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Rundgang in Schleißheim:Mehr als nur ein Schloss

Eine der bedeutendsten Barockanlagen in Deutschland: In Oberschleißheim bei München gibt es gleich drei Schlösser zu besichtigen - und eine weltberühmte Sammlung Meißener Porzellans.

Begehrtes Ausflugsziel: Die bayerische Schlösserverwaltung zählte 2014 knapp 70 000 Besucher in den Schleißheimer Schlössern, die meisten besichtigten das Neue Schloss (im Bild). Das Ensemble, zu der auch das Alte Schloss Schleißheim und Schloss Lustheim zählen, wurde im 17. und 18. Jahrhundert errichtet und gehört zu den bedeutendsten Barockanlagen Deutschlands.

Ein Traum in rot, blau und gelb: Das große Blumenparterre vor dem Neuen Schloss ließ Kurfürst Max Emanuel vom großen französischen Gartenkünstler Dominic Girard angelegen. Hinter den mit mehr als 120 000 Blumen bepflanzten Rabatten ist am Ende eines Kanals das Schloss Lustheim zu sehen.

Der Fürst ließ Lustheim als Jagd- und Gartenschlösschen errichten, Anlass war seine Vermählung mit der österreichischen Kaisertochter Maria Antonia. Heute wird hier eine von Ernst Schneider gestiftete weltberühmte Sammlung früher Meißener Porzellane gezeigt, deren Umfang und Bedeutung allein mit den Beständen der Porzellansammlung im Dresdener Zwinger vergleichbar ist. (Im Bild: die Affenkapelle, einer der skurrilsten Klassiker des Meißener Barocks.)

Eine ganz andere Kapelle kommt jedes Jahr im Juli zum Einsatz: Die Schleißheimer Schlosspfeifer begrüßen die Gäste beim Sommerempfang des bayerischen Landtags, die hier freilich nur kurz in ihren Limousinen vorbeifahren und auf der anderen Seite des Schlosses feiern. Eingeladen sind nicht nur Politiker, sondern auch Vertreter von Wirtschaft, Kirche und Gesellschaft.

Nach dem üblichen Defilee, bei dem Landtagspräsidentin Barbara Stamm, Hunderte Hände schüttelt, wird im Schlosspark auch noch lange nach Sonnenuntergang gefeiert. Das Fest findet immer in der letzten Sitzungswoche des Landtags vor der Sommerpause statt.

Der Rundgang durch das Neue Schloss beginnt im Vestibül mit seinen toskanischen Säulen aus Tegernseer Marmor.

Das opulente Treppenhaus, das ins obere Stockwerk führt, gilt als der baukünstlerisch wohl bedeutendste Raum des Schlosses. In der Kuppel des mit Ornamenten reicht verzierten Saals befindet sich ein Fresko von Cosmas Damian Asam.

Die 57 Meter lange Große Galerie im Obergeschoss hat ein berühmtes Vorbild: die Grande Galérie im Pariser Louvre. Die Wände sind mit bedeutenden Werken flämischer und italienischer Meister aus dem Bestand der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen geschmückt, von der Decke hängen fünf wertvolle Rokoko-Lüster aus Glas.

Die Monarchie ist lange passé, doch manchmal feiern deren Nachkommen noch auf Schloss Schleißheim. Der 80. Geburtstag von Franz Herzog von Bayern war so ein Ereignis. An die 200 Vertreter des Adels, Politiker, Künstler, Kirchenvertreter und Industriebosse kamen 2013, um dem Chef des Hauses Wittelsbach zu gratulieren.

Böller- und Gebirgsschützen schossen einen ohrenbetäubenden dreifachen Salut für den Jubilar, der heute bayerischer König wäre, würde es die Monarchie noch geben. Und sogar der Bayerische Dachshundclub defilierte mit zehn Dackeln an dem bekennenden Hundefreund vorbei.

Nicht nur Liebhaber der Monarchie und der schönen Künste kommen in Schleißheim auf ihre Kosten. Der Schlosspark ist bei Joggern sehr beliebt - und bei allen, die im Schatten der Bäume Zuflucht vor den Sonnenstrahlen suchen.

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