Am Hauptbahnhof:Rottweiler-Attacke: Hund soll aus Versehen entwischt sein

  • Am Samstagabend hat ein junger Rotweiler in der Nähe des Hauptbahnhofs mehrere Menschen angefallen und verletzt.
  • Auch die Polizei konnte das Tier nicht bändigen und erschoss den Hund.
  • Nun hat die 26-jährige Halterin ausgesagt, dass der Hund ein zweites Mal aus dem Auto entkommen sei, weil sie ihr Kind schützen wollte.

Von Thomas Schmidt

Nach dem Angriff eines jungen Rottweilers auf Passanten und Polizisten vor dem Hauptbahnhof hat sich nun die Halterin zu dem Vorfall geäußert. Die 26-jährige Frau gab bei ihrer Vernehmung durch die Polizei an, dass der Hund mit dem Namen "Pascha" aus dem Auto sprang, als sie ihr eigenes Kind vor dem aggressiven Tier schützen wollte. Das Tier griff am Samstagabend an der Bayerstraße mehrere Personen an, fünf wurden verletzt. Am Ende erschossen Polizisten den eineinhalb Jahre alten Rottweiler.

Die 26-jährige Hundehalterin stammt aus dem Großraum München, lebt aber seit 2012 in Berlin und war am Samstag zusammen mit "Pascha" im Zug nach München gefahren. Ihren Angaben zufolge hatte sie dem Tier Leine und Maulkorb angelegt, als sie am Hauptbahnhof ankam, von einem Freund abgeholt wurde und vom Bahnsteig zum Auto ging. Am Wagen habe sie dem Hund dann alles abgenommen, damit das Tier Wasser trinken könne.

Noch ist laut Polizei unklar, warum der Hund anschließend einen zufällig vorbeikommenden Passanten verfolgt, gebissen und verletzt hat. Der Berlinerin gelang es zunächst, ihren Hund zu bändigen und ins Auto zu sperren. Doch im Wagen saß auch ihr Kind. Also habe sie die Autotür erneut geöffnet, um es vor dem aggressiven Tier in Sicherheit zu bringen. Dabei sei der Hund versehentlich erneut entwischt, so die Aussage der Halterin.

Eine 63-jährige Zeugin hatte der Polizei jedoch eine andere Version geschildert. Demnach wollten die Halterin und ihr Freund nach der Attacke davonfahren. Die Zeugin habe das verhindert und sie aufgefordert, ihre Personalien zu hinterlassen. Daraufhin habe die Berlinerin den Hund aus dem Wagen herausgelassen.

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Welche Version auch stimmen mag, die Folgen sind unstrittig: Das Tier verletzte den Freund der Halterin, einen weiteren Passanten und zwei Polizisten, die vergeblich versuchten, "Pascha" unter Kontrolle zu bringen. Ein 20 Jahre alter Polizeimeisteranwärter, der gerade ein Praktikum bei der Bundespolizei am Hauptbahnhof absolvierte und selbst Hundebesitzer ist, bot dem Tier eine Hand zur Beruhigung an. Doch "Pascha" biss in die Hand, die später mit 27 Stichen genäht werden musste. Daraufhin schlug der 20-Jährige mit der freien Faust auf die Schnauze des Tieres, berichtet Polizeisprecher Wolfgang Hauner. Der Hund ließ kurz von dem Polizeischüler ab, "in dem Moment konnte er gefahrlos erschossen werden", so Hauner.

Die Ermittlungen dauern an, Opfer und Zeugen müssen noch befragt werden. Am Montag gab das Präsidium aber bekannt, dass man den Vorwurf der gefährlichen Körperverletzung vermutlich herabstufen werde auf fahrlässige Körperverletzung, weil man der Halterin wohl keinen Vorsatz nachweisen könne. Jedoch hätte sie das Tier nicht frei herumlaufen lassen dürfen. Ohne ein sogenanntes "Negativzeugnis" galt der Rottweiler in München als Kampfhund und hätte "auf allen öffentlichen Wegen, Straßen und Plätzen im gesamten Stadtgebiet an einer maximal zwei Meter langen Leine geführt werden müssen", teilt das Kreisverwaltungsreferat mit. Hätte die Berlinerin "Pascha" länger als vier Wochen in München halten wollen, wäre dafür zudem eine Genehmigung notwendig gewesen.

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