila Seidentaft stammt aus dem Jahr 1873. Solche Kleider, erklärt Belting, waren damals im gehobenen Bürgertum üblich. "Viele haben damals sogar in schwarz geheiratet", erzählt Belting. Weiße Brautkleider kamen erst viel später in Mode. Die Flexibilität in Sachen Brautkleidfarbe von damals findet Belting eigentlich ganz praktisch: "Die Kleider konnten nach der Hochzeit nämlich noch als Festkleid getragen werden."

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Cowboys waren damals noch unmodern: Faschingskostüme für Kinder von 1903.

Zum Bestand der Sammlung gehören nicht nur Kleider, sondern auch Accessoires, wie zum Beispiel 2000 Hüte.

Die Sammlung Mode und Textilien entstand aus Ankäufen und Schenkungen an das Münchner Stadtmuseum seit seiner Gründung 1888. Von der Alltagsbekleidung bis zur Haute-Couture: Hier wird alles gesammelt. Viele Stücke von Münchner Firmen und Modedesignern sind dabei, aber auch Alltags- und Festkleidung aus ganz Europa. Die Exponate sind bis zum Teil mehr als 250 Jahre alt.

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Holz vor der Hüttn: Der Natur haben die Damen schon in früheren Jahren nachgeholfen. Dieses Mieder aus dem 19. Jahrhundert trug zu einem wohlgeformten Erscheinungsbild bei.

Von den Tricks und Ticks der Frauen in früheren Zeiten wird bald noch mehr zu sehen sein: Für das Frühjahr 2010 plant das Stadtmuseum eine große Ausstellung über den Wandel der Damenmode.

Ein kleiner Teil der Sammlung ist in der Dauerausstellung "Typisch München!" zu sehen.

Fotos: Stadtmuseum München Text: sueddeutsche.de/pfau/

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