Saisonvorbereitung:So startet München in den Frühling

Die Sonnenstrahlen werden wärmer - und das bedeutet viel Arbeit für Straßenkehrer, Stadtgärtner, Fahrradhändler und Tierpfleger. Und das alles ohne Tambosi!

Von SZ-Autoren

1 / 10

Umzug der Karpfen

Bayerische Karpfensaison

Quelle: David Ebener/dpa

Irgendwann in den nächsten zwei Wochen kehrt das Leben zurück in den Nymphenburger Kanal. Im Herbst haben Erwin Scheuböck und seine Kollegen vom Fischereiverein Odelzhausen das Gewässer vor der jährlich Bachreinigung abgefischt, jetzt im Frühjahr bringen sie dafür wieder kiloweise neue Fische. Vor allem Karpfen wurden im vereinseigenen Teich gezüchtet, aber auch Schleien, ein paar Forellen und ein paar Hechte sind dabei. Zwischen einem halben und einem Kilo sind die Exemplare schwer, wenn sie ausgesetzt werden. Recht viel kleiner sollten sie nicht sein, sagt Scheuböck, weil sonst die Vögel sie gleich auffressen. 500 bis 700 Fische, schätzt er, werden bis Ende März in einem speziellen Behälter umziehen, der genaue Termin hänge aber vom Wetter ab.

Martin Hammer

2 / 10

Marathon für Straßenkehrer

Frühjahrsputz in Sachsen-Anhalt

Quelle: dpa

Für diesen Frühjahrsputz möchte man ohne die Hilfe von Maschinen und Hunderten Mitarbeitern nicht verantwortlich sein: 2300 Kilometer Straßen, 900 Kilometer Radwege, 1500 Kilometer Gehwege und diverse Fußgängerzonen, Parks und Spielplätze wollen von mehr als 15 000 Tonnen Splitt befreit werden. Die Putzaktion dauert wohl länger, als der Schnee diesen Winter lag - seit Anfang März wird gekehrt, Anfang April soll die Kieselrutscherei endgültig vorbei sein. Wenn der Winter nicht doch noch einmal vorbeischaut.

Silke Lode

3 / 10

Sonnentage ohne Tambosi

-

Quelle: Alessandra Schellnegger

Eigentlich kann es in München in diesem Jahr gar keinen Frühling geben. Denn wo soll man als Münchner von Welt denn nun bloß sein neuestes Sonnenbrillenmodell vorführen? Das Tambosi hat zu, die dekorative Sonnenterrasse ist verwaist und wird es wohl noch eine Weile bleiben. Die Leopoldstraße ist keine Alternative, da viel zu prollig. Und so werden Nachwuchsstenze und gereifte Charmeure ebenso verstört und heimatlos auf dem Odeonsplatz herumstehen wie verwaiste Zahnarztgattinnen und Blondinen in Ausbildung, die nicht mehr wissen, an wem vorbei sie den blasierten Blick jetzt wenden sollen. Jenen über 60 blieb früher wenigstens noch die Pfälzer Weinstube, doch auch die wird umgebaut.

Dieser Frühling wird also eine ganz neue Erfahrung werden für die Münchner, die ja schon die ersten Stühle auf den Gehsteig stellen, sobald die letzten Eiszapfen von den Dachrinnen gefallen sind. Es bleibt fast nur noch der Biergarten, um die Saison zu eröffnen. Aber das ist ja nun wirklich nichts Besonderes mehr: Dort wohnt der Münchner ja angeblich ohnehin den ganzen Sommer über.

Franz Kotteder

4 / 10

Zeit zum Aufstehen

Tierpark Hellabrunn - Braunbärin Olga

Quelle: Marc Müller/Tierpark Hellabrunn

"Der Frühling ist bei allen Tierpflegern beliebt", sagt Bea Köhler, die zoologische Leiterin in Hellabrunn. Das hat nicht nur mit dem Wetter zu tun: Rehe und Hirsche etwa bekommen Junge. Vögel kehren aus dem Süden zurück. Und Murmeltiere und Bären erwachen aus ihrem Winterschlaf. Die Braunbärin Olga zum Beispiel ist erst seit ein paar Tagen wieder draußen in ihrem Gehege. Bald dürfen Elefanten und Löwen wieder den ganzen Tag raus. "Das freut uns, weil wir mit unseren Tieren sehr verbunden sind." Doch auf der anderen Seite heißt Frühling Arbeit. Laub rechen, Wassergräben putzen und wieder mit Wasser befüllen. Das kommt übrigens vom Tierparkgelände selbst. Dort gibt es mehr als 40 Quellen - daher auch der Name "Hellabrunn".

Christina Hertel

5 / 10

Alles läuft rund

Zweiradwerkstatt "Glockenbike" in München, 2007

Quelle: Stephan Rumpf

Alle fünf Minuten kommt zurzeit ein neuer Kunde in Rolf Gansers Radlladen in der Maxvorstadt. Neue Bremsbeläge, neue Reifen oder bloß ein bisschen mehr Luft - die Leute, sagt er, kommen mit ganz unterschiedlichen Anliegen. "Gerade die älteren Herrschaften wollen, dass von der Klingel bis zum Licht alles tipptop ist." Und die Jüngeren, die Studenten, die würden dann schon etwas mehr aufs Geld schauen. Gansers Fahrradgeschäft ist, wie er selbst meint, das kleinste in München - es ist bloß 35 Quadratmeter groß und trägt deshalb den passenden Namen "Der kleine Radlladen". Dafür nimmt sich Ganser für jeden Kunden Zeit und gibt ehrliche Tipps. "Ich bin grad raus und das kommt gut an."

Christina Hertel

6 / 10

Warten aufs Wasser

Wittelsbacher Brunnen in München wird aufgedreht, 2016

Quelle: Robert Haas

Noch herrscht Stille am Rand des Wittelsbacher Brunnens am Lenbachplatz. Abgesehen vom Autoverkehr natürlich, der lärmt wie eh und je. Doch das frühlingshafte Plätschern und Gurgeln, das wird erst in ein paar Wochen die Geräuschkulisse bereichern. Am Gründonnerstag, in diesem Jahr also am 13. April, dreht das Baureferat traditionell beim ersten Brunnen das Wasser auf. Im vergangenen Jahr durfte der Wittelsbacher Brunnen (Foto) den Anfang machen, welcher es in diesem Jahr sein wird, steht noch nicht fest. Wenn der Auserwählte dann sprudelt, kommen nach und nach alle anderen 186 städtischen Brunnen dran. 4400 Quadratmeter winterfeste Holzverkleidung müssen die Mitarbeiter des Baureferats entfernen, bis Mitte Mai endlich wieder alles fließt.

Martin Hammer

7 / 10

Mozart-Eis statt Lebkuchen

-

Quelle: Stephan Rumpf

Früher hat Carlo Moretto seine Eisdiele immer erst im März aufgesperrt, doch weil die Münchner einfach nicht aufhörten, zu drängeln, hat er den Beginn der Eissaison jetzt auf Mitte Januar vorverlegt. Es sei so langweilig am Rotkreuzplatz ohne das "Venezia" klagten sie, es gebe keinen Cappuccino, keine Eisverkäufer mit sonnigem Gemüt und charmantem Zungenschlag. "Sobald die Sonne scheint, wollen die Leute genießen", sagt der Mann aus Apulien. An seiner Theke bietet er 32 verschiedene Eissorten an, Rezepte würde Moretto (Foto) aber für einhundert einfallen. Am besten verkaufe sich in München das "Mozart-Eis": mit Schokolade, Pistazien und Marzipan. An die Lebkuchen, die bis Weihnachten in den Räumen der Eisdiele verkauft wurden, denkt jetzt sicher niemand mehr.

Franziska Gerlach

8 / 10

Aufschlag im Freien

-

Quelle: SZ

Raus aus den Hallen, rauf auf die Plätze. Bis die Tennisbälle auf der Anlage des Tennisclub Grün-Weiss Luitpoldpark München über die Netze fliegen, sind die Tage jetzt gezählt. Seit Anfang März werden die zehn Vereinsplätze frühlingsfit gemacht. Der alte Sand kommt runter, neuer Sand drauf, dann mehrmaliges Einwalzen. Erst wenn der Sand verdichtet ist, werden die weißen Linien aufgetragen. "In etwa einer Woche sollten unsere Außenplätze fertig sein", sagt Gabriele Gantschnig vom Tennisclub. Darauf hoffen wohl auch die Mitglieder der 37 Mannschaften des Schwabinger Vereins. Wenn das Wetter mitspielt, können sie sich bald für die Medenspiele im Mai auf den Außenplätzen akklimatisieren.

Viktoria Spinrad

9 / 10

Stutzen und pflanzen

Blumen in der Stadtgärtnerei in München, 2017

Quelle: Robert Haas

Nach dem Winter bereitet der Blick auf den Garten nicht immer Freude. Überall altes, matschiges Laub, der Rasen hat braune Flecken. "Alle Ziergräser gehören jetzt zurückgeschnitten", sagt Gärtnermeister Stefan Wagner aus Pasing, auch seien diese Tage ideal, um den Rasen zu vertikutieren - der dazu bitte trocken sein sollte. Für Farbe sorgen Narzissen, Ranunkeln oder Stiefmütterchen, besonders hübsch sei es, diese "als Nester" zu pflanzen. Dahlien dürfen frühestens Mitte April gesetzt werden: Sie vertragen keinen Bodenfrost. Ungeduldige können diese aber schon in einem mit Plastikfolie überzogenen Topf treiben lassen. Seien die Blumen einige Zentimeter hoch, machten sich die Schnecken nicht so leicht über sie her.

Franziska Gerlach

10 / 10

Putzarbeiten im Schwimmbecken

Freibad "Maria Einsiedel" in München, 2015

Quelle: Alessandra Schellnegger

Im Naturbad Maria Einsiedel (Foto) haben sie schon begonnen, in den anderen Freibädern werden sie folgen: Die Auswinterungsarbeiten, mit denen sich die Stadtwerke (SWM) für den Sommerbetrieb rüsten. "Im Mai werden alle Freibäder öffnen", verspricht SWM-Sprecher Michael Solić. Bis dahin ist noch einiges zu tun: Im Verlauf des Winterschlafs häuft sich in den zum Frostschutz gefüllten Becken einiges an Laub, Ästen und Algen an. Die Becken müssen abgelassen, aufwendig gereinigt, neu befüllt und zum Schluss auf die Betriebstemperatur von 24 Grad erwärmt werden. Zusätzlich werden die Wiesen auf Vordermann gebracht und die Bäume beschnitten. Erst dann ist der Winter offiziell ausgetrieben. Badespaß gibt es in diesem Jahr bis zum 11. September.

Fotos: Robert Haas, Stephan Rumpf (2), Alessandra Schellnegger (2), Marco Einfeldt, dpa, Tierpark

Viktoria Spinrad

© SZ vom 15.03.2017/vewo
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: