Riem/Haar:Fehlanzeige

Überall fehlen Erzieher. Neue Ausbildungswege sind eine Lösung

Von Iris Hilberth, Bernhard Lohr, Riem/Haar

Verzweifelte Eltern, ratlose Bürgermeister und ein eklatanter Personalmangel: Das große Buhlen um Erzieherinnen im Landkreis ist in Stellenanzeigen wie auf Plakatwänden allgegenwärtig. Doch das Geschäft ist mühsam, die Konkurrenz groß und der Markt leergefegt. Landkreisweit fehlen 180 Erzieher und Kinderpfleger. Das hat eine Erhebung durch das Landratsamt ergeben. Jetzt wird nach Lösungen gesucht. Eine könnte die Erweiterung der Berufsschule München-Land in Riem um die Ausbildungsrichtung Kinderpflege sein. Der Landkreis hat das Nachbargrundstück am Schulgelände bereits erworben. Da der Kreis die Fachkräftesicherung zu einem seiner strategischen Schwerpunktthemen für die kommenden zwei Jahre gemacht hat, hat die Behörde in den 29 Gemeinden und Städten eine Bestandserhebung vorgenommen. Kommende Woche will man die Zahlen an die Rathäuser kommunizieren.

In vielen Gemeinden wird über die Personallücke längst diskutiert. So sind in Unterhaching aktuell zwei Kita-Leitungen, sechs Erzieher- und fünf Kinderpflegerstellen unbesetzt. Grasbrunn sucht sechs pädagogische Fachkräfte. In Unterschleißheim können nach aktuellen Zahlen aufgrund fehlender Fachkräfte im Herbst 28 Krippen- und 19 Kindergartenplätze nicht besetzt werden. Bürgermeister Christoph Böck (SPD) begrüßt deshalb, wenn der Landkreis sich einschaltet. Dieser könnte beim Bau günstiger Wohnungen mehr tun. Mit dem Aufbau einer Schule würde er helfen, dort Fachkräfte auszubilden, wo sie gebraucht würden. Fest steht, dass etwas geschehen muss. Im Sachvortrag der Verwaltung klingt das so: "Damit die hohe Prosperität des Landkreises München erhalten bleibt und zudem den Bürgerinnen und Bürgern des Landkreises zu Gute kommt, ist es wesentlich, dem Fachkräftemangel in verschiedenen Bereichen effektiv entgegen zu wirken." Die Rede ist von einem "strategischen Maßnahmenmix" aus Bildung, Arbeitsmarktpolitik und Internationalisierung. Näher will sich das Landratsamt dazu nicht äußern. "Das ist noch nicht spruchreif, bis zum Herbst wollen wir ein Konzept entwickeln", sagt Sprecherin Christine Spiegel.

Bei der Ausbildung von Fachkräften für die Kinderbetreuung könnte man einen Weg gehen wie bei den Pflegekräften für Seniorenheime. Da setzt Landrat Christoph Göbel (CSU) auf ein Ausbildungszentrum in Haar-Gronsdorf, wo eine Pflegeschule und eine Fachoberschule für Gesundheit geplant sind. An der Berufsschule in Riem, wo bislang Fachkräfte in Landwirtschaft, Hauswirtschaft und Pferdepflege unterrichtet werden, könnten bald Kinderpflegerinnen auf den Beruf vorbereitet werden. Man greife eine Idee der Schulleitung auf, teilt das Landratsamt mit. "Die wohnraumnahe Ausbildung ist nachgefragt", sagte Göbel am Dienstag im Sozialausschuss des Kreistags, in Riem könnte auch Wohnraum für die Berufsschüler angeboten werden. Eine Entscheidung ist aber noch nicht gefallen.

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