Das Stadtmuseum München restituiert eine spätmittelalterliche Apostelfigur an die Erben des Münchner Antiquars Jacques Rosenthal (1854 - 1937). Gemeinsame Recherchen mit dem Zentralinstitut für Kunstgeschichte ergaben, dass die Figur dem jüdischen Antiquar verfolgungsbedingt entzogen worden war. 1938 wurde sie auf einer Auktion bei Adolf Weinmüller in München angeboten, wo das Stadtmuseum sie erwarb.
Die Familie Rosenthal stammte aus dem Unterallgäu, wo der Vater schon eine Kunst- und Antiquitätenhandlung betrieb, die nach dem Umzug nach München ausgebaut wurde. Nach einer internationalen Ausbildung eröffnet Jacques Rosenthal sein eigenes Buch- und Kunstantiquariat. Zu seiner Kundschaft gehörten Sammler, Händler und Bibliothekare sowie König Ludwig II.; der geschäftliche Erfolg spiegelte sich in dem Bau eines repräsentativen Wohn- und Geschäftshauses an der Brienner Straße.
Durch die Vermittlung des Holocaust Claims Processing Office (HCPO) in New York wurde mit den Nachfahren der Familie Rosenthal vereinbart, dass die Figur restituiert und anschließend zurückgekauft werden kann und so eine "faire und gerechte Lösung" im Sinne der "Washingtoner Erklärung" von 1989 erzielt wird. Der Rückkauf wird durch den Verein Freunde des Münchner Stadtmuseums ermöglicht.