Yen'c:Feuertopf und Tropenklima

Yen'c am Heimeranplatz

Topf und Kochplatte am Tisch: So wird der Feuertopf im Yen'c serviert.

(Foto: Stephan Rumpf)

Erinnert an Fondue, ist aber eine ostasiatische Spezialität: Der Feuertopf im Yen'c im Westend. Dafür hat jeder Gast eine eigene Kochplatte auf dem Tisch. Doch die besondere Qualität des China-Restaurants versteckt sich in der Karte.

Von Helene Töttchen

Dieser Artikel ist leider nicht mehr aktuell, da es das Lokal nicht mehr gibt.

Eigentlich muss man dem Dschungelcamp dankbar sein. Seit Menschen dort Stierhoden, Kakerlaken und Maden essen, wird hierzulande sehr viel weniger Aufhebens gemacht um Speisen, die von mitteleuropäischer Durchschnittskost abweichen. So sieht denn auch kaum einer auf im Yen'c, wenn man vom Buffet kommend sich mit einem Tellerchen voller gebackener Schweineohren oder gekochter Hühnerfüße an seinen Tisch setzt. Das kann in dem chinesischen Restaurant im Westend auch daran liegen, dass es sich bei den Gästen überwiegend um Chinesen handelt, was kein schlechtes Zeichen sein sollte, wenn es um landestypische Küche geht.

Buffet im Yen'c am Heimeranplatz

Reichhaltiges Buffet: Im Yen'c gibts neben Glasnudeln und Wan Tans auch Schweineohren.

(Foto: Stephan Rumpf)

Das Yen'c, das im Sheraton-Westpark-Komplex am Heimeranplatz liegt, ist ein Hot-Pot-Restaurant, bietet also eine Art Fondue, wie es überall in Ostasien bekannt ist. In den kochenden Fond gibt man die Zutaten, die kurz darin garen. Die Brühe ist für gewöhnlich rot und durch Chili und Szechuanpfeffer zünftig scharf, was den Namen Feuertopf erklärt, es gibt sie im Yen'c aber auch in mittelscharf oder in der weißen Variante, die geschmacksneutral ist, aber der hier gereichten kantonesischen Küche entspricht. Gewürztunken sorgen dann für den fehlenden Geschmack.

Man kann aus einer Karte wählen oder aber Feuertopf, was im Yen'c fast jeder tut. Der Hot Pot köchelt also fast überall, zu Spitzenzeiten mehrere Dutzend zugleich, und so sollte man sich vor einem Besuch sehr genau die Kleiderwahl überlegen. Als Richtschnur sei das Tropenhaus im Zoo empfohlen.

Während anderswo Rechauds mit offener Flamme in die Mitte des Tisches gestellt werden und eine Edelstahlschale für alle obendrauf, gibt es im Yen'c für jeden Gast eine eigene Induktionsplatte mit Henkeltopf drauf, was bei unseren Besuchen weniger eine optische Frage war als eine akustische. Fuhren die Platte hoch, surrten manche von ihnen in einem hohen Ton, was erst irritierte, sich aber dann in den Klangteppich der fröhlichen Großgruppen junger Chinesen mischte, die sich gerne in dem großzügigen, mit kleinen Brunnen und freundlichem Blumendekor verzierten Restaurant treffen. Der Service ist mal aufmerksam, mal vergesslich, mal distanziert, mal freundlich. Wer mit Kind anreist, wird aber immer liebevoll umsorgt, sollte allerdings bei sehr kleinen Gästen beachten, dass der heiße Topf nah an der Tischkante steht.

China-Restaurant Yen'c am Heimeranplatz

Das Yen'c liegt im Sheraton-Westparkkomplex am Heimeranplatz.

(Foto: Stephan Rumpf)

Schweineohren am Buffet

An den Tisch mit den gemütlichen Sesseln gebracht werden dünne Rindfleischscheiben, die wenige Minuten im Fonds gekocht werden, den Rest holt man sich am Buffet. Pak Choi, Pilze und Kohl gibt es dort, Tofu, Glasnudeln, vielerlei Tiefgefrorenes aus dem Meer wie Tintenfisch, Garnelen und Muscheln. Es gibt Krebsfleisch und besagte Hühnerfüße, die ein wenig am Rand stehen, neben Wackelpudding und Eis. Zusätzlich zu den frischen Zutaten bietet Yen'c ein umfangreiches warmes Buffet mit knapp 20 Positionen, das im Hot-Pot-Preis inbegriffen ist. Bei unseren Besuchen gab es mitunter Frühlingsrollen, Wan Tans, Thai-Currys, gebratene Nudeln, Pfoten und Ohren vom Schwein.

Für den Hot Pot ist der frühe Abend der beste Zeitpunkt

Die Auswahl war beeindruckend, die Qualität durchwachsen. Bei unserem ersten Besuch an einem Samstag um 21 Uhr waren die meisten Gäste bereits beim Dessert, die warmen Speisen dampften offenbar schon eine geraume Weile in den Edelstahlwannen. Das Gemüse war bei einem Großteil der Gerichte matschig, die Saucen so eingekocht, dass sie überwürzt schmeckten, die gebratenen Nudeln bildeten einen Klumpen. Wir probierten hier und da und hielten uns lieber an die Zutaten für den Hot Pot, die auch zu später Stunde immer wieder nachgelegt wurden. Reichlich und gut ist grundsätzlich auch das Dessertbuffet, neben gebackenen Bananen und wunderbaren Kürbisbällen mit Bohnensoße gab es Ananas und Melone, Wackelpudding, Agar Agar und reichlich Eis zum Selberportionieren. Am späten Abend blieb davon allein das Eis.

Als wir ein zweites Mal das Yen'c besuchten, wählten wir die frühe Stunde, kurz nach 18 Uhr, was sich als klug erwies. Die Speisen im warmen Buffet waren frisch aufgetragen, das Gemüse knackig, die Soßen feinwürzig, Nudeln und Reis so, wie sie sein sollen. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht ergibt es bei einem Preis von 14,90 Euro am Abend (mittags 7,80 Euro) sicher wenig Sinn, für eine Handvoll Nachzügler das gesamte warme Buffet frisch aufzufüllen, aber vielleicht wäre es auch eine Idee, es kleiner, dafür aber feiner zu halten.

Nach zwei Feuertopfbesuchen wollten wir bei unserem dritten Besuch die Karte testen, was bei der Bedienung kurz für Verwunderung sorgte, es geschieht offenbar nicht zu oft. Beim Kosten der Speisen war es dann an uns, verwundert zu sein, denn das dargereichte Essen war sehr viel anders als das am Buffet - sehr viel besser nämlich. Als Vorspeise wählten wir fein gewürzte frittierte vietnamesische Frühlingsrollen (3,80 Euro) und Wakamesalat (4,20 Euro), bei dem die Seealgen von feiner Meeresnote und knackig waren. Danach aßen wir ein feinfeuriges Gong Bao Rindfleisch mit Hoi-Sin-Sauce (11,50 Euro), den Klassiker der Szechuan-Küche in der Rindvariante, und als vegetarisches Gericht sauer eingelegte gebratene Kartoffelstreifen (10,90 Euro), die schön bissfest waren und heiß serviert dennoch erfrischend schmeckten. Zum Dessert nahmen wir vier süße Kürbisküchlein (2,80 Euro), die frisch frittiert sehr viel besser schmecken als vom Buffet.

Kommen wir wieder? Doch, das haben wir schon vor. Für den Feuertopf wird es aber sicher der frühe Abend sein, ansonsten werden wir uns aus der Karte bedienen. Angeblich soll es im Yen'c auch noch einen Sushimeister geben.

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