Sexkomödien: "Meine Filme machten sehr viele Menschen glücklich"

Sexkomödien: Rinaldo Talamonti in "Laß jucken Kumpel", dritter Teil, mit Badewannengefährtin Ulrike Butz.

Rinaldo Talamonti in "Laß jucken Kumpel", dritter Teil, mit Badewannengefährtin Ulrike Butz.

(Foto: Privatarchiv)

Rinaldo Talamonti wurde als Darsteller von Filmen wie "Liebesgrüße aus der Lederhose" bekannt. Jetzt feiert der "kleine Italiener", der lange in München lebte, seinen 75. Geburtstag.

Von Jürgen Moises

Fast jeder kennt sie. Millionen Zuschauer haben sie gesehen. Und glaubt man Rinaldo Talamonti, dann haben sie in den Siebzigern sogar geholfen, die deutsche Geburtenrate zu erhöhen. Die Rede ist von Filmen wie "Liebesgrüße aus der Lederhose", "Alpenglüh'n im Dirndlrock" oder die verschiedenen Teile des "Schulmädchen-Reports". Was noch wichtig zu erwähnen ist: Viele bekannte deutsche Schauspieler haben dort mitgewirkt. Die einen standen am Ende, andere am Anfang ihrer Karriere. Und sprach man sie später darauf an, drucksten sie oft herum. Nicht so Rinaldo Talamonti. Der 1947 im italienischen San Benedetto del Tronto geborene Schauspieler, der am 25. August 75 wird, hat sich nie dafür geschämt.

Und wieso auch. Haben ihn diese Filme doch damals zu einem der meistbeschäftigten Darsteller gemacht. Und hätte ihn der Pasinger Sexkomödien-Produzent Alois Brummer nicht 1968 für die Rolle des tollpatschigen Privatdetektivs Harry Holst im Film "Graf Porno und seine Mädchen" entdeckt, wäre er vielleicht nie Schauspieler geworden. Davor war Talamonti Kellner, hatte per Zufall aber auch schon in einem US-Werbespot für Mundwasser mitgespielt. Diese Erfahrung und seine spätere Ehefrau Roswitha waren die Gründe, warum er als junger Mann in München blieb. Hierher gekommen war er 1964 mit den Eltern. Die gingen drei Jahre später nach Italien zurück. Und ihr Sohn? Drehte danach nicht weniger als 48 Erotik- und Sexfilme.

Sexkomödien: Rinaldo Talamonti, Schauspieler und Wirt, 2018 bei einer Vernissage in der Pasinger Fabrik.

Rinaldo Talamonti, Schauspieler und Wirt, 2018 bei einer Vernissage in der Pasinger Fabrik.

(Foto: B. Lindenthaler/imago/Lindenthaler)

Dass es jedenfalls Sex- und keine Pornofilme waren, in denen er meist den "kleinen, lustigen Italiener" oder das Klischee eines Latin Lovers spielte: Diese Unterscheidung war Talamonti immer wichtig. Und "Graf Porno"? Das war nur ein gewiefter, die Massen lockender Titel, für ein harmloses Kommödchen mit ein bisschen Haut. Diese Geschäftstüchtigkeit nahm Talamonti dem Ex-Spediteur und Hopfenbauern Brummer später übel. Und auch heute noch sagt er per Mail aus Italien über diese Zeit: Er wäre damals "ohne Erfahrung" in einem "Ozean voll mit Haifischen" geschwommen. Aber er war jung und brauchte "Brot für die Familie". Er sagt jedoch auch: "Meine Filme machten sehr viele Menschen glücklich".

Trotzdem stieg er 1978 aus der Branche aus. Weil die Filme immer "schärfer" wurden. Er baute mit seiner Frau Roswitha in München eine Vertretung für italienische Schuhe auf. Im Jahr 1993 eröffneten sie in der Innenstadt das Bistro "Buon Gusto Talamonti", das sie, bald erweitert zum Restaurant, bis 2012 erfolgreich führten. Nebenher hatte er Auftritte im Fernsehen. Er spielte in "Derrick", "Tatort", "Marienhof", "Hausmeister Krause" mit, aber auch in Genrefilmen wie "Die Sklavenjäger" von Jürgen Goslar oder "High Crusade" von Roland Emmerich.

Er hat ein Buch geschrieben und hofft auf Veröffentlichung

Auch heute noch versteht sich Talamonti in erster Linie als Schauspieler. Im September oder Oktober wird er für einen Film in Chicago vor der Kamera stehen- wenn alles klappt. Aber davor steht noch der 75. Geburtstag an. Wo er ihn feiert? In Italien, wo er die Sommermonate verbringt. "Vielleicht mit meiner Familie, meiner 96-jährigen Mutter, oder in Ruhe im Freundeskreis, in einem schönen Restaurant, mit einer guten Flasche Wein." München? Das hat er vor fünf Jahren verlassen. Er ging nach Salzburg, die Geburtsstadt seiner Frau, die dort im letzten Jahr leider verstorben ist. Ein "schwerer Verlust", der ihn "lange isoliert und zum Denken gebracht" hat.

Seinen Humor und Optimismus hat Talamonti trotzdem nicht verloren. Er kocht, pflegt den Garten, repariert das Haus. Und er hat ein Buch über seine Zeit als Schauspieler geschrieben, das, wie er sagt, hoffentlich bald herauskommt. Im Gespräch sei außerdem ein Dokumentarfilm, in dem er auf italienische Schauspielerkollegen aus den Siebzigerjahren trifft. In München sieht er weiterhin seine "geliebte Stadt", die Stadt seiner Jugend, in der er 53 Jahre lang gelebt hat. Er hat hier viele Freunde und Verwandte. "Ich bin immer noch bei euch."

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