S27 wird eingestellt:Abschied von der Querverbindung

S-Bahn auf der Großhesseloher Brücke, 2011

Wird im Dezember eingestellt: die S27 zum Hauptbahnhof.

(Foto: Robert Haas)

Sie sollte das auf die Innenstadt ausgerichtete S-Bahn-Netz ergänzen - doch für die S 27 ist bald Schluss: Im Dezember wird die Linie zwischen Deisenhofen und dem Hauptbahnhof eingestellt. Auch die S 20 verkehrt dann auf einer anderen Route.

Von Marco Völklein

Mancher Pendler wird Mitte Dezember verwundert feststellen, dass es seine gewohnte S-Bahn-Verbindung nicht mehr gibt. Die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) stellt die S 27 (Deisenhofen-Hauptbahnhof) zum Fahrplanwechsel ein. Auch die S 20 wird nicht mehr von Pasing nach Deisenhofen rollen, sondern den Münchner Westen mit Höllriegelskreuth verbinden. Wer also von Deisenhofen nach Pasing möchte und bislang mit der S 20 durchrauschen konnte, muss künftig umsteigen. "Das ist absolut unattraktiv", schimpft Andreas Barth vom Fahrgastverband Pro Bahn. "Mehr als bedauerlich" nennt Andreas Nagel von der "Aktion Münchner Fahrgäste" die Entscheidung.

Bei ihrem Start vor etwas mehr als zehn Jahren wurde insbesondere der S 20 eine wichtige Rolle zugedacht: Die Querbindung von Südosten in den Westen sollte das auf die Innenstadt ausgerichtete S-Bahn-Netz durch eine erste Tangentiallinie ergänzen. Seit 2002 fahren die Züge werktags im Stundentakt; ein Ausbau auf einen 20-Minuten-Takt war geplant.

Daraus allerdings wurde nichts - auch weil der Freistaat den Bau der "Sendlinger Spange", einer Schienenverbindung zwischen den S-Bahnhöfen Laim und Heimeranplatz, immer wieder verzögert hat. "Das ist ein typisches Beispiel für das Versagen der bayerischen Verkehrspolitik", sagt Pro-Bahn-Mann Barth. Statt des versprochenen Ausbaus erlebe man eher einen Rückbau des Nahverkehrs.

Ganz anders sieht das die BEG, die im Auftrag des Freistaats den Regional- und S-Bahn-Verkehr organisiert: Denn von Mitte Dezember an sollen von Deisenhofen die neuen Züge des Anbieters Meridian über Solln, Mittersendling, Harras und Heimeranplatz zum Hauptbahnhof rollen - zu den Hauptverkehrszeiten alle halbe Stunde, außerhalb davon weiterhin stündlich. Damit reagiere man auf die Nachfrage der Kunden: Denn die meisten Fahrgäste wollten auf den bestehenden Linien bereits aus Richtung Deisenhofen kommend vor allem zum Hauptbahnhof fahren und nicht nach Pasing. Und im Gegenzug werde mit der neuen Linienführung der S 20 von Pasing nach Höllriegelskreuth der "aufkommensstarke Industriestandort Pullach" besser angebunden. In Pullach sitzt unter anderem der Gasehersteller Linde. Allerdings werden laut BEG nur neun Zugpaare am Tag auf der neuen Strecke rollen - und die nur zu den Hauptverkehrszeiten.

Für Wolfram Liebscher vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) sendet die BEG damit ein falsches Signal. Eigentlich hatten die Fahrgastverbände gehofft, die Strecke werde durch die beiden Linien nach und nach ausgebaut. Die Bahn könnte dann, etwa bei einer Störung im S-Bahn-Tunnel in der Innenstadt, Züge beispielsweise zum Heimeranplatz umleiten und dort den Fahrgästen eine Ausweichmöglichkeit auf die U-Bahn bieten, sagt Liebscher. Eine Erweiterung des bislang dreigleisigen Abschnitts um ein weiteres Gleis, ein zusätzlicher Bahnsteig am Heimeranplatz - all das wäre eigentlich dringend nötig, findet nicht nur Liebscher. Auch ein zusätzlicher S-Bahnhof an der Menterschwaige mit Verknüpfung zu den Trambahnlinien 15 und 25 war im Gespräch. Aber auch da geht bislang kaum etwas voran.

Ohnehin hat der neue Anbieter Meridian momentan zahlreiche andere Probleme zu lösen. Das Unternehmen, das auch die Bayerische Oberlandbahn (BOB) betreibt, soll von Dezember an nicht nur zwischen Deisenhofen und Hauptbahnhof fahren, sondern vor allem die Regionalzugstrecken von München nach Rosenheim und weiter nach Salzburg und Kufstein mit neuen, geräumigeren und schnelleren Zügen bedienen. Das zumindest hat die BEG bestellt. Doch genau mit diesen Fahrzeugen gibt es Probleme: Fraglich ist nämlich, ob es gelingt, die neuen Triebzüge rechtzeitig zuzulassen.

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