Nachruf:Die große Reise

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Der Gitarrist, Oud-Spieler und Komponist Roman Bunka, der als Mitglied von "Embryo" zum Weltmusiker wurde, ist tot.

Von Dirk Wagner

Roman Bunka war ein Reisender. Unentwegt: mental und physisch, vor allem aber musikalisch. Und so bewegte er, der ursprünglich Blues-, Rock- und Jazzmusiker war, sich durch so viele Klangwelten, dass er denen, denen er unterwegs begegnet war, selbst schon wie eine einzige personifizierte Klangreise erschien. Es ist darum ein schöner Gedanke, dass Roman Bunka nur wenige Wochen, bevor er am Sonntag, 12. Juni, mit 70 Jahren in München starb, noch ein letztes Mal mit dem Münchner Musiker-Kollektiv Jisr durch Pakistan, Sri Lanka und Bangladesch tourte.

Wobei während der Tour niemand der Mitreisenden auf die Idee gekommen wäre, dass Bunka zum letzten Mal seine früheren Wirkungsstätten sehen würde. Er war gerade mal 25 Jahre alt, als er jene Orte vor 45 Jahren mit der Band Embryo zum ersten Mal bereiste. Dass er dort auch heuer wieder wie auf seiner ersten indischen Reise den Musikern des Karnataka College of Percussion begegnen durfte, hat die musikalische Begleiterin Marja Burchard als besonders spirituell miterlebt. Immerhin ging es in den dortigen Gesprächen auch um Erinnerungen an ihren verstorbenen Vater, den Gründer der von ihr weitergeführten Band Embryo.

Roman Bunka (rechts) bei einem seiner letzten Konzerte unterwegs mit "Jisr". (Foto: Jisr)

Spätestens auf jener Fahrt vor 45 Jahren waren die einstigen Jazz- und Rockmusiker Embryo, und damit auch Roman Bunka, zu Weltmusikern gewachsen, die sich neugierig außereuropäischen Musikstrukturen öffneten, um sie mit eigenen Musikvorstellungen zu vereinen. Entsprechend entdeckte der Gitarrist Bunka für sich die arabische Oud, eine bundlose Knickhalslaute, der er sich so leidenschaftlich hingab, dass er mittlerweile selbst in Ägypten schon als herausragender Oud-Spieler gefeiert wurde.

In Deutschland konnte sich Bunka, der auch mit Musikern wie den Dissidenten, Mal Waldron, Ich + Ich oder Blu Shuhuru gespielt hatte, als Filmmusik-Komponist etablieren. Darüber hinaus darf man seine Art, Hörspiel und Musik zusammenzuführen, als wegbereitend für eine neue Audiokunst anerkennen. "Von ihm habe ich gelernt, wie man mit Musik im Hörspiel umgehen kann", sagt der mehrfach preisgekürte Hörspielmacher Andreas Ammer über Roman Bunka. Sonntag ging Roman Bunka in Folge einer erst nach seiner letzten Indientour entdeckten Krebserkrankung auf seine nunmehr letzte Reise. Bon Voyage!

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