S-Bahn-Bau in München:Chance für den Südring

Ist der Tunnel tot? Nach langer Ablehnung, will Schwarz-Grün den Ausbau des S-Bahn-Südrings über Tage exakt prüfen lassen.

Dominik Hutter

So viel Harmonie ist selten: Nach jahrelangem Streit, ob ein zweiter Tunnel oder der Ausbau des Südrings die bessere Lösung für die Münchner S-Bahn-Probleme darstellt, ziehen CSU und Grüne im Landtag neuerdings an einem Strang - der Südring soll eine faire Chance bekommen. "In dieser Deutlichkeit überrascht mich das", erklärte der grüne Abgeordnete Martin Runge, der die milliardenteure Röhre seit langem bekämpft und sich nun bestätigt fühlt.

S-Bahn-Bau in München: "Wenn wir dann feststellen, dass wir aufs falsche Pferd gesetzt haben, werden wir das auch zugeben", sagt Hans-Peter Göttler vom Verkehrsministerium.

"Wenn wir dann feststellen, dass wir aufs falsche Pferd gesetzt haben, werden wir das auch zugeben", sagt Hans-Peter Göttler vom Verkehrsministerium.

(Foto: Foto: Robert Haas)

Tatsächlich fiel im Verkehrsausschuss am Donnerstag aus den Reihen der Politik kein einziges lobendes Wort für den bisher favorisierten Tunnel- selbst Eberhard Rotter, der kürzlich als verkehrspolitischer Sprecher der CSU-Fraktion das Wiederaufschnüren der Variantendebatte gegeißelt hatte, äußerte Verständnis für die jüngst beschlossene Studie über die Vor- und Nachteile des Südrings. Sowohl CSU als auch Grüne machten deutlich, dass es erhebliche Zweifel an der Sinnhaftigkeit der Tunnelvariante gebe. Die Vertreter anderer Parteien blieben stumm.

Lediglich Hans-Peter Göttler vom Verkehrsministerium blieb dabei, dass aus seiner fachlichen Sicht die Röhre nach wie vor die "überlegene Lösung" sei - und musste sich dafür von Runge gar "Widerborstigkeit" vorwerfen lassen. Göttler sicherte eine ergebnisoffene Studie ohne politische Vorgaben zu. "Wenn wir dann feststellen, dass wir aufs falsche Pferd gesetzt haben, werden wir das auch zugeben."

Was für den CSU-Abgeordneten Otmar Bernhard ganz entscheidend ist: Während die unabhängigen Experten an der Studie tüfteln, laufen die Planungen für den Tunnel ohne Verzögerung weiter. Für die CSU sei die Röhre keineswegs tot, betonte also Bernhard. Man benötige jedoch eine fundierte Entscheidungsgrundlage. In diesem Punkt herrscht der einzige Dissens mit den Grünen. Runge würde die Verfahren für diese "katastrophale Maßnahme" am liebsten sofort stoppen.

In der Südring-Studie, die gegenüber der ursprünglich vom Stadtrat angeregten Tiefe deutlich abgespeckt ist, wird es vor allem um Kosten und Wirtschaftlichkeit gehen. Denn den verkehrlichen Nutzen, das machte Göttler deutlich, hat das Ministerium erst kürzlich sowohl für den Tunnel als auch für den Südring noch einmal untersuchen lassen. Dabei habe, wie schon in der vergleichenden Untersuchung 2001, die Röhre deutlich besser abgeschnitten.

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