Ruffinihäuser:Wie vier Unternehmer den Leerstand nutzen

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Prachtbau mit Makel: Der Ruffiniblock, ein aus drei Häusern bestehendes Ensemble von Gabriel von Seidl, muss dringend generalsaniert werden. (Foto: Robert Haas)
  • Der Ruffiniblock am Rindermarkt soll für 32 Millionen Euro generalsaniert werden.
  • Und die 21 Ladenbetreiber im Erdgeschoss müssen raus - doch es gibt für sie noch eine Gnadenfrist bis Mai 2017.
  • Im Herbst 2017 wird das Ensemble für mindestens zwei Jahre zur Großbaustelle.

Von Thomas Anlauf

Was hat dieser Ort nicht alles mitgemacht. Wo sich heute Touristen und Münchner an der Brunnenanlage des Rindermarkts sonnen und die bunte Fassade des Ruffinihauses bewundern, wurde einst das Vieh zum Verkauf angeboten. Der Ruffiniblock selbst, das Ensemble zwischen Rindermarkt und Pettenbeckstraße, war früher Teil der ersten Münchner Stadtbefestigung mit dem Ruffiniturm, der 1808 abgerissen wurde und durch ein schlichtes vierstöckiges Gebäude ersetzt wurde.

Knapp 100 Jahre später entwarf und baute Gabriel von Seidl den heute unter Denkmalschutz stehenden dreikantigen Häuserblock - ein Schmuckstück unter den Altstadtgebäuden. Doch mittlerweile bröckelt nicht nur die reichhaltig gestaltete Fassade. Die Kellerdecke muss gestützt werden, der alte Dachstuhl ist marode. Jetzt soll das Ensemble für 32 Millionen Euro generalsaniert werden.

Ruffiniblock
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Die Ladenbetreiber im Ruffiniblock müssen bald für die Generalsanierung weichen. Vier Unternehmer haben dennoch bereits frei gewordene Geschäfte gepachtet.

Und die 21 Ladenbetreiber im Erdgeschoss müssen raus - doch es gibt für sie noch eine Gnadenfrist bis Mai 2017, im darauffolgenden Herbst wird der Ruffiniblock mindestens zwei Jahre zur Großbaustelle. Vier Unternehmer haben nun trotzdem das Experiment gewagt, bis kurz vor der Sanierung vorübergehend eine neue Existenz im Herzen der Altstadt aufzubauen. Sie haben vom Kommunalreferat vier der bereits frei gewordenen Läden gepachtet. Es sind durchaus besondere Geschäfte, die in den vergangenen Wochen sukzessive in die historischen Ladenzeilen eingezogen sind: ein kleiner Gewürzhändler, ein Konditor mit edlen Schokoladen, ein Geschäft mit selbst entworfener Damenmode und eine Designerin, die mit ihren Mitarbeiterinnen im Hinterzimmer des Ladens hochwertige Handtaschen kreiert.

Besondere Läden an einem besonderen Ort

"Die Stadt bemüht sich immer, bei den Flächen, die sie zur Verfügung hat, möglichst an keine Filialisten oder große Ketten zu vermieten, sondern Mieter zu finden, die Anderes anbieten als Mainstream", sagte am Dienstag der stellvertretende Chef des Kommunalreferats, Edwin Grodecke. Die "Kehrseite der Medaille" sei natürlich, dass die Mietverträge für die vier Unternehmer auf 15 Monate befristet sind. Ende Mai 2017 müssen sie voraussichtlich wieder ausziehen, bevor die Sanierung beginnt.

Die wird ziemlich umfassend. Noch ist überhaupt nicht abzusehen, was alles erneuert werden muss. Das Gebäudeensemble, das eigentlich aus drei Häusern besteht, wurde 1944 bei Luftangriffen schwer beschädigt und in den Fünfzigerjahren wieder instandgesetzt. Seither ist nicht mehr viel an dem Komplex gemacht worden. Die Folge: Die Decken sind marode und zum Teil nicht mehr tragfähig, der Brandschutz ist längst nicht mehr ausreichend, Fenster sind beschädigt, Elektro- und Heizungstechnik ist veraltet. Ob die veranschlagten 32 Millionen Euro überhaupt zur Sanierung reichen, ist offen.

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Auf der Suche nach Ausweichquartieren

Wie es mit den Ladenbesitzern, die zum Teil seit vielen Jahrzehnten im Ruffiniblock Geschäfte machen, während der Sanierungsphase weitergeht, ist nach wie vor unklar. Eine von Händlern und einigen Stadträten vorgeschlagene Containerlösung auf dem Rindermarkt oder auf der Rasenfläche am Marienhof ist noch längst nicht beschlossene Sache. "Unser Bestreben ist es, grundsätzlich Ausweichquartiere für möglichst alle zu finden", sagte Grodecke.

Die langjährigen Mieter im Ruffinihaus wolle die Stadt, wenn möglich, nach der Generalsanierung wieder zurückholen. Allerdings ist es fraglich, ob sich auch alle Geschäftsinhaber die dann teureren Mieten noch leisten können - und die zweijährige Umzugsphase überhaupt finanziell überstehen. Die vier Interimsmieter zumindest würden auch nach der Sanierung gerne wieder einziehen. "Es ist doch sehr schön, dass so etwas wie das Ruffinihaus in München Bestand hat", sagt Modedesignerin Roswitha Schiffhauer.

© SZ vom 12.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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