Süddeutsche Zeitung

Kulturpolitik:Von 25 auf 50 Prozent

Die Staatsregierung kündigt eine Erleichterung für Bayerns Kulturveranstalter in der Coronakrise an. Säle sollen künftig zur Hälfte besetzt werden dürfen. Die 2G-Plus-Regeln bleiben, die Maskenpflicht auch.

Von Susanne Hermanski und Michael Zirnstein, München

Bayerns Gastronomie kann weitermachen wie bisher, trotz Omikron-Welle, doch die leidgeprüfte Kultur? Der freundliche Wirtshaus-Beschluss der Staatsregierung soll nun auch für sie nicht folgenlos bleiben. Kunst- und Wissenschaftsminister Bernd Sibler (CSU) stellt eine Lockerung der Auflagen in Aussicht: von 25 Prozent genehmigter Saalbelegung auf 50 Prozent. Denn die offenkundigen "Wertungswidersprüche" zwischen dem Votum für einen entspannten Besuch im Restaurant (ohne Maske und ohne zusätzlichen Test oder Boosterung bei relativ nah sitzenden Menschen) und den geltenden strengen Auflagen für die Kulturbetriebe (nur 25 Prozent Saalbelegung auf 1,5 Meter Abstand, mit Maske und zusätzlichem Test oder Booster) sind ebenfalls bereits im Kabinett diskutiert worden. Auch der stellvertretende Ministerpräsident Hubert Aiwanger (Freie Wähler) sprach am Dienstag bereits von möglichen Lockerungen für die Kultur in Bayern.

An diesem Mittwoch dann bat Sibler Vertreter verschiedener Kulturbereiche zum "runden Tisch", um das weitere Vorgehen in der Corona-Krise zu erörtern. Er warb dabei neuerlich um Verständnis, dass man sich in einem Spannungsfeld bewege zwischen steigenden Inzidenzen und dem Wunsch, der Kultur doch "ein Stück Hoffnung zu geben". Beschlossen werden muss die neue Halb-Leer-Grenze ohnehin noch im Bayerischen Kabinett. Und die Minister tagen frühestens am kommenden Dienstag zum nächsten Mal.

Wenn danach die Säle wieder zur Hälfte besetzt werden dürfen, entspricht das lediglich der Minimalforderung der meisten Kulturveranstalter. Denn die Pflicht zum Tragen von FFP2-Masken am Platz und die 2-G-plus-Regel sollen in Bayerns Konzertsälen und Theatern weiter bestehen bleiben. In Berlin etwa spielen die Häuser aber mit Vollbesetzung, wenn das Publikum geimpft, geboostert oder getestet kommt. Im manchen bundesdeutschen Städten darf bei gleichen Voraussetzungen zudem noch ohne Masken im Zuschauerraum gesessen werden. Das gab es in Bayern das letzte Mal für ein kurzes Zeitfenster im vergangenen Herbst.

Der Unmut eines Teils der Kulturschaffenden gilt zudem der Besetzung von Siblers Tisch. Der Verband der Münchner Kulturveranstalter (VDMK) bedauerte öffentlich, dazu nicht geladen zu sein. Dessen Vorsitzender David Süß, der für die Grünen im Münchner Stadtrat sitzt, sagte: "Seit Beginn der Pandemie wendet sich der VDMK mit Fragen, Vorschlägen und Ideen regelmäßig an die Landesregierung. Zu Gesprächsrunden mit dem Ministerium werden handverlesene Einzelveranstalterinnen und wenige Verbände eingeladen. Der VDMK bislang nicht." Dabei wolle man gerne dem Ministerium "helfen, viele weitere wichtige und relevante Verbände und Akteur*innen kennenzulernen". Dieses hat sich prompt gesprächsbereit gezeigt und Patrick Oginski, der ebenfalls im VDMK-Vorstand sitzt, in letzter Minute zum Runden Tisch zugelassen.

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