S-Bahn München:Ein Großprojekt wie die zweite Stammstrecke funktioniert nur in Bayern

S-Bahn München

Im Streit über den Bau des zweiten S-Bahn-Tunnels hat Bayern beschlossen, 1,5 Milliarden Euro vorzustrecken.

(Foto: dpa)

Der Freistaat streckt für den Bau 1,5 Milliarden Euro vor, die der Bund nach und nach abstottert. Das ist zwar höchst pragmatisch, aber auch fragwürdig.

Von Christian Krügel

Für knapp vier Milliarden Euro soll in München ein zweiter S-Bahn-Tunnel quer durch die Stadt gegraben werden. Bauzeit mindestens bis 2026, Gesamtkosten am Ende ungewiss. Das klingt, als ob Ministerpräsident Horst Seehofer und Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt, die das Projekt jetzt besiegelt haben, fahrlässig ein "München 26" aufbuddeln würden - technisch ähnlich kompliziert wie Stuttgart 21, ein vergleichbar teurer und desaströser Verlauf nicht ausgeschlossen.

Im Gegensatz zum schwäbischen Tunnel sind bei der bayerischen Röhre aber nicht Bau und Kosten an sich zu hinterfragen. Das Projekt ist sinnvoll. Das überlastete Münchner S-Bahn-Netz braucht Entlastung.

Bemerkenswert ist aber, wie die Staatsregierung nach jahrelangem Gerangel mit Berlin nun eine Entscheidung quasi erzwungen hat: Der Freistaat streckt einfach mal 1,5 Milliarden Euro vor, die der Bund dann nach und nach abstottert.

Das ist zwar höchst pragmatisch, verkehrs- und finanzpolitisch aber fragwürdig. Denn das Münchner Beispiel zeigt: Es muss in den Ballungsräumen dramatisch viel Geld in die Infrastruktur investiert werden, um dort künftig einen Verkehrskollaps zu vermeiden. Nur leider reichen die Mittel des Bundes hinten und vorne nicht aus. Bayern kann es sich leisten, mal eben schnell auszuhelfen. Andere Bundesländer müssen warten, bis Berlin genügend Geld beiseitelegt.

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