Internationales Restaurant Maxvorstadt "Salt":Bitte locker bleiben

Die Kombination von Anspruch und Lässigkeit - das ist, was das Salt am Rundfunkplatz auszeichnet. Nicht nur die Einrichtung, auch das ausgeklügelte Essen macht Spaß.

Paula Morandell

Dieser Text ist leider veraltet, das Restaurant gibt es inzwischen nicht mehr.

Salt

Hohes Niveau, aber bitte locker bleiben - das ist das Credo des Salt am Rundfunkplatz.

(Foto: Foto: Alessandra Schellnegger)

Salz ist rein, weiß, natürlich, und bei einem Lokal gleichen Namens kann leicht die Vorstellung aufkommen, dort werde schlicht, ohne große kulinarische Abenteuerlust gekocht. Dass es sich beim Restaurant Salt am Rundfunkplatz anders verhält, ist schon an der verdrehten Schreibweise zu erkennen. Zweifach spiegelverkehrt fügen sich die vier Buchstaben zu einem fremdländisch anmutenden Schriftzeichen - es gibt Gäste, die beim ersten Besuch einen Augenblick orientierungslos auf dem Platz an der Marsstraße standen, bis sie die leuchtende Arabeske als das gesuchte Schild identifizierten.

Die Mitarbeiter von Bayerischem Rundfunk (vis-à-vis) und Abendzeitung (nebenan) dürften den Eingang gut kennen, jedenfalls ist die Dichte an Medienleuten in dem lichten Gastraum recht hoch. Das erschwingliche Mittagsmenü wird anscheinend gern als gelegentliche Alternative zur Kantine genutzt. Richtig zur Geltung kommt das Salt abends, wenn die Betreiber ihr Konzept einer beiläufig daherkommenden Eleganz in Szene setzen. Das geschieht vielleicht etwas zu angestrengt, die Kombination von Anspruch und Lässigkeit fällt hierzulande, ob im gastronomischen Gebiet oder anderswo, nun mal oft schwer.

Es sind im Salt also die Stoffservietten aus feinem Tuch, die Kellner beringt, gepierct, angetan mit Jeans und Trainingsjacken, die Mäntel der Gäste leger neben im Regal für die Weingläser verstaut, doch die Bestecke von schwerer französischer Designerqualität. Hohes Niveau, aber bitte unbedingt locker bleiben - dieses Credo wird arg bemüht an den Gast gebracht. Man beginnt sich trotzdem rasch wohlzufühlen, zumal oben auf der Galerie, wo das Licht angenehm indirekt auf die matt polierten Holztische fällt.

Erfreuliches für den Gaumen

Außerdem macht das Essen Spaß im Salt. Schlicht und pur wie Salz war hier nichts, nimmt man das feine Olivenöl aus und die haferflockengroßen Kräutersalzchips, die zusammen mit zweierlei Brot und einer Aufstrichpaste als Amuse bouche auf den Tisch kamen. Aber dann wurde es, von der Vorspeise bis zum Dessert, ausgeklügelt. Süß, pikant, scharf und sauer kreuz und quer gemixt, allerlei Aufgeschlagenes, Geschichtetes - die Anklänge an die herrschende Modeküche mit ihrer Passion für Schäume, Gelees und überraschende Verbindungen waren unverkennbar.

Ob man das nun affektiert finden mag oder avantgardistisch, ist Ansichtssache. Für den Gaumen kam jedenfalls einiges Erfreuliche zustande. Zum Beispiel die gebratenen Oliven-Semmelknödel mit Avocadocreme und Rucola (7,50 Euro). Auf der quadratischen Porzellanplatte lagen zwei luftige Pflanzerl, kleinfingerdicke Cremestreifen rahmten über Eck den Salat ein, allerdings keine Rucola. Die Küche hatte kurzerhand auf Feldsalat umgestellt und es versäumt, das den Gästen mitzuteilen. Wir fanden die Kombination dennoch gelungen, weil die Oliven in den Knödeln nicht penetrant hervorschmeckten und die grüne Paste eine pikante Note beisteuerte.

Nicht schlicht und pur wie Salz

Salt

Richtig zur Geltung kommt das Konzept einer beiläufig daherkommenden Eleganz im Salt abends.

(Foto: Foto: Alessandra Schellnegger)

Die im Nachklang dezent scharfe Zitronengrasbrühe unterstrich den würzigen Eigengeschmack der Entenravioli (7Euro). Und in der sämigen Brokkolisuppe mit Crème fraîche waren die meersalzigen Lachskaviar-Kügelchen eine angenehme Überraschung (im Drei-Gänge-Menü zu 18 Euro) - die zweite Beigabe, ein hauchdünner Streifen, blieb unklar. Kartoffel- oder Speckscheibe? Spaßküche ist manchmal Rateküche. Bei den Hauptgängen ließ die Maishähnchenbrust mit Kartoffelplätzchen, säuerlichem Kürbisgemüse und kontrastierend vanillesüßen Schalotten die Frage offen: Wenn das Gemüse so vorzüglich war, warum schmeckte das Geflügel dann nach nichts?

An der Kunstfertigkeit der Köche im Umgang mit Fleisch konnte es nicht liegen, wie das Entrecôte mit Sardellen-Kapern-Haube (18 Euro) bewies. Ein herrlich zartes Stück, perfekt medium gebraten, begleitet von rotem Zwiebelgemüse und Polentakugeln, denen leicht zu verzeihen war, dass sie auf dem Weg zum Tisch ihre Form nicht halten konnten. Beim knusprigen Zanderfilet mit Hummerschaum (18 Euro) hatte man die Wahl, zum Fisch entweder ein Stück Spinatraviolo samt Meerrettichschärfe auf die Gabel zu spießen oder ihn mit cremig mildem Rote Beete-Püree zu probieren.

Passende Zusammenstellung

Beide Male passte die Zusammenstellung. Von der gesamten Tafelrunde hochgelobt: Der Kalbsrücken mit - frappierend grellgrünem - Erbsenpürree, fruchtigem Clementinen-Pfeffer-Jus und einem Stück famoser Tarte aus Pecorino und Birnen (21,50 Euro). Im Salt werden die Geschmacksknospen gefordert (und oft belohnt), nach zwei intensiven Gängen sah man beinahe beklommen dem Dessert entgegen. Noch mehr Gewürz, Nuancen, Aromen? Hier kann zum Verzicht ermuntert werden: Die Nachspeisen fielen bei unseren Besuchen überraschend deutlich ab.

Der Schlupfer mit Vanillesauce und Mandarinenkompott (im Menü) erwies sich als hoffnungslos überzimteter Muffin, das Cookie aus der Dessertvariation (9 Euro) war ein steinharter Keks mit zu viel Erdnussbutter obendrauf. Und das schwere Bananen-Nougat-Tiramisu (5 Euro) im großen Glas musste zu mehreren bewältigt werden, einen einzelnen Esser hätte es glatt überfordert. Die Weinseite der Speisekarte hält Konventionelles vor - im Glas etwa einen ordentlichen Riesling aus Rheinhessen (5,50) oder einen Zweigelt aus dem Burgenland (5).

Salt, Rundfunkplatz 4, Telefon: 89083695. www.saltrestaurant.de. Geöffnet Montag bis Donnerstag von 9 bis 1 Uhr, Freitag von 9, Samstag von 13 und Sonntag von 17 Uhr jeweils ohne Sperrstunde.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: