S-Bahn-Ausbau:Nordring könnte bis zu 25,5 Millionen Euro kosten

S-Bahn-Ausbau: Ab 2026 könnten die S-Bahnen bei Karlsfeld auf dem neuen Nordring verkehren.

Ab 2026 könnten die S-Bahnen bei Karlsfeld auf dem neuen Nordring verkehren.

(Foto: Toni Heigl)
  • Der S-Bahn-Nordring soll bis 2026 fertiggestellt werden. Der genaue Verlauf der Strecke ist noch unklar.
  • Im Gespräch sind ein Pendelverkehr zwischen Karlsfeld und dem Euro- Industriepark. Eine andere Route würde vom Euro- Industriepark nach Moosach verlaufen.
  • Die Kosten dürften je nach Variante zwischen rund sieben und 25 Millionen Euro liegen.

Von Andreas Schubert

Der S-Bahn-Nordring könnte bis zum Jahr 2026 fertig sein, noch vor der Eröffnung der zweiten S-Bahn-Stammstrecke, so steht es in einer Studie, die das städtische Planungsreferat nun vorgelegt hat. Erstmals nennt die Stadt auch Zahlen: Die Trasse könnte bis zu 25,5 Millionen Euro kosten. Für die untersuchte Variante eines Pendelverkehrs zwischen Moosach und Euro- Industriepark mit Zwischenhalt am Forschungs- und Innovationszentrum (FIZ) von BMW könnten zwischen 7,4 und 19,1 Millionen anfallen, für die bevorzugte Variante zwischen Karlsfeld und Euro-Industriepark wären es zwischen 12,4 und 25,5 Millionen. Solche Kostenschätzungen sind allerdings unverbindlich. Exakte Summen können erst bei einer genauen Planung genannt werden.

Nordring genießt Priorität

Schon im Januar hatte Bayerns Verkehrsminister Hans Reichhart (CSU) bekanntgegeben, dass der Nordring grundsätzlich machbar sei, und hatte bei der Gelegenheit darauf gedrängt, schnellstmöglich die nächsten Planungsschritte einzuleiten. Doch derzeit wird die Machbarkeitsstudie erst in den Bezirksausschüssen vorgestellt. Dann soll sie im Planungsausschuss des Stadtrats behandelt werden.

Der Pendelverkehr soll nach den Vorstellungen von Freistaat und Landeshauptstadt nur ein Baustein für einen weiterreichenden Ausbau des Schienennetzes sein. Früher oder später wird auch der Südring wieder ein Thema werden. Dessen Ausbau wurde zugunsten des Stammstreckentunnels zwar verworfen, ist aber als langfristige Option noch nicht völlig vom Tisch.

Doch zunächst will die Politik den Nordring angehen, um dem Wachstum der Bevölkerung und der Arbeitsplätze im Norden Rechnung zu tragen. Bisher verkehrt auf der zweigleisigen, rund 30 Kilometer langen Strecke fahrplanmäßig nur Güterverkehr. Weil der Anteil des Durchgangsverkehrs dabei bei 61 Prozent liegt und die Zahl der Transporte mit Fertigstellung des Brenner-Basistunnels noch steigen wird, will das Planungsreferat mit dem Bundesverkehrsministerium reden, ob sich nicht Gütertransporte aus München weg verlagern lassen, um so Kapazitäten für den Münchner Schienenverkehr zu schaffen. Langfristig wünscht sich die Behörde zudem einen kompletten S-Bahn-Ring. Doch das ist bei den bestehenden Schienenkapazitäten und der schon heute hohen Auslastung nicht möglich.

Geschlossener S-Bahn-Ring als langfristige Perspektive

Auch eine Anbindung des Nordrings an den Ostkorridor Daglfing-Johanneskirchen ist nicht realisierbar, da dort kurzfristig freie Trassen für Express-S-Bahnen verwendet werden sollen. Die Idee, den Nordring im Westen über Moosach bis Deisenhofen zu verlängern, scheidet ebenfalls aus, da die bestehende Strecke zwischen Laim und Solln laut Studie zu dicht belegt ist. Ein geschlossener S-Bahn-Ring ist also eine langfristige Perspektive, die zeitnah bei der Verkehrsentlastung keine Rolle spielen wird.

Bei dem kurzfristig realisierbaren Pendelverkehr im Norden wäre laut der Studie grundsätzlich ein 60-Minuten-Takt möglich, der zu Hauptverkehrszeiten auf einen 20-Minuten-Takt verdichtet werden könnte. Das ergäbe dann 28 Fahrten pro Tag und Richtung - voraussichtlich in Zügen, die kleiner sind als die normalen S-Bahnen. Denn die vom Büro Intraplan erstellte Fahrgastprognose für das Jahr 2025 sagt zwischen Karlsfeld und FIZ gerade einmal täglich 3100 Fahrgäste in beiden Richtungen zusammen voraus. Allerdings sollen nach den Plänen von BMW am FIZ 15 000 neue Arbeitsplätze entstehen. Dann könnte die Nachfrage noch weiter steigen.

Die Finanzierung ist noch nicht abschließend geklärt

Nächster Schritt wäre, dass der Freistaat der Bahn den Planungsauftrag auch tatsächlich erteilt. Dann wird sich anhand einer Kosten-Nutzen-Untersuchung auch noch zeigen müssen, ob sich ein möglicher Ausbau überhaupt rentiert. Für den Pendelzug müsste an der Knorrstraße auf jeden Fall ein neuer Bahnhof gebaut werden. Fallen die Kosten im Vergleich zum errechneten Nutzen zu hoch aus, gibt es vom Bund keine finanzielle Unterstützung - und dann müssten Stadt und Freistaat die Kosten tragen. Denkbar wäre, dass auch BMW einen finanziellen Beitrag leistet, da das Unternehmen und seine Mitarbeiter am meisten von der neuen Verbindung profitieren würden.

Sollte der Nordring von 2026 an mit Personenverkehr befahren werden, sind schnelle Entscheidungen gefragt. Alleine sechs Monate werden vergehen, bis die Planungen vergeben werden, ein weiteres Jahr braucht es dann für die Vorplanungen. Die Genehmigungsplanung dauert etwa zwei Jahre, ebenso lang das Baugenehmigungsverfahren. Der Bau dauert inklusive Vergabeverfahren etwa anderthalb Jahre.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: