Jazz:Liebe auf den ersten Griff

Jazz: Rocky Knauer und der Kontrabass: eine besondere Beziehung.

Rocky Knauer und der Kontrabass: eine besondere Beziehung.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Er spielte mit Chet Baker und Max Greger: Nun hat der Bassist Rocky Knauer sein erstes eigenes Album aufgenommen - und erfüllt sich zum 70. Geburtstag noch weitere Wünsche.

Von Oliver Hochkeppel, Schwabmünchen

Irgendwann fordert das Alter seinen Tribut und die nachrückende Jugend ihren Platz. So sieht man auch den Jazzbassisten Rocky Knauer nicht mehr so oft auf der Bühne wie früher. Seit den späten Siebzigerjahren gehörte Knauer zum Inventar der Münchner Jazzszene, die mit ihm einen weiteren Glücksfall eines an der Isar hängengeblieben Nordamerikaners erlebte, so wie etwa auch Mal Waldron, Marty Cook oder Geoff Goodman.

Zwar wurde Joachim Knauer, wie es in der Geburtsurkunde steht, 1951 im schleswig-holsteinischen Hanerau-Hademarschen geboren, doch schon als er fünf war, wanderte seine Familie ins kanadische Vancouver aus. Dort wuchs Knauer auf, lernte mit 14 Gitarre und spielte bald - dann "Rocky" genannt - in örtlichen Rock-, Blues- und Soulbands. Als er 1971 nach Deutschland zurückkehrte, war er gerade auf E-Bass umgestiegen, und das Schicksal wollte es, dass er sich 1974 einen Kontrabass zulegte. Das war Liebe auf den ersten Griff, bald danach begann er ein Studium an Joe Haiders Munich Jazzschool - damals noch die einzige gewissermaßen akademische Möglichkeit in Deutschland, Jazz zu erlernen. Bald sprach sich herum, dass ein neues Talent in der Stadt war, die Music Community mit den anderen Ex-Pats Lee Harper und Larry Porter war die erste Band, in der er 1975 festes Mitglied wurde. Schnell griffen auch andere zu, von Leszek Zadlo, Mal Waldron oder Klaus Weiss bis zu den Bigband-Leadern Al Porcino und Dusko Goykovich.

Bis zu dessen Tod spielte er in der Tour-Band von Chet Baker

1979 kam der endgültige Durchbruch: Chet Baker holte ihn, bis zu dessen Tod 1988 blieb Knauer in der Tour-Band. Und spielte danach immer wieder mit US-Stars wie Art Blakey, Freddie Hubbard oder Chico Freeman. Doch München blieb seine Basis, Swing und Bebop seine Domäne. Jahrzehntelang war er in den Bands von Max Greger, Max Greger jr. und Charly Antolini gesetzt. Auf gut 80 Alben ist er zu hören - bislang war freilich nicht ein einziges eigenes dabei. Das ändert sich nun, und mit der CD "Menkingen Highlight" (die beim Label Amayana erscheint) erfüllt sich Knauer zum 70. gleich mehrere Wünsche.

Was damit beginnt, dass er ausschließlich eigene Kompositionen und Arrangements eingespielt hat. Die lassen mit Titeln wie "Shades of Waldron" oder "Baker's Biscuit" zum einen seine Karriere Revue passieren, sind aber zum anderen vor allem eine Hommage an seine bayerisch-schwäbische Wahlheimat rund um Schwabmünchen, wie der Albumtitel und Stücke wie "L(ang)E(rringen) Nights" oder "Unser Singold singt und schwingt" verraten. Dann erlebt das Projekt am kommenden Donnerstag in der Stadthalle Schwabmünchen auch eine Live-Premiere. Und schließlich wird Knauer dabei erstmals selbst einem Großensemble vorstehen, denn für die "Menkingen Highlights" hat er nicht nur ein Septett, sondern auch noch ein Contemporary Music Orchestra zusammengestellt.

Dafür fragte Knauer bei den Spitzen der Münchner Musikwelt an - und alle kamen sie. So sitzen in seinem Septett nun Tasten-Großmeister Matthias Bublath, Pee-Wee-Ellis-Drummer Guido May, das Posaunen-Monster Adrian Mears, der Trompeter Julian Hesse und die Saxofon-Granden Lutz Haefner und Florian Trübsbach. Und im Orchester tummeln sich weitere Jazz-Größen wie die Bläser Alexander von Hagke, Roger Jannotta oder Wolfgang Roth und die Streicher Max Grosch, Eugen Basijan oder Andy Kurz, neben Klassik-Grenzgängern wie Joerg Widmoser, Andreas Höricht und Thomas Wollenweber vom Modern String Quartet, Konzertmeisterin Julia Bassler vom BR Rundfunkorchester und diversen anderen Musikern der großen Münchner Orchester. Bei so viel geballter Klasse und Power wäre es ja gelacht, wenn am Ende nicht der letzte Titel des Albums wahr würde: "Happy Hearts" verspricht der.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: