Rockerbande Black Jackets:Gescheiterte Gangster

  • Erdinc D. steht vor Gericht, weil er 2013 einen Türsteher des Crowns Club geschlagen hat.
  • Die entscheidende Frage im Prozess ist die, ob er das aus persönlichen Gründen getan hat, oder ob es einen Zusammenhang mit der Gang Black Jackets gab.
  • Die Black Jackets wurden von der Polizei zerschlagen - derzeit ist die Justiz damit beschäftigt, Mitläufer zur Rechenschaft zu ziehen.

Von Christian Rost

Für Erdinc D. steht viel auf dem Spiel. Der 42-Jährige muss sich seit Donnerstag am Schöffengericht des Münchner Amtsgerichts wegen gefährlicher Körperverletzung verantworten. Dass er am 5. Oktober 2013 bei einer Party im Crowns Club einen Türsteher geschlagen hat, räumt der Angeklagte ein.

Er bestreitet allerdings, dass er dem Mann als Mitglied der rockerähnlichen Bande Black Jackets eine Abreibung verpasste, wie die Staatsanwaltschaft es vermutet. Das würde sich nämlich strafverschärfend für den Angeklagten auswirken.

Wie die Black Jackets zerschlagen wurden

Mit der juristischen Aufarbeitung des Kapitels Black Jackets haben die Münchner Gerichte noch immer allerhand zu tun, während die Straßengang für die Polizei kein Thema mehr ist. Mit einer Razzia und Verhaftungen zerschlug die Polizei das 50 Mitglieder umfassende Chapter der Gang im Februar 2014.

Die Führungsriege wurde in der Folge wegen Drogen- und Waffendelikten zu Haftstrafen verurteilt. Nun werden nach und nach auch die Mitläufer zur Rechenschaft gezogen, die seit Frühjahr 2013 mit brutalen Aktionen in München einen Fuß in die Türsteherszene zu bekommen versuchten, um so ihre eigenen Leute im Nachtleben zu installieren.

Als Anfang Oktober 2013 aus dem Nichts bei einer türkisch-orientalischen Party im Crowns Club eine Prügelei vom Zaun gebrochen wurde, war Demircay E. mittendrin. Während sich der damalige Präsident der Black Jackets einen Türsteher des Clubs griff und zuschlug, packte D. just im selben Moment einen anderen Türsteher und versetzte ihm "zwei Watschn", wie der Angeklagte es beschrieb.

Hat er als Gangmitglied oder als Privatmann zugeschlagen?

Tatsächlich war es wohl eher ein wuchtiger Faustschlag, wenn man den Angaben eines Zeugen glaubt. Ob er nun gewatscht oder zugedroschen hatte, der Angeklagte besteht darauf, dass der Zwischenfall einen privaten Hintergrund gehabt habe. Schon lange bevor die Black Jackets überhaupt in München auftauchten, habe er mit dem Kontrahenten Streit gehabt, sagte D.

Ein Film aus der Überwachungskamera des Clubs brachte keine Erkenntnisse, ob der Bauarbeiter nun als Gangmitglied oder Privatmann zugeschlagen hatte. Gangs erkennt man gewöhnlich an ihren Kutten, und die Black Jackets achteten peinlich genau darauf, diese bei gewissen Gelegenheiten eben nicht anzulegen.

Ein Rockerexperte der Polizei sagte, die Black Jackets hätten einerseits öffentliche Auftritte inszeniert, um sich in der Szene zu zeigen: "An einer Tankstelle zum Beispiel stiegen alle aus ihren Autos, um ihre Kutten zu präsentieren." Im Crowns Club waren keine Kutten zu sehen. "Wir wissen auch nicht was sie da wollten", so der Polizist weiter. Der Geschäftsführer des Clubs, der schon öfter Ärger mit den Black Jackets hatte, meinte, er wisse nicht, ob der Angeklagte dazugehört habe. Auch ein weitere Zeuge konnte dem Gericht nicht helfen: Er habe zwar mal gehört, dass D. bei der Gang gewesen sei. Sicher sagen könne er das aber nicht.

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