Musical:Die Rückkehr der Transylvanier

Musical: Oliver Savile als außerirdischer Wissenschaftler Frank'n'Furter "from Transsexual, Transylvania", umringt von seinen Lieben.

Oliver Savile als außerirdischer Wissenschaftler Frank'n'Furter "from Transsexual, Transylvania", umringt von seinen Lieben.

(Foto: Jochen Quast)

Richard O'Brien's legendäre "Rocky Horror Show" gastiert drei Wochen in München. Im Deutschen Theater managt auch Rufus Beck als Erzähler den Dialog zwischen Publikum und Darstellern.

Von Barbara Hordych

Let's do the Time Warp Again! Nach fünf Jahren Pause kehrt die "Rocky Horror Show" am 15. März zurück ans Deutsche Theater in München. Sam Buntrocks überarbeitete Fassung der Rockoper entstand unter den wachsamen Augen des Schöpfers Richard O'Brien höchstpersönlich. Kult ist dabei nicht nur der Tanz - der Time Warp - sondern auch das Fan-Verhalten. Kaum eine Vorstellung ohne verkleidete Zuschauer, Zwischenrufe aus dem Publikum, Mitmach-Requisiten wie Wasserpistole, Klopapier, Konfetti oder schützend über die Köpfe gehaltene Zeitungen.

Dieser ganz spezielle Fankult entstand ursprünglich 1975 im Kino um die Verfilmung der "The Rocky Horror Picture Show" und verbreitete sich von New York aus in den Programmkinos weltweit. In München zeigen die Museum-Lichtspiele gar seit 1977 jede Woche die Rockoper um das frisch verlobte Pärchen Janet und Brad, das während eines Unwetters Schutz in einem unheimlichen Schloss sucht. Herr dieses Gemäuers ist der außerirdische Wissenschaftler Frank'n'Furter "from Transsexual, Transylvania", der seinen exzentrischen Freunden vom Planeten Transylvania gerade seine neueste Kreation, den blonden, muskelbepackten Rocky Horror, vorstellen will.

Musical: Das ahnungslose Pärchen Janet (Claire Keenan) und Brad (Sev Keoshgerian) gerät in die Fänge der transsilvanischen Schlossbewohner - und erlebt ein unvergessliche Horror-Nacht.

Das ahnungslose Pärchen Janet (Claire Keenan) und Brad (Sev Keoshgerian) gerät in die Fänge der transsilvanischen Schlossbewohner - und erlebt ein unvergessliche Horror-Nacht.

(Foto: Jochen Quast)

Unter diesen Transylvaniern und ihren eingeschworenen Fans ist der Münchner Schauspieler, Moderator und Sprecher Rufus Beck gewissermaßen ein Außerirdischer. "Ich habe gar keinen Bezug zu dem Stoff, der Film ist in den Siebziger Jahren spurlos an mir vorübergegangen", sagt er. Trotzdem übernimmt er in der dritten Woche die Rolle des Erzählers. "Ich bin mir sicher: Da kann ich was Hübsches draus machen. Man muss ja auch kein Mörder sein, um einen solchen zu spielen. Oder keinen ödipalen Komplex ausgelebt haben, um im Theater als Ödipus aufzutreten."

Musical: Wird den Dialog zwischen Publikum und Darstellern als Erzähler bestimmt versiert managen: Der Münchner Schauspieler, Moderator und Sprecher Rufus Beck.

Wird den Dialog zwischen Publikum und Darstellern als Erzähler bestimmt versiert managen: Der Münchner Schauspieler, Moderator und Sprecher Rufus Beck.

(Foto: Christian Kaufmann)

Inzwischen hat er sich natürlich angeschaut, was da auf ihn zukommt: Bei der Premiere im Admiralspalast in Berlin parierte Ralph Morgenstern als Erzähler schlagfertig und charmant die Kommentare aus dem Publikum. Sozusagen ein Crahshkurs im Genre Fan-Verhalten. "Denn es war alles vertreten: Kostümierte Zuschauer, Zeitungen, die sie sich über den Kopf hielten, Leuchtstäbe und Konfetti - das ganze Programm", sagt Beck. Woraus er folgert: "Die ganze Show lebt davon, dass das Publikum das Geschehen kennt. Eigentlich spielt das Publikum in der Inszenierung mit, feiert sich gewissermaßen selbst. Das wird für mich als Bühnen-Schauspieler sicher sehr interessant mitzuerleben, wie sich da die Perspektive dreht."

Was fasziniert die Menschen seit fünf Jahrzehnten so an dem Stoff? "Es ist eine Show, die sich bewusst für Trash entscheidet. Und von Anfang an eine Grenzüberschreitung war, es geht ja auch darum, dass ein Hetero-Mann umgedreht wird. Das war in den Siebziger Jahren sicher noch ungewöhnlicher und provokativer. Aber auch heute ist das noch aktuell, da braucht man nur an die Genderproblematik zu denken." Ob er allerdings wie Morgenstern zum Schlussapplaus in Strapsen und High Heels auf der Bühne erscheint, bleibt offen.

Dafür beherrscht Oliver Savile als Frank'n'Furter den Auftritt in roten High Heels perfekt. Wofür er allerdings wochenlang trainierte. Denn Savile kennt die Show bislang aus ganz anderen Perspektiven - der des braven Brad oder des Wunderknaben Rocky. Dabei träumte er immer schon davon, den Transsylvanier Frank zu spielen, wie er im Vorfeld verriet. Aber, wie heißt es bei Richard O'Brien so schön: "Don't dream it, be it!"

Richard O'Brien's Rocky Horror Show: Di., 15. März bis So., 3. April, Deutsches Theater, www.deutsches-theater.de

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