Bei ihrem letzten Konzert in München wirkte Marie Frederiksson schon wie ein Engel. Es war die Tour zum 30-jährigen Bestehen von Roxette, die Sängerin hatte einen schweren Kampf gegen einen Gehirntumor hinter sich. Während ihr Partner Per Gessle und die anderen Musiker in der Olympiahalle wild über die Bühne tobten, saß Fredriksson ganz in Weiß gekleidet aufrecht auf einem Hocker, und ihre Stimme schien sich vom Rest des ausgezehrten Körpers zu lösen. So beschrieb es die SZ-Kritikerin damals. Kurze Zeit später verbot der Arzt Marie Frederiksson die Konzertstrapazen, 2019 starb sie Kapstadt.
Und jetzt verkündet das Münchner Tollwood-Festival das „Comeback von Roxette“. Wie soll das gehen? Das kann natürlich nur mit einer neuen Sängerin gehen. Per Gessle, der Gitarrist, Mit-Sänger und Songwriter von Roxette, hat Lena Philipsson als seine neue Stimme und „brillante Performerin“ gefunden.
Die 58-Jährige ist ein großer Star in Schweden, Gessle hat ihr bereits 1986, vor der großen Roxette-Ära, einige Hits geschrieben. Jetzt erscheint sie ihm als die richtige Helferin, die „Fackel“ seiner größten Erfolge weiterzutragen. „Es geht hier um meine Roxette-Songs, dieses riesige Bündel an Musik und Texten, das ich seit über drei Jahrzehnten schreibe“, sagt Gessl. „Marie wird immer unersetzlich sein“, sagt er, aber Lena Philipsson habe eine der „strahlendsten Stimmen“ in Schweden, und er sei stolz, dass sie ihn auf seiner Reise begleite und das „Erbe von Roxette lebendig“ halte.
Wie Abba waren auch Roxette weltweite Exportschlager und begründeten den Ruf Schwedens als große Pop-Nation. Sogar in den USA hatten sie von 1989 bis 1991 vier Nummer-1-Hits auf ihren Alben „Look Sharp“ und „Joyride“, nämlich: „The Look“, „Listen To Your Heart“, „It Must Have Been Love“ (das durch den Film „Pretty Woman“ noch mal durchstartete) und „Joyride“. Es war die Zeit von Powerballaden, Disco-Herzschmerz und „Bravo“-Kuschelrock – seither sind Roxette tief eingemümmelt in den Gefühlskellern damaliger Teenager, die die Songs bis heute von alten CDs spielen oder im Internet streamen. Gessles Grund, nun wieder auf Tour zu gehen, und zwar im Frühling 2025 nach Südafrika und Australien und für ein „exklusives Deutschland-Konzert“ zum Tollwood-Festival nach München.
Tollwood hat seit einigen Jahren immer ein Konzert im Programm, das den Rahmen seiner Zeltarena eigentlich sprengt, das mehr Aufsehen erregt als die anderen Veranstaltungen, wie etwa die Shows von Johnny Depp, von Sting oder 2024 von Take That. Für das nächste Sommer-Festival in München von 19. Juni bis 20. Juli 2025 sind schon 19 Konzerte bestätigt, zum Beispiel Samu Haber zum Auftakt, Paula Hartmann (27. Juni), BAP (2. Juli), Element of Crime (10. Juli), Lea (19. Juli) und Jamie Cullum (20. Juli).