Restaurant Viet Village:Dörfliche Großstadtküche

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Authentisches Essen und eine angenehme Einrichtung mit nur wenig Kitsch: Das Konzept des Viet Village in Pasing ist überzeugend. (Foto: Stephan Rumpf)

Das Viet Village serviert traditionelle vietnamesische Kost in kosmopolitischem Ambiente - mitten in Pasing.

Von Gertrude Fein

"Das Viet Village ist ein trendiges und kosmopolitisches Restaurant, gepaart mit europäischen Elementen, das alle Sinne beflügelt." So die Präsentation im Internet. Im nächsten Absatz heißt es dann: "Lassen Sie Ihren Blick über all die köstlichen Speisen schweifen, die das kleine vietnamesische Dorf zu bieten hat. Wir verwöhnen Sie mit einer traditionellen und authentischen vietnamesischen Küche." Ja, was denn nun? Trendig und kosmopolitisch oder traditionell und authentisch? Im Viet Village ist das nur scheinbar ein Widerspruch.

Das kleine Restaurant an einer der ruhigeren Ecken Pasings, nahe dem vorlauten Einkaufszentrum und doch gefühlt weit weg davon, ist weltstädtisch elegant eingerichtet, weitgehend ohne Asia-Kitsch. Und doch hat es etwas Dörfliches. Stammgäste werden begrüßt wie Familienmitglieder, viele kennen sich und es geht recht laut her, wenn der Laden voll ist, und das ist er fast immer. Die meisten Gäste lassen verschiedene Gerichte in die Mitte der kleinen Tische stellen und alle greifen zu. Auch den Leuten von den Nebentischen fiele es nicht schwer, schnell einmal rüber zu langen, so dicht stehen die Tische aneinander. Gespräche sind bei dieser Nähe sowieso Allgemeingut.

Mittags geht es etwas ruhiger zu. Neben den Standards werden dann etliche Menüs angeboten, wahlweise mit Suppe oder Frühlingsrollen. Die klare Suppe mit Hühnerfleisch- und Gemüsestreifen konnte sich ebenso sehen lassen wie die knusprige Frühlingsrolle. Dazu gab es nicht die übliche Sweet-Chili-Sauce aus dem Eimer, sondern ein Schälchen mit Nuoc-mam-Sauce (Fischsauce) mit dünnen Streifen von Chilischoten. Die Tintenfischchen mit Gemüse vom Menü Nr. 12 waren ausgezeichnet und die Ente in roter Currysauce vom Menü Nr. 10 überzeugte mit knuspriger Haut und perfekt dosiertem Curry (je 10,90 Euro).

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Hier macht die Oma die Nudeln noch selber. Bei den Vorspeisen zeigt sich: Was auch immer die Tageskarte an Unbekanntem aufführt - man sollte es riskieren.

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Wer sein Mahl mit einer Suppe beginnt, kann kaum etwas falsch machen, ob mit Kokossuppe mit Riesenkrabben oder süß-saurer Suppe, ebenfalls mit Kingprawns (7,90/6,90) oder der herausragenden 24-Stunden-Suppe Pho Bo. Sie gibt es als kleine oder große Portion. Begleitet wird sie von einer Schale mit Sojasprossen, Thaibasilikum, Korianderblättern und etwas Soja- und Chilisauce (klein: 7 Euro).

Wer Frühlingsrollen liebt, jedoch nicht die üblichen Allerweltsrollen, sollte als Vorspeise die Platte mit fünf verschiedenen davon wählen, alle kross und jede nicht nur mit anderer Füllung, sondern auch in einem anderen Teigmantel. Exotischer ist das Betelblatt mit Fleischfüllung und dünnen Nudeln, bestreut mit Erdnusssplittern und einer Art Grieben. Dünne Nudeln bildeten auch die Unterlage für die köstlichen Tapiokarollen. Statt der georderten Maultaschen in Bananenblättern wurden grüne, glibberige, durchaus wohlschmeckende Dinger serviert, von denen wir annahmen, dass es sich um gedämpfte Reisplätzchen handelte, die auf der Karte in der Nähe standen - auch nicht schlecht, wenn man durch Zufall etwas anderes kennenlernt.

Dass etwas verwechselt wurde, kam des Öfteren vor. Das fällt wohl unter die Kategorie dörflich. Da auf dem Tisch mehrere Gerichte standen, auf die alle zugreifen konnten, wurde der Irrtum erst bemerkt, als die Platten schon halb abgegrast waren. Zum Reklamieren war es zu spät und geschadet hat es nichts, weil alles ausgezeichnet schmeckte.

Ein paar Abstriche gab es lediglich bei der "knusprigen Ente" mit Pak Choy, deren Fleisch zwar ohne jeden Tadel war, die Haut jedoch so gar nicht knusprig. Und das Rindfleisch mit grünem Curry und Auberginen verdiente die zwei Chilischoten auf der Karte nicht, denn es hätte gut noch etwas Schärfe vertragen. Gar nicht genug zu loben ist das Gemüse im Viet Village. Immer frisch, immer in anderer Zusammensetzung, immer kurz gebraten, für manchen vielleicht sogar zu kurz.

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Appetitlich brutzelnd kamen die Gerichte im Gusseisentöpfchen auf den Tisch. Verschiedene Fleischscheiben und Riesenkrabben mit Gemüse wurden auf Knusperreis angerichtet, der unter der Sauce erstaunlicherweise immer noch knusprig geblieben war. Bei einem anderen dieser Töpfchen waren Rindsfiletstreifen und Gemüse sehr gelungen mit grobem Pfeffer kombiniert.

Der echten vietnamesischen Küche am nächsten kommen wohl die Teigblätter, die der Gast selbst füllen kann, beispielsweise mit Entenfleisch, und immer mit Kräutern, die als prächtiger Strauß in einem Körbchen aufgetragen werden. Die Sache wird lauwarm serviert, so verbrennt man sich nicht die Finger beim Basteln. Mit der dazu gereichten Sauce waren die Rollen ein Genuss. (Hauptgerichte etwa zwischen 14 und 18 Euro.)

Mit "Mochis Zen Tea" als Dessert bleibt man in der Abteilung Exotik. Die Klebereisbällchen, gefüllt mit verschiedenen Eissorten, dazu eine Tasse Tee, waren sehr interessant, sehr klebrig und sehr wohlschmeckend (7,90). Etwas Besonderes sind auch die hausgemachten Limonaden, wie zum Beispiel die von Ingwer und Minze (3,90).

© SZ vom 07.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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