Münchner Kriminalfall:Moshammers Mörder in den Irak abgeschoben

Münchner Kriminalfall: Rudolph Moshammer war 2005 ermordet worden. Hier ein Bild aus dem Jahr 2004 mit Hündin Daisy.

Rudolph Moshammer war 2005 ermordet worden. Hier ein Bild aus dem Jahr 2004 mit Hündin Daisy.

(Foto: Volker Dornberger/dpa)

Vor 18 Jahren erdrosselte der Mann Münchens berühmtesten Modehändler. Nach der Mindesthaftzeit wird er nun in sein Geburtsland zurückgebracht. Der Mord beleuchtete die unbekannten Seiten des schillernden Rudolph Moshammer.

Von Joachim Mölter

Der Mörder des prominenten Münchner Modeunternehmers Rudolph Moshammer ist wieder frei - allerdings nicht mehr in Deutschland. Wie das Bayerische Landesamt für Asyl und Rückführungen am Donnerstag bestätigte, ist das Flugzeug mit Herisch A. an Bord am Nachmittag vom Frankfurter Flughafen aus nach Bagdad gestartet. Der 43-Jährige wird in sein Geburtsland Irak zurückgebracht, nachdem er die für ihn festgesetzte Mindesthaftzeit verbüßt hat.

Die war zwar bereits Mitte Januar abgelaufen, aber die Abschiebung zögerte sich hinaus, weil Irak dem Mann zunächst keinen Pass ausstellen wollte. Nachdem die Ersatzpapiere vorlagen, wurde er nun ausgeflogen.

Der aus dem Kurdengebiet um Kirkuk stammende Herisch A. war 2001 nach Deutschland geflohen. Ein Asylantrag war seinerzeit von den Behörden in Nordrhein-Westfalen abgelehnt worden, wegen der politischen Lage in seiner Heimat besaß er jedoch eine Aufenthaltsgenehmigung.

Im März 2002 kam Herisch A. nach München, knapp drei Jahre später sorgte er hier für den aufsehenerregendsten Mordfall seit der Jahrtausendwende. Zwischen 15 000 und 20 000 Menschen begleiteten an einem kalten Wintertag Rudolph Moshammers letzten Weg von der kirchlichen Trauerfeier zu seiner Grabstätte auf dem Ostfriedhof. Es war die größte Anteilnahme bei einer Beerdigung seit Franz Josef Strauß' Staatsbegräbnis im Jahr 1988.

Nach der Entdeckung von Moshammers Leiche am Morgen des 14. Januar 2005 bis zu dessen Beerdigung acht Tage später berichteten die hiesigen Boulevardzeitungen seitenweise über den Fall, natürlich auch über die unbekannten Seiten des weit über München hinaus schillernden Modemachers.

Moshammer sprach den Hilfskoch aus seinem Rolls-Royce heraus an

Auf der Maximilianstraße betrieb Rudolph Moshammer eine extravagante Boutique namens "Carneval de Venise", in der Münchner Gesellschaft war er dauerpräsent. Wie kein anderer verstand es Moshammer, sich selbst zu inszenieren; er fiel mit seinen hochtoupierten schwarzen Haaren auf sowie mit seiner ständigen Begleiterin, der Terrier-Dame "Daisy".

Wer nicht wusste, dass Moshammer ansonsten die Begleitung junger Männer bevorzugte, erfuhr es spätestens einen Tag nach der Ermordung in allen Details. In seinem schwarzen Rolls-Royce hatte Moshammer regelmäßig spätabends und nachts die Gegenden um den Haupt- und den Ostbahnhof abgesucht, und dabei Stricher eingeladen, mit denen er dann in sein Haus nach Grünwald fuhr.

Am Abend des 13. Januar 2005, einem Donnerstag, war er dabei am Hauptbahnhof an Herisch A. geraten. Das wenige Geld, das dieser als Hilfskoch bei einem Burgerbrater verdiente, steckte er umgehend in Spielautomaten. Er war ständig in Geldnot, im Prozess wurde ihm später Spielsucht attestiert.

Nach Deutschland darf Herisch A. Zeit seines Lebens nicht mehr zurück

Als ihn Moshammer aus dem Rolls Royce heraus ansprach, nahm A. das Angebot an und stieg ein. In Grünwald sei es dann zu sexuellen Handlungen und anschließend einem Streit über den Lohn dafür gekommen, erzählte A. später der Polizei und dem Gericht. Moshammer habe die vereinbarten 2000 Euro nicht zahlen wollen, behauptete A.; Szenekundige hielten die Summe freilich für extrem übertrieben. Jedenfalls nahm der Iraker ein Elektrokabel und erdrosselte den damals 64 Jahre alten Moshammer, heimtückisch von hinten, wie das Gericht befand.

Am Kabel fanden Spurensicherer der Münchner Kripo Hautfetzen, eine DNA-Analyse führte bereits am Samstag zur Ermittlung von Herisch A., noch am gleichen Abend wurde er festgenommen. Gegen ihn war im Jahr zuvor zweimal ermittelt worden, einmal wegen Körperverletzung, einmal, weil ihn seine frühere Freundin und Mutter seiner Tochter wegen Vergewaltigung angezeigt hatte. Beide Verfahren waren eingestellt worden, aber A. hatte bei den Ermittlungen freiwillig eine Speichelprobe abgegeben, die ihn dann überführte.

Bereits im November 2005 fand der Prozess gegen den geständigen Herisch A. statt, zur Verurteilung zu lebenslanger Haft kam wegen der vom Gericht festgestellten Heimtücke eine besondere Schwere der Schuld dazu. Das schloss die Freilassung nach den ansonsten üblichen 15 Jahren Haft aus. In seiner Heimat kann sich Herisch A. nun als freier Mann bewegen, nach Deutschland darf er Zeit seines Lebens nicht mehr zurück.

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