Süddeutsche Zeitung

Robinson Kuhlmann:Schwarz wie die Nacht

Das Viertel ist tot, es lebe das Viertel: Die neue Bar Robinson Kuhlmann zieht die Szene an. Bewahrt sie das Glockenbachviertel vor dem Untergang?

Lisa Sonnabend

Sie stellen Grablichter auf und schreiben im Internet Abschiedsbriefe. Seit dem Aus für die legendäre Kneipe X-Cess betrauert halb München den Untergang des Glockenbachviertels. Dass es den Bach runter geht, ist nicht zu übersehen. Szene-Bars machen dicht, Künstler können sich das Leben im Viertel nicht mehr leisten, dafür eröffnen ambitionierte Modeläden, und Luxus-Immobilien werden monatlich aus dem Boden gestampft.

Doch Totgesagte leben bekanntlich länger - und so wird im Glockenbachviertel gerade Wiederauferstehung gefeiert. Genauer: in der Robinson Kuhlmann Bar in der Corneliusstraße14, direkt am Gärtnerplatz.

Robinson Kuhlmann war Barkeeper in der Disco Erste Liga und hat dort gelernt, wie eine gute Party funktioniert. An der Eingangstür seiner Bar hängt kein Namensschild, dennoch finden so viele Leute hierher, dass sich jede Nacht vor dem Lokal eine Traube bildet.

Das Robinson Kuhlmann hat die Räume des Cherie übernommen. Damals gab es Kölsch, nun Becks, die Einrichtung war schnörkelig, nun ist sie schlicht. Die Wände sind schwarz gestrichen, die Getränkepreise werden darauf mit Kreide notiert. Nur der massive Holztresen erinnert an die alten Zeiten.

In die Bar kommen Münchner bis Mitte 30, für die Ausgehen eine Lebensaufgabe ist. Sie tragen Nerd-Brillen, Mützen und T-Shirts, auf denen "Fuck Yeah" steht. Das Robinson Kuhlmann hat sich den größenwahnsinnigen Beinamen New York Bar gegeben. Ans Untergehen denkt das Viertel also nicht. Es hat noch viel vor.

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Quelle:
SZ vom 13.08.2010/sonn
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