Schwabing:Widerstand gegen Umgestaltung der Rheinstraße

Schwabing: Künftig sollen Radfahrer und Fußgänger in der Rheinstraße mehr Platz haben.

Künftig sollen Radfahrer und Fußgänger in der Rheinstraße mehr Platz haben.

(Foto: Florian Peljak)

Fahrradwege statt Parkplätze: Auf der der Strecke zwischen Bonner Platz und Leopoldstraße sollen die Forderungen des Radentscheids umgesetzt werden. Was dort konkret geplant ist - und was Anwohner so erzürnt.

Von Ellen Draxel

Städtischer Raum ist begrenzt. Die Mobilitätswende weg von einer autogerechten Stadt hin zu mehr Rad- und Fußverkehr birgt Sprengstoff - in welchem Ausmaß, das zeigt sich in diesen Tagen an der Schwabinger Rheinstraße.

Die Strecke zwischen Bonner Platz und Leopoldstraße ist eine der wichtigsten Ost-West-Verbindungen durch Schwabing. Bislang parken dort auf beiden Seiten Autos dicht an dicht, 117 Fahrzeuge finden an den Fahrbahnrändern Platz. Raum, der künftig zugunsten von breiteren Gehsteigen, neuen Radwegen und Baumpflanzungen großteils aufgegeben werden soll. Die Kommune plant, in der Rheinstraße die Forderungen des Radentscheid umzusetzen. Damit ließe sich zugleich der seit Jahren bemängelte Konflikt zwischen Fußgängern und Radlern an der Simmernschule auflösen.

Doch es regt sich Widerstand. "Das Projekt", schimpft ein Nachbar, gehe "an der Lebenswirklichkeit der Anwohner vorbei". In der Gegend mangele es schon heute an Parkplätzen, viele Häuser seien Altbauten, die über keine Tiefgaragen verfügten. Protest kommt außerdem von Gewerbetreibenden, die befürchten, durch den Entfall von Parkplätzen Kunden zu verlieren. Vor allem beim Bezirksausschuss Schwabing-Freimann flammte zuletzt die Kritik der Anlieger auf - weshalb sich die Lokalpolitiker für punktuelle Planungsänderungen zugunsten des Erhalts von Parkplätzen aussprechen. Auch müssten die Belange der dort ansässigen Ärzte und Ladeninhaber bei der Raumaufteilung "angemessen" gewürdigt werden, fordern die Bürgervertreter.

In Westschwabings Stadtteilgremium ist es die CSU, die zu bedenken gibt, dass "die Autos ja nicht einfach so verschwinden, nur weil Parkplätze wegfallen". Insbesondere hilfsbedürftige Menschen hätten es nach dem Umbau deutlich weiter zu ihren Autos oder auch zu Taxen. "Wir bauen das jetzt so um, werden in Zukunft aber viel mehr alte Menschen haben als junge", meinte Jan Kurrus in der jüngsten Sitzung.

Beim Mobilitätsreferat hingegen hat man errechnet, "dass die Parkplätze reduziert werden können". Zumal der Kfz-Verkehr von 2011 bis 2019 um 23 Prozent abgenommen, der Radverkehr sich hingegen "mehr als verdoppelt" habe.

40 neue Fahrradabstellplätze an drei Knotenpunkten

Die Variante, die das Mobilitätsreferat für die 500 Meter lange Rheinstraße präferiert, sieht vor, auf der Südseite 26 Parkplätze zu erhalten und mindestens sieben, besser noch 23 Bäume zu pflanzen. Wie viel letztlich machbar ist, muss noch eruiert werden. Zudem sollen vier neue Lieferzonen eingerichtet werden, "um die Versorgung der ansässigen Gewerbebetriebe, aber auch die Belieferung privater Haushalte durch Paketdienste zu ermöglichen". Auch die 40 neuen Fahrradabstellplätze, die der Radentscheid verlangt, können bei dieser Neuplanung an drei Knotenpunkten geschaffen werden. Weil künftig eine Expresslinie durch die Rheinstraße verkehrt, sind außerdem zwei Bushaltestellen vorgesehen.

Die Mehrheit in den Stadtteilgremien, obgleich offen für die Bedenken der Anwohner, unterstützt das städtische Vorhaben. "Die Planung bringt mehr Vorteile als Nachteile und ist sehr ausgewogen", findet Grünenpolitikerin Undine Schmidt aus Schwabing-West. Ihr Parteikollege Florian Schönemann versteht diese Variante gar als "ein Paradebeispiel, wie man die Mobilitätswende umsetzen kann".

Am 21. Juni soll die Planung dem Mobilitätsausschuss des Stadtrats vorgelegt werden. Dann wird sich zeigen, ob die vom Bezirksausschuss Schwabing-Freimann gewünschten Änderungen Berücksichtigung finden.

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