Verkehrssicherheitstraining:Wie E-Scooter-Fahren sicherer werden soll

Zwei Männer absolvieren einen kleinen Parcours mit E-Rollern.

Zur Saison passendes Outfit: Christopher Kaindl (links) und Maximilian Stengel beim Slalom.

(Foto: Stephan Rumpf)

Die Firma Voi will mit einer Art theoretischen Führerscheinprüfung die Leute über die Regeln aufklären. Fußzeichen nicht vergessen!

Von Andreas Schubert

Rauschbrillen sind bei Verkehrserziehern beliebt. Sie sollen den Blick simulieren, den ein alkoholisierter Mensch von einem gewissen Pegel an hat. Der ADAC oder die Verkehrswacht zum Beispiel nutzen sie gerne zur Aufklärung und lassen junge Menschen damit etwa in Fahrsimulatoren fahren oder - mit einem echten Auto - auf einem Testgelände. Die Rauschbrille, die der E-Scooter-Vermieter Voi zu seinem Fahrtraining mitgebracht hat, soll angeblich einen Alkoholpegel von 1,3 Promille verdeutlichen.

Das kommt passend zum Wiesnstart. Doch wer die Brille aufsetzt, kann kaum mehr gerade gehen, geschweige denn mit einem E-Scooter fahren. Schon der Versuch, sich überhaupt auf den Roller zu stellen, scheitert an Gleichgewichtsproblemen - keine Chance auch nur ein paar Meter sicher auf dem Gefährt vorwärts zu kommen. So müssen sich Wiesnbesucher fühlen, die mindestens drei Mass oder mehr intus haben - spontan aufkommendes Übelkeitsgefühl inklusive. Und obwohl eigentlich geplant war, den Teilnehmern des Fahrtrainings die Brille aufzusetzen, wollen Christopher Kaindl und Maximilian Stengel von Voi lieber darauf verzichten. Zu groß wäre die Gefahr, dass sich ihre Kunden die Knochen brechen.

Am Freitagnachmittag hat das erste Training am Schwabinger Tor stattgefunden. An diesem Samstag findet um 15 Uhr ein weiteres statt. Es ist auf den ersten Blick nichts Besonderes. Ein bisschen mündliche Aufklärung über Funktionen der Roller, Verkehrsregeln und Sicherheit. Dann ein Hütchenparcours und ein Bremstest. Und während die beiden Voi-Manager schon von Berufs wegen auf den Fahrzeugen sicher sind und sich erstaunlich schnell und elegant durch den Parcours bewegen, schlängelt sich der ungeübte Fahrer eher langsam und wackelig gerade mal so durch.

Aber üben kann nicht schaden. Und weil sich auch in München die Beschwerden über rücksichtsloses Verhalten und vor allem über wild geparkte Roller mehren, will Voi mit einer Art theoretischer Führerscheinprüfung die Leute über die Regeln aufklären. Die Prüfung gibt es auch auf Englisch, was vor allem Touristen helfen soll. Denn in anderen Ländern gelten für E-Scooter andere Regeln. Während in Deutschland Fußgängerwege tabu sind, dürfen die Roller etwa in Polen nur auf diesen gefahren werden. Ein großes Problem sind auch die zahlreichen Fahrten unter Alkoholeinfluss: Viele wissen nicht, dass dieselben Regeln gelten wie für andere Kraftfahrzeuge. Auch dieses Thema ist Bestandteil des Tests, genauso wie Vorfahrtsregeln und andere elementare Dinge. Wer die Fragen richtig beantwortet, bekommt Freiminuten gutgeschrieben. Wer sich partout zu dumm anstellt, dem sperrt Voi das Konto.

Um künftig zu verhindern, dass die Roller quer auf Gehsteigen abgestellt werden, plant das Unternehmen spezielle Parkzonen. Wer hier das Fahrzeug zurückgibt, wird mit Rabatt belohnt, das ist technisch möglich. Angeblich nicht möglich seien Blinker an den Rollern, heißt es zum Beispiel bei den Anbietern Voi und Tier. Dabei ist es so gut wie unmöglich, auf den wackeligen Rollern Handzeichen zu geben. Wie also soll man anzeigen, dass man abbiegen will? Voi-Mann Kaindl hat da einen Tipp: Fußzeichen. Das sehe zwar komisch aus und entspreche nicht wirklich der Straßenverkehrsordnung. Es sei aber immer noch besser als gar nichts.

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