Retrospektive Ed Ruscha:Pop als das Drama der Wörter

Hollywood in Knall-Farben und Wortfetzen: Im Münchner Haus der Kunst wird eine große Retrospektive des Pop-Art-Künstlers Ed Ruscha gezeigt.

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Hollywood in Knallfarben und Wortfetzen: Im Haus der Kunst wird eine große Retrospektive des amerikanischen Pop-Art-Künstlers Ed Ruscha gezeigt.

"I think maybe I'll..." - wenn sich Barack Obama diese Worte für das Weiße Haus kauft, dann müssen sie prominent sein. Und das ist in der Tat der Fall: Sie prangen in roten Lettern auf einem Bild des kalifornischen Malers Ed Ruscha, der heute als einer der bedeutendsten zeitgenössischen Künstler der USA gilt. "Ru-Shay", wie sein Name ausgesprochen wird, stellt nun im Münchner Haus der Kunst in einer großen Retrospektive viele Werke aus mehr als 50 Jahren Kunsttätigkeit aus.

I think I'll..., 1983, White House.

Foto: AP

Text: H. Schwarzenbeck

Ed Ruscha

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Knallig und auf lautmalerische Weise schreiend: Mit "Annie" zitiert Ruscha den Titel des Comics "Little Orphan Annie", der 1924 in der New York Daily News veröffentlicht wurde. Die Affinität Ruschas zur Werbegrafik wird in vielen seiner Bilder deutlich, ebenso wie seine Nähe zur Pop Art, deren Mitbegründer er war. Die Motive seiner Gemälde ...

Annie, 1962, Courtesy Private Collection.

Foto: Paul Ruscha

Ed Ruscha

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...stehen meist im engen Zusammenhang mit der Film- und Werbeindustrie in Los Angeles, wo er wohnt. So auch das Bild "Large Trademark with Eight Spotlights", das das Logo von 20th Century Fox zeigt. Die Proportionen des Bildes sind dem Format einer Kinoleinwand nachempfunden - der Beobachter hat somit den Eindruck, den Ausschnitt eines Filmabspannes zu betrachten. Damit das Wort im Mittelpunkt steht,...

Large Trademark with Eight Spotlights, 1962, Courtesy Whitney Museum of American Art, New York.

Foto: Paul Ruscha

Ed Ruscha

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...reduziert Ed Ruscha die Landschaft in seinen Bildern oft auf ein Minimum - den Horizont. Solch "anonyme Kulissen", wie Ruscha sagt, sollen Bühne sein für das "Drama der Wörter". So verschmelzen die Lettern von Hollywood im angedeuteten Abendrot mit den Hügeln Südkaliforniens. Gerade die Tatsache, dass Worte keine bestimmte Größe haben,...

The Back of Hollywood, 1977, Courtesy Collection Musée d'art contemporain de Lyon.

Foto: Paul Ruscha

Ed Ruscha

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...und dass sie weder im Raum noch in ihrer Bedeutung fixiert sind, übt einen besonderen Reiz auf Ruscha aus. So lässt er vor flimmernden Straßen einer Stadt aus der Vogelperspektive den Schriftzug "Talk Radio" leuchten.

Themen aus dem urbanen Alltag, das sind die Motive, die der 1937 in Nebraska geborene Maler, Grafiker, Filmemacher und Fotograf in seinen Gemälden umsetzt. Dabei spielt er mit der Mehrdeutigkeit von Worten, wie etwa...

Talk Radio, 1988, Courtesy the collection of Joe Goode and Hiromi Katayama.

Foto: Paul Ruscha

Ed Ruscha

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...in seinem Bild "Securing the Last Letter" . Wird hier der Chef mit einer Klemmzwinge traktiert? Oder heißt "boss" soviel wie "awesome", also "klasse"? Oder ist eine Marke für Bekleidung gemeint? Der Kontext lässt kaum einen Rückschluss zu, denn er ist schlicht nicht existent. Ob schwarze Leere oder...

Securing The Last Letter, 1964, Courtesy Collection of Emily Fisher Landau, New York.

Foto: Paul Ruscha

Ed Ruscha

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...stilisierte rote Wolken - Ed Ruscha setzt seine Wortgebilde gerne vor einen Hintergrund, in dem sie fremd wirken. Nicht ohne Humor: So nennt er einen klobigen Industrieklotz schlicht "fat boy", "fetter Junge". Die oft befremdliche Wirkung steigert der Künstler noch, indem er zu ungewöhnlichen Malutensilien greift,...

The Old Tech-Chem Building, 2003, Courtesy The Broad Art Foundation, Santa Monica.

Foto: Paul Ruscha

Ed Ruscha

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...wie in diesem Fall: Schellack auf Satin. Experimente versteht er als wichtigen Teil der Kunst. Über mehrere Jahre, die Ruscha selbst als "Romanze mit Flüssigkeiten" bezeichnet, brachte er in seinen Werken auch Schokolade, Blut, Kautabak und Schießpulver auf Materialien wie alten Kleidungsstücken zum Einsatz. Doch Ed Ruscha zeigt, dass er auch in gegenständlicher Malerei eine eigene Klasse besitzt...

It's Only Vanishing Cream, 1973, Collection of the artist.

Foto: Paul Ruscha

Ed Ruscha

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...so etwa bei einer Reihe von Silhouettenbildern aus den achtziger Jahren. Die Motive, hier eine alte Galleone, beziehen sich auf die Bildklischees des Amerikaners und seines Selbstverständnisses, das er in der Denktradition der Beat Generation kritisch reflektiert. Mit eben dieser kritischen Distanz nähert er sich auch dem Kunst-Establishment,...

Untitled, 1986, Courtesy of James Corcoran Gallery, Los Angeles.

Foto: Paul Ruscha

Ed Ruscha

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...das er in seiner Komposition Los Angeles County Museum of Art on Fire gestalterisch provoziert: Flammen schlagen aus dem Dach des Hauses. "Als ich mit dem Bild anfing, wusste ich schon, dass ich dem Gebäude irgendwie etwas antun würde", meint Ruscha später über das Gemälde, welches das Gebäude modellhaft aus einer "schiefen Vogelperspektive" zeigt.

Vom 12. Februar bis 2. Mai werden die gemalten Werke des amerikanischen Künstlers im Haus der Kunst in einer großen Retrospektive ausgestellt.

12. Februar bis 2. Mai: "Ed Ruscha. 50 Jahre Malerei" im Haus der Kunst, Prinzregentenstraße 1. Öffnungszeiten: Montag bis Sonntag 10 bis 20 Uhr, Donnerstag 10 bis 22 Uhr.

Los Angeles County Museum on Fire, 1965-1968, Courtesy Hirshhorn Museum and Sculpture Garden, Smithsonian Institution

Foto: Lee Stalsworth Text: H. Schwarzenbeck

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