Königsplatz:So feiern die Fans auf dem Rockavaria

Die Toten Hosen fehlen, aber Iron Maiden treten an, um alles vergessen zu machen - auch den Ärger über die Eintrittspreise.

Von Tom Soyer

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Rockavaria-Iron Maiden

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Alles ein bisserl anders als sonst auf dem Münchner Königsplatz an diesem Wochenende: Oben auf den Stufen der Staatlichen Antikensammlung schenkt die "Streetbar Die Rumfahrer" Hochprozentiges aus. Und im Café Ella beim Lenbachhaus, wo sonst Menschen mit gebügelten Blusen oder Sakkos nach dem Besuch beim Blauen Reiter ihren Macchiato nehmen, greift der Restaurantleiter schon zur Mittagszeit immer wieder hoch ins Regal für "Wodka doppio". Die Heavy-Metal-Gemeinde ist da und macht es wie die Rockavaria-Künstler auf der Bühne: Man gibt sich vogelwild - und feiert dann gepflegt und lammfromm. Große Show. Aber ziemlich anders als beim Klassik-Open-Air.

Rockavaria-Iron Maiden

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Natürlich kippt nicht jeder, der sich in seiner Iron-Maiden-Kutte vors Lenbachhaus in die Sonne setzt, literweise Bier und Schnaps. Viele wissen, dass es an diesem Samstag auch eine Frage der persönlichen Ausdauer wird, um von 14 Uhr bis zum Auftritt von Iron Maiden, den Headlinern, durchzuhalten.

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Die rocken den Königsplatz von 21 bis exakt 23 Uhr mit ihrer Kombination aus Wahnsinns-Schlagzeug, sehr melodiösen Zerrgitarren und, als vielleicht wichtigstem "Instrument", einer an choreografischer Opulenz kaum zu überbietenden Licht- und Bildershow. Ständig flankiert auch von mächtigster Pyrotechnik.

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Quelle: Catherina Hess

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Wer auch abends noch ganz nah dran sein will, wenn Bruce Dickinson als Frontmann von Iron Maiden alles gibt und am Ende klatschnass vor Schweiß mit Tausenden zusammen "Fear of the Dark" singt, hat keine Chance, seinen Platz zwischendrin mal zu verlassen, um sich was zu trinken zu holen. Da kann Heavy Metal zu heavy werden für den Kreislauf. Bis Sonntag, halb Vier, haben die Johanniter 30 Mal Erste Hilfe geleistet. Vergleichsweise wenig, wenn man die Größe des Festivals betrachtet. Aber immerhin.

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Quelle: Stephan Rumpf

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Weniger begeistert von dem Spektakel sind sie ein paar Schritte weiter, hinter der Johanniter-Station. Die Antikensammlungen mit ihrem Säulen-Vorbau sind prächtige Kulisse fürs Rockavaria, das Gebäude geht aber nach hinten unmittelbar über in die ehrwürdige Benediktinerabtei Sankt Bonifaz. Dort wird gelebt für Seelsorge, für die Wissenschaften und für die Obdachlosenhilfe. Frater Emmanuel Rotter, der Prior hier, erzählt, dass sein Konvent (zu dem auch noch sechs Brüder im Kloster Andechs gehören) für Klassikkonzerte auf dem Königsplatz schon mal das Geläut von Sankt Bonifaz anhält, und dass einer seiner Mitbrüder auch durchaus Heavy-Metal-Fan sei.

Dennoch sei die einwöchige Aufbauzeit mit den Soundchecks eine hörbare Belastung. Derzeit laufe eine Generalsanierung im Gebäude, da gebe es wochentags Baulärm - und nun am Samstag und Sonntag harte Musik, die noch drüben, im Hof vor der Klosterpforte, in gehobener Zimmerlautstärke ankommt. "Warum muss das in der Innenstadt sein?", fragt Frater Emmanuel, wo es doch das Olympiastadion gebe, das ohnehin veröde. So hingegen veröde der Rasen auf dem Königsplatz, "der ist total kaputt danach". Frater Emmanuel bleibt dennoch irgendwie gelassen und gütig.

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Ein Festival draußen vor der Stadt, vielleicht auch im Olympiapark, fände auch Sebastian Hengge aus dem Allgäu viel besser. Ihm ist das Rockavaria zu teuer, weil "am Samstag eh jeder nur wegen Iron Maiden und am Sonntag wegen den Toten Hosen kommt" - "190 Euro für zwei Tage", das sei schon heftig. Bier zum Oktoberfest-Preis, das sei frech, und es fehle die Möglichkeit zum Festival-Camping.

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Mit Tagesticket dürfen Besucher nur ein Mal rein und seien somit auch den hohen Preisen innerhalb der Absperrung wehrlos ausgeliefert. Das ärgert auch Julian Stechele aus Bernbeuren, Maiden-Fan mit Kutte und einem Sticker der "Gib-Gas-Freunde Emmenhausen". Draußen sitzen aber trotzdem noch Menschen, die "Suche-Karten"-Schilder hochhalten.

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Viele hundert Zuhörer haben auf ein Ticket verzichtet und sich auf dem Rasen vorm Lenbachhaus niedergelassen. Das Geschäft im Café Ella brummt auch in der Nacht, auf der Terrasse sind gebügelte Blusen jetzt klar in der Minderzahl.

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Aber glücklich sind alle und genießen die Iron-Maiden-Lichtshow von weitem. Laut genug ist's eh, manche singen die düsteren Texte mit, ebenso das klassische Maiden-Schlusslied "Always look on the bright side of life".

© SZ.de/ebri
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