Sakrale Kunst:Lichtgestalt im Leuchtkraftwerk

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Der Malerstar Markus Lüpertz stellt in der kleinen Bamberger Kirche St. Elisabeth seine vier neuen Fensterbilder vor. Nun fehlen noch zwei von acht - und das Geld dafür

Von Katja Auer, Bamberg

Ein Kirchenfenster von Lüpertz mit dem Motiv "Kranke besuchen". (Foto: Bernhard Kuemmelmann/VG-Bild Kunst Bonn, 2021)

In einer Geschichte über Oberfranken, über Bamberg speziell, muss eigentlich immer ein Schäuferla vorkommen, zu typisch ist die gebratene Schweineschulter. Dass sie aber auch als Vergleich für die Kunst von Markus Lüpertz herhalten könnte, darauf wird vor Birgit Kastner noch niemand gekommen sein.

Die Leiterin der Hauptabteilung Kunst und Kultur im Erzbischöflichen Ordinariat würdigte am Samstag die vier neuen Fenster, die Lüpertz für die kleine Kirche St. Elisabeth in der Bamberger Innenstadt geschaffen hat, und sie tat es mit dem Schäuferla-Vergleich. Das nämlich hatte vor einigen Jahren ein Bamberger Wirt als "Pulled Schäuferla" zu servieren gewagt, also sozusagen in fragmentierter Form, und daraufhin einen gewaltigen Proteststurm erlebt. Auch Lüpertz stelle die Werke der Barmherzigkeit aus dem Leben der heiligen Elisabeth in fragmentarischer Form dar, entsprechend kritisch war die Reaktion der Bamberger. Zunächst wenigstens.

Die Idee für das Projekt ist schon mehr als zehn Jahre alt, der Legende nach soll sie im Schlenkerla entstanden sein, der traditionellen Rauchbierbraustätte (in der natürlich ebenfalls Schäuferla verzehrt wird). Lüpertz hatte damals eine durchaus umstrittene Skulpturenausstellung in der Welterbe-Stadt, und auch die Unterstützung - gerade von offizieller Seite - für die Fenster-Idee war anfangs überschaubar. So war es eine Initiative, die bei Spendern und Sponsoren die halbe Million Euro zusammensammeln wollte, die gebraucht wurde für die insgesamt acht Fenster.

Und er sah, dass es gut war: Der 80-jährige Markus Lüpertz betrachtet in Bamberg seine Kirchenfenster. (Foto: Daniel Vogl/dpa)

Sechs sind nun schon fertig, und den größten Teil haben Privatleute finanziert. Zwei Fenster fehlen noch, das Geld dafür auch, aber der Architekt Christoph Gatz, Kopf der Initiative, ist zuversichtlich, dass sie Lüpertz das restliche Honorar nicht auf das Grab werden legen müssen, wie es der Künstler vorgeschlagen haben soll, als es anfangs zäh lief mit der Finanzierung. Lüpertz, mit nun 80 Jahren extravagant wie immer, sprach in Bamberg vom "Fortschritt", den die Kirchenfenster für ihn bedeuteten. Die heilige Elisabeth nannte er eine "kapriziöse Dame", die oft ihren Kopf durchgesetzt habe. Das liegt ihm offenbar, denn auch er lässt sich nicht reinreden bei der Gestaltung der Fenster. Das sei sein Credo, sagte Lüpertz, die Auftraggeber müssten das nehmen, was sie kriegen - oder ablehnen. Kompromisse gibt es nicht. Erst recht nicht bei Kirchenfenstern, denn "die sind da drin". Bilder in Museen könnten abgehängt werden, Kirchenfenster überdauerten ihren Schöpfer an ihrem Ort.

"Kranke besuchen", "Nackte bekleiden", "Hungrige speisen" und "Obdachlose beherbergen" sind die Titel der vier neuen Fenster. Sie sind weder figürlich noch abstrakt, als erstes fallen die starken Farben ins Auge. "Kraftwerke des Lichts" nannte sie Birgit Kastner, die nicht nur leuchten, wenn die Sonne in die kleine Kirche aus dem 14. Jahrhundert fällt. Die Zahl der Besucher in St. Elisabeth steigt stetig an, seit die Fenster eingebaut sind, und so leistet Markus Lüpertz einen großen Beitrag dafür, dass die Weltkulturerbe-Stadt Bamberg nicht nur wegen ihrer vielfältigen alten Pracht wahrgenommen wird. Und nicht allein wegen ihrer deftigen Küche.

© SZ vom 21.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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