S-Bahn-Fahrplan:Neue Haltestelle, neue Nummern

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Die Eröffnung der Station "Hirschgarten" Mitte Dezember wirbelt den S-Bahn-Fahrplan durcheinander. Die Fahrgäste sollten in den ersten Tagen gut achtgeben.

D. Hutter

"Nächster Halt, Hirschgarten", wird es demnächst zwischen Laim und Donnersbergerbrücke durch die S-Bahn-Abteile tönen. Wobei der ungewohnte Stationsname längst nicht die einzige Neuerung ist, wie Freunde des bajuwarisch gerollten R's schnell feststellen werden. Denn mit dem Fahrplanwechsel am 13. Dezember hat auch die Berliner Radio- und Fernsehmoderatorin Helga Bayertz als Ansagerin ausgedient.

Der erste Neuzugang auf der Stammstrecke wirbelt das Liniennetz der S-Bahn durcheinander. (Foto: Foto: Schunk)

Künftig verkündet die gebürtige Prienerin Regina Wallner, wie die nächste Station heißt, auf welcher Seite der Bahnsteig liegt und ob es Anschluss zur U-Bahn gibt. Assistiert wird ihr von Graham Baxter, der die Konservenansagen in seiner englischen Muttersprache verfasst hat.

Aber zurück zum Hirschgarten: Denn der neue Bahnhof unterhalb der Friedenheimer Brücke, übrigens der erste Neuzugang auf der Stammstrecke seit ihrer Eröffnung 1972, wirbelt das Liniennetz der S-Bahn derart durcheinander, dass auch Profi-Fahrgäste in den ersten Tagen gut achtgeben sollten.

Zahlreiche Streckenäste tauschen die Liniennummern, eine S5 wird es gar nicht mehr geben, während die vor Jahren aussortierte S3 eine Renaissance feiert. Wer vom Ammersee zum Flughafen will, kann dies künftig ohne Umsteigen erledigen. Nach Geltendorf rollt hingegen, wie schon vor einigen Jahren, die Linie S4.

Und warum das alles? "Der zusätzliche Stopp am Hirschgarten kostet jede S-Bahn zwei Minuten", berichtet S-Bahn-Chef Bernhard Weisser - die Verzögerung beim Bremsen und Anfahren schon einberechnet. "Diese zwei Minuten können nicht eins zu eins auf die Außenäste verlagert werden", schließlich muss sich die S-Bahn auf etwa einem Drittel ihres Netzes die Gleise mit anderen Zügen teilen. Besonders schwierig ist die Abstimmung mit dem Regionalverkehr, der ebenfalls im Takt-Fahrplan ("Bayern-Takt") organisiert ist.

Dazu kommen die vielen eingleisigen Abschnitte, immerhin 137 Kilometer, auf denen zusätzlich der Gegenverkehr zu beachten ist. Es ist also viel Puzzlearbeit erforderlich, bis schließlich alles wieder zusammenpasst - und besonders gut jonglieren lässt es sich mit den unterschiedlichen Fahrtzeiten der einzelnen Außenstrecken. Schließlich ist es den meisten Fahrgästen egal, wohin die eigene S-Bahn auf der anderen Seite der Stadt weiterfährt.

Am Bahnhof Hirschgarten, dem Auslöser des großen Nummer-wechsle-dich, werden zur Eröffnung am 13. Dezember Info- und Imbissstände aufgebaut. Die Station, die vor allem der Erschließung des neuen Stadtquartiers am Hirschgarten dient, muss allerdings klein anfangen: Prognostiziert werden zunächst 15.000 ein- und aussteigende Fahrgäste pro Tag - das ist, zumindest nach Stammstrecken-Maßstäben, eine eher bescheidene Auslastung.

Selbst an der Hackerbrücke ist mit 25.000 Passagieren deutlich mehr los, die Spitzenreiter Hauptbahnhof und Marienplatz kommen auf gut 160.000 bis 180.000. Dafür bietet der Hirschgarten, wie Bahnhofsmanager Heiko Hamann versichert, "alles, was man von einer attraktiven Station erwarten kann".

Die Änderungen am Liniennetz im Detail: Zwischen Mammendorf und Holzkirchen pendelt künftig die S3, der 60-Minuten-Takt zwischen Maisach und Mammendorf weicht einem attraktiveren 20/40-Minuten-Takt. Die S4 fährt von Geltendorf nach Ebersberg. Auf dem Ostast dieser Linie hat sich die Bahn eine reichlich unübersichtliche Variation einfallen lassen: Die Verstärkerzüge in der Hauptverkehrszeit rollen nicht mehr unter der Bezeichnung S4, sondern als S6 nach Zorneding/Grafing.

Was also im Linienplan wie eine Verdichtung aussieht, ist in Wahrheit eine Beibehaltung des Zehn-Minuten-Takts mit neuer Linienbezeichnung. Abseits der Stoßzeiten endet die von Tutzing kommende S6 am Ostbahnhof.

Kritisch sehen viele Fahrgäste die Wiederbelebung der direkten und einst sehr störanfälligen Direktverbindung zwischen Wolfratshausen und Kreuzstraße mit der S7. S-Bahn-Chef Weisser versichert aber, dass die Situation sich wegen diverser Streckenausbauten verbessert hat. Die S8 fährt zwischen Herrsching und Flughafen. Unverändert bleiben die Fahrtstrecken von S1, S2, S20, S27 und der Linie A.

© SZ vom 25.11.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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