Süddeutsche Zeitung

Roman "Drei Weise aus dem Bantuland":Das Lachen der Verzweiflung

Max Lobe erzählt in "Drei Weise aus dem Bantuland" tragikomisch von Rassismus.

Von Antje Weber

Ohne den Pop-Up-Store im Münchner Rathaus wäre dieser Roman noch immer nicht auf Deutsch erschienen. Denn das Ladenlokal, das die sieben Indie-Verlage der "Münchner Buchmacher" Mitte vergangenen Jahres für einige Monate von der Stadt zur Verfügung gestellt bekamen, machte Bettina Deininger Mut: Die Verlegerin des kleinen Austernbank Verlags wagte es, die zurückgestellte Übersetzung von Max Lobes Roman "Drei Weise aus dem Bantuland" in Auftrag zu geben. Ein Glück!

Denn dieser Roman ist eine Entdeckung. Max Lobe erzählt darin von einem homosexuellen Schwarzen mit hervorragendem akademischen Abschluss, der in der Schweiz partout keinen Job bekommt; seine einzige Hoffnung ist ein Praktikum bei einer kleinen Organisation, die gegen rassistische Diskriminierung kämpft. Man kann davon ausgehen, dass der 1986 in Kamerun geborene Autor, der in Genf lebt, genau weiß, wovon er schreibt. Sein Ich-Erzähler Mwána lässt sich jedenfalls nicht unterkriegen, selbst dann nicht, als kein Geld mehr für Lebensmittel übrig ist und auch noch die Mutter sterbenskrank wird.

Die Verzweiflung des jungen Mannes wird bei aller Traurigkeit und Drastik, darin an die Romane des kongolesischen Autors Alain Mabanckou erinnernd, immer wieder mit Humor kontrastiert, in Lachen aufgelöst: "Ich lache über mein Schicksal. Ich lache über meine Dummheit. Ich lache über meinen Wahnsinn. Ich weine." Haltung, Familiensinn und afrikanische Lebensweisheiten helfen Mwána, den Herausforderungen zu begegnen. Denn wie sagt man in Bantuland: "Es gibt kein Unglück ohne Glück."

Max Lobe: Drei Weise aus dem Bantuland . Aus dem Französischen von Katharina Triebner-Cabald. Austernbank Verlag, 200 Seiten, 19 Euro

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Quelle:
SZ vom 20.01.2021
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