Oliv's:Schlemmen in Starnberg

Oliv's: Restaurantleiter Thomas Felber in Oliv's Restaurant in Starnberg.

Restaurantleiter Thomas Felber in Oliv's Restaurant in Starnberg.

(Foto: STA)

Wer in Starnberg gute Manieren hat und Geld in der Tasche, besucht gerne das Hotel Vier Jahreszeiten. Im Restaurant Oliv's des Vier-Sterne-Hotels kann man drei bis sieben Gänge-Menüs essen.

Luis Löschnigg

Als Starnberg nur einen Bahnhof hatte, stieg die Hautevolee im Bayerischen Hof ab. Mitten in der Stadt, mit unverbaubarem Seeblick. Seit es neuerdings einen zweiten Bahnhof zwischen Geschosswohnungsbau und Gewerbegebiet gibt, lässt sich auch in der Nähe dieses Bahnhofs und gegenüber von Großtankstelle und Getränkemarkt im Vier-Sterne-Hotel residieren.

Das Vier Jahreszeiten liegt an der vierspurigen Bundesstraße, der wichtigsten Verkehrsachse der Kreisstadt. Vom oberen Stockwerk des 150-Betten-Komplexes soll man hinter Tankstellen und postmodernen Bürogebäuden den See erkennen können, heißt es. Doch trotz aller Skepsis und Häme, die man in Starnberg der schicken Herberge entgegengebracht hat, haben die Zweifler zugestehen müssen, dass solch ein Haus bislang fehlte in der Kreisstadt.

Mit zur Attraktivität des mit allerlei Designerware ausgestatteten Hotels trägt sicherlich das Restaurant Oliv's bei. Mittags lockt es Geschäftsleute aus der Nähe mit einem Lunch, sonntags Familien zum Brunch. Und wer abends gar nicht mehr weiter weiß in Starnberg, gute Manieren hat und Geld in der Tasche, läuft gerne in der gut sortierten und professionell geführten Hotelbar ein.

Die Bar trägt den etwas einfallslosen Namen Hemingway und kann Schlusspunkt eines netten Abends im Restaurant sein. Ein Menü im Oliv's hat seinen Preis: Es kostet pro Person zwischen 36 und 74 Euro. Dafür bekommt man drei bis sieben Gänge, ergänzt, unterbrochen und beendet von schmackhaften Grüßen aus der Küche.

Gleich zu Beginn munterte ein dickliches Grissino in seinem Parmaschinkenmantel mit einem Gläschen Kräuterschaum richtig auf. Auch das Sushi mit Thunfisch, Lachs und einer eingelegten, würzig-scharfen Ingwerscheibe machte Laune auf die Vorspeisen und Suppen. Und tatsächlich war die Perlhuhnessenz mit einem Schuss Sherry und einer kleinen Pilzroulade ohne Einschränkung zu loben.

Auch an der Bouillabaisse mit Plattfischen war nichts auszusetzen. Die Fischstücke, angenehm fest, häuften sich im Teller, bis sie wie Haiflossen aus der schaumigen Oberfläche der Brühe ragten. Die Riesengarnelen, im Kartoffelteig frittiert und auf einem milden Kürbiscoulis stramm stehend, überzeugten ebenfalls. Ein Hut aus einem blauroten Kartoffelchip krönte den Starter dieses Abends.

Schlemmen in Starnberg

Überhaupt gilt die Liebe des Küchenpersonals den Details. Was andere Chi-chi nennen mögen, ist im Oliv's künstlerischer Bestandteil der Gerichte. Da gab es knackige Chips von Kartoffeln, Tomaten oder Fenchel und witzig-würzige Spiralen aus Parmesan. Der Geschmack war jeweils sehr intensiv und ließ erkennen, welch hervorragende Produkte die Hotelküche verarbeiten darf.

Qualität und Ambiente rechtfertigt die hohen Preise aber nur zum Teil. Die Aufmerksamkeit des Personals unterlag größeren Schwankungen, ebenso die Temperatur der Teller. Der Service brauchte sehr lange, bis er merkte, dass Wasser und Wein nachzuschenken waren. Der Gast selbst hatte kaum Chancen, an seine Getränke heranzukommen, weil der Kellner sie in einer entfernten Nische abgestellt hatte.

Die Teller waren einmal so glühend heiß, dass der an den eigentlich wunderbar zarten Hirschrücken drapierte Heidelbeer-Balsamicojus sogleich eintrocknete und die Soße zur rosa gebratenen Flugentenbrust mit Kürbis und Gnocchi zu einem bräunlichen Film gerann. Dabei waren die Speisen nicht einmal richtig heiß. Den mit Hummer gefüllten Seezungenröllchen konnte auch der heiße Teller nicht die Wärme geben, die sie wohl beim offensichtlich allzu langen Warten in der Küche verloren hatten.

Ein anderes Mal dagegen passte alles. Niemand musste beim Zurechtrücken der Teller Verbrennungen ersten Grades befürchten. Und auf diesen Tellern lag dann ein auf den Punkt gebratenes, saftiges Seeteufelfilet in einem Spinatbett oder - mundgerecht heiß und wunderbar aromatisch - ein Lammkaree in einer lockeren Thymiankruste.

Wer keinen der feinen französischen Käse zum Dessert mag, konnte etwa bei einer Lebkuchen-Mousse mit Bitterorangen eine bittersüße Erfahrung machen, bei der man aber nicht über Kalorien nachdenken durfte.

Die Bierfraktion bestellte im Oliv's Pils (0,3 Liter Euro), die Weinliebhaber probierten einen soliden Spätburgunder vom Kaiserstuhl (Flasche 31 Euro) und später tranken alle Cocktails an der Bar (je 7,90 Euro).

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