Sammlung Brandhorst:Ein Museum, zu viele Ansprüche

Museum Brandhorst kurz vor Eröffnung

Das Museum Brandhorst kurz vor seiner Eröffnung - nun kritisiert der Rechnungshof Pfusch beim Bau.

(Foto: dpa)

Der Rechnungshof rügt ärgerlichen Pfusch bei der Technik des Museums Brandhorst. Dessen Pläne waren wohl zu ambitioniert - und zeigen grundsätzliche Probleme in unserer Architektur auf.

Ein Kommentar von Christoph Wiedemann

Es soll Zeiten gegeben haben, da baute man noch Häuser, die zumindest drei bis vier Jahrzehnte bis zur ersten größeren Renovierung hielten. Die Gründerzeithäuser in unseren Städten stehen bei etwas gutem Erhaltungswillen ihrer Besitzer wahrscheinlich noch bis ins nächste Jahrhundert. Nur Münchens Museumsneubauten scheinen da eine krasse Ausnahme zu bilden. Erst musste die Pinakothek der Moderne nach nur zehn Jahren geschlossen werden, weil die zentrale Rotunde Ziegelsteinstücke nach unten auf die Besucher abzustürzen drohte. Und jetzt das erst 2009 eröffnete Museum Brandhorst.

Umgerechnet auf den Quadratmeter kostet dessen Bau doppelt so viel wie die Pinakothek der Moderne. Und trotzdem funktionieren weder das aufwendige Lichtkonzept, noch das hochmoderne Energiesystem. Beides zusammen hat, so moniert der Oberste Rechnungshof, unnötige 5,3 Millionen Euro Mehrkosten verursacht. Zur Beruhigung: Schließen wird man dieses Museum deswegen nicht gleich müssen. Und ganz ehrlich: In keinem der staatlichen Museen im Kunstareal funktioniert die angestrebte Mischbeleuchtung aus Tages- und Kunstlicht. Ist wohl auch ein baulicher Sonderwunsch, der im Alltag nicht allzu oft vorkommt, deshalb fehlt es wohl an ausreichend technischer Erfahrung mit so hochsensibler Steuerungstechnik.

So ohne Weiteres vergleichbar sind die Baumängel der beiden jüngeren Münchner Museumsbauten nicht. Spielte bei der Pinakothek der Moderne noch der eisern von der Regierung Stoiber verordnete Sparzwang eine wichtige Rolle, so hat man beim Museum Brandhorst allem Anschein nach nur zu viel gewollt: die allermodernste Lichttechnik, das innovativste Energiekonzept, das tollste Museum. Technisch unausgereifte Einbauten sind trotzdem ärgerlich und sorgen vor allem für eine ewige Baustelle.

Eine entscheidende Frage wird freilich insgesamt erst die Zeit klären: Wie nachhaltig ist unser Bauen heute überhaupt noch, wenn schon teure und repräsentative Museumsarchitektur so viel Pfusch aufweist?

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